Was auf die Sparkassen und ihre Kunden zukommt
Das engmaschige Filialnetz wird zur Belastung, viel Bürokratie und niedrige Zinsen setzen den Sparkassen zu. Wie die Sparkassen mit den aktuellen Herausforderungen umgehen.
Schlecht ausgelastete Filialen, Zinstief, teure Regulierung - Deutschlands Sparkassen haben mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. "Die Stabilität des Sparkassensektors ist nicht in Stein gemeißelt", warnte EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch im Januar - ausgerechnet bei einer Veranstaltung des Bayerischen Sparkassenverbandes. Von "Schicksalstagen für die Sparkassen" schrieb im Februar das "Handelsblatt". Am Dienstag (15.3.) legt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) die Bilanz für 2015 vor. Was ist los im öffentlich-rechtlichen Lager? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie wirkt sich die Niedrigzinsphase aus?
Sparkassen verdienten lange gut daran, für Kredite mehr Geld zu kassieren als sie ihren Kunden an Zinsen fürs Sparen zahlten. Doch die Differenz aus den beiden Positionen, der sogenannte Zinsüberschuss, wird tendenziell kleiner, weil die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf fast Null gesenkt hat. Der Zinsüberschuss ist die wichtigste Ertragssäule der Sparkassen. "Noch ist die Ertragslage der kleineren und mittelgroßen Institute und damit auch der Sparkassen solide", konstatierte Mersch. Doch der Notenbanker mahnte: "Angesichts geringer Zinsmargen gehören die traditionellen Geschäftsmodelle auf den Prüfstand." Die kleineren und regionalen Institute hätten ihre Geschäftsmodelle in den vergangenen 50 Jahren "praktisch gar nicht angepasst", urteilte Mersch.
Ist der sinkende Zinsüberschuss das einzige Problem in der Bilanz?
Sorge bereitet den Instituten zudem, dass immer mehr Kunden Gelder kurzfristig parken - während bei Krediten möglichst lange Laufzeiten gefragt sind. Bei den Sparkassen in Hessen und Thüringen etwa machen täglich fällige Gelder fast zwei Drittel der Kundengelder aus. "Das ist natürlich auch ein operationelles Risiko", warnte der geschäftsführende Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen, Gerhard Grandke. Denn bei steigenden Zinsen könnten Kunden ihre Einlagen rasch abziehen.
Bis zu 220 Sparkassen-Geschäftsstellen sollen geschlossen werden
Wie gehen die Institute mit Strafzinsen der EZB um?
Die EZB verlangt von Banken Strafzinsen, wenn sie Geld über Nacht bei der Notenbank parken. Das soll die Institute zu mehr Krediten drängen, um damit das Wachstum anzukurbeln. Einige bayerische Sparkassen rechnen bereits durch, ob es nicht günstiger wäre, Geld im eigenen Tresor liegen zu lassen. Allerdings ist das vorerst nur Theorie, denn auf die Geldhäuser kämen in so einem Fall zum Beispiel hohe Kosten für zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zu. Die Strafzinsen an Privatkunden weiterreichen wollen die meisten Kreditinstitute bislang nicht. Bei institutionellen Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds jedoch müsse "die Parkgebühr mitbezahlt werden, das können wir nicht drauflegen", sagt Grandke.
Was wird aus dem teuren Filialnetz?
"Es wird niemand eine Filiale an Orten aufrechterhalten können, die alle Bereiche anbietet, wenn am Tag nur zehn Kunden kommen" - was der Präsident des Genossenschaftsverbandes, Michael Bockelmann, für die Volks- und Raiffeisenbanken feststellt, gilt gleichermaßen für die Sparkassen. In Bayern etwa werden viele Sparkassen-Kunden künftig weitere Wege auf sich nehmen müssen: Von den 2200 Geschäftsstellen sollen in diesem Jahr bis zu 220 geschlossen werden. Inzwischen komme ein Kunde im Schnitt nur einmal pro Jahr in eine Filiale, nehme aber 108 Mal jährlich online Kontakt auf, begründete der bayerische Sparkassenpräsident Ulrich Netzer: "Der Kunde geht nicht mehr in die Geschäftsstelle." Nach jüngsten DSGV-Zahlen unterhalten bundesweit 409 Sparkassen (Stand Januar 2016) zusammen knapp 14 900 Geschäftsstellen - inklusive Selbstbedienungspunkten.
