Deutsche Erdbeeren im November sorgen für späte Sommergefühle
Es ist eine kleine Sensation: In Deutschland kann man heuer im November noch Erdbeeren ernten. Sind sie noch genießbar? Brechen jetzt mediterrane Zeiten an?
Rot, süß und saftig. Und das Beste: Es gibt sie noch. Unglaublich, aber in Deutschland werden tatsächlich noch Erdbeeren geerntet. Zum Beispiel in Südhessen und Unterfranken. Ganz schön robust, die kleinen Sommer-Früchtchen. Sie lassen sich nicht unterkriegen und verharren tapfer auf den Feldern – wie die Blätter auf den Bäumen, was im November ebenso ungewöhnlich ist.
Möglich macht’s das Wetter. Lutz Popp, stellvertretender Geschäftsführer des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege, sagt heuer sei alles verzögert, es habe noch keinen scharfen Frost gegeben. Der Klimawandel bringe längere Vegetationsperioden und längere Phasen von Hitze und Trockenheit. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir Erdbeeren auch künftig über den Sommer hinaus ernten können.
Popp selbst hat vergangene Woche erst die letzten Zucchini aus dem Beet geholt. Das sei extrem ungewöhnlich, sagt der Fachmann, normalerweise seien sie sehr frostanfällig. Ähnliches gelte für Paprika und Chili, die es heuer auch sehr lange draußen ausgehalten hätten oder immer noch aushielten.
Spätes Obst und Gemüse vom Feld ist auch im November noch genießbar
Aber: Kein Grund euphorisch zu werden. Laut Lutz Popp sollten wir nicht darauf hoffen, nun generell mediterrane Pflanzen bei uns anzusiedeln. Denn die Temperaturen könnten hier in der Nacht trotzdem auf minus 15 Grad sinken, in höheren Lagen noch tiefer.
Die gute Nachricht: Wer jetzt noch Früchte erntet, kann sie Popp zufolge ruhigen Gewissens genießen. Auch wenn sie nicht mehr die Fülle an Aromen und Inhaltsstoffen hätten. Allerdings beziehe sich das auf Speisefrüchte, sagt der Experte und warnt davor, Zierpflanzen wie Zierkürbisse zu verspeisen, vor allem, wenn sie ungenießbar bitter schmeckten. Sie könnten Bitter- oder Giftstoffe in großen Mengen enthalten.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auch gleich auf flüssigen Genuss umsteigen. Denn während es die einen Pflanzen besonders lang aushalten, konnten es andere dieses Jahr gar nicht abwarten zu sprießen. Trauben zum Beispiel. Sie sorgten 2018 für eine frühe Weinlese. Die habe in Unterfranken heuer drei Wochen früher begonnen, sagt Popp. Denn dort hätten Temperaturen geherrscht, die eigentlich in den Mittelmeerraum gehörten. Was für ein mediterranes Jahr – mit Erdbeeren zum krönenden Abschluss.
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