Schon sechs Kinder tot - aber Ikea verkauft Kommoden weiter
Nach mehreren Todesfällen von Kleinkindern durch umkippende Schränke ruft Ikea Kommoden der Serie Malm zurück - allerdings nicht in Europa.
Nach dem Tod mehrerer Kleinkinder in Nordamerika zieht der Möbelriese Ikea 36 Millionen Kommoden zurück. In Europa werden die Möbelstücke dagegen weiter verkauft, denn nach den hiesigen Vorschriften sind sie sicher, wie eine Sprecherin am Mittwoch sagte. "Ikea-Kommoden sind sicher, wenn sie nach Anleitung an der Wand befestigt werden", schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung.
In den USA gebe es einen freiwilligen Sicherheitsstandard der Industrie, der für freistehende Kleiderschränke gelte. "Ikea hat den Standard für freistehende Schränke nicht angenommen, weil Ikea-Kommoden an der Wand befestigt werden sollen", erklärte die Sprecherin. Das Unternehmen nahm auch seine Kunden in die Pflicht: "Wir haben keine Informationen über Kipp-Unfälle mit ordnungsgemäß verankerten Kommoden."
Nach den Vorfällen in Nordamerika habe man sich aber mit der US-Verbraucherschutzbehörde CPSC auf den Rückruf verständigt. Die Behörde macht die Möbelstücke für den Tod von sechs Kleinkindern verantwortlich.
Ältester Tod durch Ikea-Kommode liegt schon 27 Jahre zurück
Im Februar sei ein 22 Monate alter Junge im US-Bundesstaat Minnesota ums Leben gekommen, weil eine Malm-Kommode auf ihn gefallen war, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. 2014 gab es zwei Todesfälle in den Bundesstaaten Pennsylvania und Washington. Die anderen drei Fälle liegen nach Angaben der Behörde länger zurück. So starb ein 20 Monate altes Mädchen im Jahr 1989.
Von dem Rückruf betroffen waren neben verschiedenen Ausführungen der Malm-Kommoden auch noch andere Regale mit Schubkästen. Nach Angaben der CPSC waren in den USA in den vergangenen Jahren rund 29 Millionen Stück von ihnen verkauft worden, in Kanada 6,6 Millionen.
Ikea sorgte schon öfter mit Rückrufen für Schlagzeilen
Es ist in diesem Monat schon das vierte Mal, dass Ikea mit Rückrufen in die Schlagzeilen gerät. Erst am Montag hatte das Möbelunternehmen dunkle Schokolade zurückgerufen, weil der Milch- und Haselnussgehalt auf den Packungen nicht ausreichend angegeben war.
Weil sich das Treppengitter "Patrull" in mehreren Fällen unerwartet geöffnet hatte, bat Ikea seine Kunden, es wegen Sturzgefahr zurückzubringen. Anfang des Monats hatten die Schweden Kühl- und Gefrierschränke zurückgerufen, weil sich Benutzer einen Stromschlag holen könnten. dpa
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Die Malm-Kommoden haben seit x-Jahren eigentlich ein Band um gegen das Umfallfallen gesichert zu sein. Das Band wird am Schrank und in der Wand verbohrt. Kann freilich sein, dass die Kleinkinder auf die aufgezogenen Schubladen krabbeln und das ganze aus der Verankerung reißt. Wer das Band als Elternteil nicht anbringt, ist m.E. verantwortungslos. Aber anscheinend ist das genau bei den verstorbenen Kindern der Fall gewesen, dass das Band fehlte.
Merkwürdig ist es schon dass Ikea die Möbel nicht in Europa zurück ruft – aber da gibt es wahrscheinlich nicht so große Schadens- und Schmerzensgeldforderung wie in den USA. Und vor deutschen Gerichten kann man eh kaum etwas 23000%ig sicher beweisen.