Thermomix statt Männer: Eine Betrachtung des Älterwerdens
Wenn eine Frau einen Neuen hat, dann ist damit heutzutage nicht mehr unbedingt ein Mann gemeint. Warum man dem Thema Thermomix nicht mehr entkommt ...
Auf Mädelspartys war früher mehr Mädchen. Da wurde zum Beispiel gerne über die Männer geplaudert, gelästert und geschwärmt. Früher waren die Geburtstage auch nicht 40. Wie jetzt bei der Freundin. Gefeiert wird bei ihr daheim. Jede der 15 Frauen hat Essen mitgebracht. Auch ich. Zwei Stunden hatte ich in der Küche gestanden. Hackfleischbällchen gemanscht, geformt und gebraten. In drei Pfannen gleichzeitig. Gedreht und gewendet. Das Fett spritzte. Es roch überall danach. Halt wie früher, wenn für Partys vorbereitet wurde. Und die anderen 14 Frauen? Die hatten wohl weniger Stress. Sitzen mit frisch lackierten Fingernägeln am Tisch. Das Thermomix-Geschwader.
Heutzutage wird über die Vorteile des Thermomix geschwärmt
Gemeinsam wird das Mitgebrachte durchgekaut: „Mit dem Lachs-Dip liegt man nie falsch. Der ist so lecker.“ – „Das ist doch die weltbeste Karotten-Ingwer-Suppe, oder? Die mache ich auch gerne.“ – „Den Brokkoli-Salat erkennt man immer...“ Ich, aus dem vergessenen Land der Thermomix-Ahnungslosen, sehe den Glanz in den Augen um mich herum. Früher wurde von Männern geschwärmt, heute vom Thermomix. Ich mache mir Gedanken um unser Alter.
Plötzlich meldet sich S. zu Wort. Ich horche auf. S. hat Kummer. Großen Kummer. Beziehungsstress. Mit ihrem Neuen. Also, geht doch, denke ich. Es wird interessant. Von wegen. S. spricht von ihrem – Thermomix. Es ist das neue Modell, das sie so quält. Das Alte hat sie an eine Freundin verkauft, erzählt S. Für 750 Euro. Es musste der Neue her. Und jetzt fehlt ihr der Alte so. TM5 gegen TM31: Welcher Thermomix ist besser?
„Wenn ich bei meiner Freundin bin, schaue ich traurig in ihre Küche und denke, mei, war das schön mit uns“, gesteht S. Die anderen sind aufgeregt. Warum es zwischen ihr und dem Neuen nicht stimmt, wollen sie wissen. „Das mit dem Deckel ist so nervig“, sagt S. und rollt die Augen. Ein Griff bei dem alten Thermomix, und er saß, erklärt sie. Beim Neuen müsse man den Deckel drauffriemeln, dann erst schließen sich langsam die automatischen Ärmchen. „Und wenn du Pech hast, erscheint ne Fehlermeldung auf dem Display und alles beginnt von vorne.“ S. scheint oft Pech zu haben. So erzürnt spricht sie über ihren Neuen. Lieben tun sie sich nicht. „Wir sind halt eine reine Zweckgemeinschaft“, sagt S. Ich bin etwas frustriert. Weil das Älterwerden offenbar viel mit Pragmatismus zu tun hat. Und nicht, weil ich keinen Thermomix habe.
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