So viele Überstunden machen die Deutschen
Die Deutschen arbeiten zu viel. Der Arbeitszeitmonitor zeigt, in welchen Regionen am meisten Überstunden gemacht werden. Und zwischen Männern und Frauen gibt es Unterschiede.
Arbeiten Sie zu viel? Dann geht es Ihnen wie den meisten deutschen Arbeitnehmern. Beinahe 60 Prozent der Deutschen machen Überstunden. Das geht aus einer Studie der Hamburger Vergütungsberatung Compensation Partner hervor, bei der Daten von mehr als 220.000 Männern und Frauen untersucht wurden.
In ihrem Arbeitszeitmonitor hat die Beratungsfirma auch untersucht, wer am häufigsten Zusatzschichten schieben muss. Das Ergebnis: Je älter Arbeitnehmer sind und je höher ihr Einkommen ist, desto mehr Überstunden leisten sie. Gehaltshöhe und Überstunden hängen der Untersuchung zufolge sogar zusammen.
"Das hat etwas mit der Karriere und der Personalverantwortung zu tun", erklärt Artur Jagiello von Compensation Partner. Zudem gibt es der Beratung zufolge bei Spitzenverdienern oft vertragliche Regelungen, durch die eine bestimmte Anzahl an Überstunden gleich mit abgedeckt sind. Auch Zeitverschiebungen bei Dienstreisen und Projekte mit hoher Arbeitsbelastung spielten eine Rolle.
Frauen bekommen seltener Geld für Überstunden
Frauen verdienen nicht nur durchschnittlich weniger, sie bekommen auch seltener Geld für ihre Überstunden: Bei 53 Prozent der Männer werden die Überstunden vergütet, dagegen bekommen nur etwa 40 Prozent der Frauen Geld für zusätzliche Arbeit.
Warum das so ist, lässt sich der Beraterin Kerstin Koose zufolge so begründen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen wie Werbung und PR, Zeitarbeit und Kosmetik sowie in kleineren Firmen arbeiten, in denen eine Überstundenregelung nicht vorhanden ist. „Weder in Form von Geld noch Freizeit", sagt Koose.
Laut der Beratung bekommen Frauen nicht nur seltener Geld für Überstunden, sie machen auch seltener welche. Berufstätige Mütter könnten beispielsweise aufgrund zeitlich begrenzter Kinderbetreuung ihre Arbeitszeit nicht beliebig auszudehnen, erklärt Koose. Darüber hinaus arbeiteten viele Frauen in Jobs mit geringeren Gehaltsklassen, in denen der Anteil von Personen mit Überstunden grundsätzlich geringer ausfällt.
Unterschiede gibt es auch zwischen den Regionen, Compensation Partner hat sie nach Postleitzahlen erhoben. Wer rund um Berlin und Leipzig arbeitet, muss am häufigsten zusätzlich schuften: Im Durchschnitt sind es 5,8 Stunden pro Woche mehr als Stunden in den Arbeitsverträgen stehen. Die wenigsten Überstunden machen Arbeitnehmer laut Studie in den Regionen rund um Nürnberg, Würzburg sowie in Teilen von Thüringen. Dort sind es aber auch immerhin 5,1 Stunden wöchentlich.
Schwaben arbeiten durchschnittlich 5,4 Stunden pro Woche zusätzlich
Dort, wo die Postleitzahl mit einer 8 beginnt, also beispielsweise in ganz Schwaben und Oberbayern, arbeiten die Bürger durchschnittlich 5,4 Stunden mehr als sie vertraglich müssten. Die Studie zeigt auch, wie viel Mehrarbeit die Beschäftigten welcher Branchen leisten müssen: Wer in einer Unternehmensberatung arbeitet, macht im Durchschnitt die meisten Überstunden. Deutlich besser dran ist - zumindest laut Studie -, wer in den Bereichen Maschinenbau, Werbung und PR sowie Pharmazie beschäftigt ist.
Dass die Überstunden in den Regionen so unterschiedlich ausfallen, liegt nach Angaben von Compensation Partner an der Struktur der jeweiligen Firmen. In Baden-Württemberg und anderen Bundesländern und Regionen säßen viele größere Unternehmen, die ihre Arbeitnehmer nach den Regeln von Tarifverträgen bezahlen. In Berlin dagegen säßen mehr kleinere Firmen, viele aus den Bereichen Gastronomie und Hotelerie. Dort haben die Angestellten weniger Urlaubstage und müssen mehr Überstunden machen.
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