Steht eine Fusionswelle bevor?
"Es wird zunehmend Fusionen allein deshalb geben, damit die Institute den bürokratischen Aufwand überhaupt noch bewältigen können", sagte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon im Februar dem "Handelsblatt". "Gerade kleine Institute kommen durch die Flut immer neuer Regeln und bürokratischer Auflagen mächtig unter Druck, selbst wenn ihr Geschäft gut läuft." Der Präsident des Bankenverbandes VÖB, Gunter Dunkel, macht Mut: "Die Sparkassen sind nicht kaputt zu kriegen."
Sparkassen führen bis April Online-Bezahlverfahren Paydirekt ein
Stichwort Digitalisierung: Wie sieht die Antwort der Sparkassen aus?
Bei der Einführung moderner Techniken hakte es bisweilen - Beispiel Paydirekt: Während Privat- und Genossenschaftsbanken beim gemeinsamen Online-Bezahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft von Anfang an mitmachten, zögerten die Sparkassen. Noch im September 2015 bremste Fahrenschon: "Wir legen allergrößten Wert auf Sicherheit und Qualität." Neueste Verschlüsselungstechnologien müssten umfangreich erprobt werden. Wenig später schalteten Hypovereinsbank (HVB) und Commerzbank das Paypal-Konkurrenz-Angebot frei. Mit Paydirekt können Kunden Interneteinkäufe über ihr Girokonto bezahlen. Ab Ende April 2016 sollen auch alle Sparkassen an das System angeschlossen sein.
Sind sechs Landesbanken-Konzerne nicht zu viel?
Die Diskussion über die Zahl der Landesbanken ist ein Dauerbrenner. Viele der von der jeweiligen Landesregierung gehegten Institute bekamen nach der Finanzkrise und staatlichen Rettungsmilliarden Druck aus Brüssel. Am härtesten traf es die Düsseldorfer WestLB: Die einst größte Landesbank Deutschlands wurde zum 30. Juni 2012 zerschlagen. Die große Marktbereinigung jedoch blieb aus. Und so konkurrieren weiterhin sechs Landesbanken-Konzerne um die Gunst der Kunden - und nicht zwei oder drei, wie es die Befürworter einer stärkeren Konzentration gerne hätten. Fahrenschon findet den Status quo gar nicht schlecht: "Wir sind mit der derzeitigen Zahl von Landesbanken nicht weit entfernt von einer optimalen Struktur. Eine einzige wie bei den Genossen sollte es nie sein." dpa
Die Diskussion ist geschlossen.
Gerade berichtet Wiso, dass die Abzockerbanken an weiteren Erhöhung der Gebühren arbeiten.
Die Idee kostengünstiger zu arbeiten, wo doch immer weniger sich bequatschen und über den Tisch ziehen lassen wollen?
Nun, mit weiteren Erhöhungen werden sich wohl die Experten ihr berufliches Grab schaufeln?
Ja, wer zu spät kommt - den bestraft die Wirklichkeit.....
So, wie RWE dachte, durch Ignorieren geht die Energiewende an ihnen vorbei - und nun erstaunt kucken, dass die Aktienkurse fallen, weil ihre Kohlekraftwerke immer noch stinken.
So wacht nun die gemütliche Büroatmosphäre - finnaziert durch hohe Kontoführungsgebühren - auf.
Schluss mit der Vereins-Lobbyarbeit durch großzügige Spenden an Vereine um dann Bankleute ins öffentliche Leben der Stadtrat-Sphäre "einzuschleussen" - die Wohltäter des Gemeinwesens auf, Kosten der Sparer .....
Ich brauche seit vielen Jahren keinen Bankschalter - und nun rückt die Jugend nach, für die online kein Problem mehr darstellt.
Sie brauchen deswegen seit Jahren keinen Bankschalter, weil Sie die Infrastruktur (Geldautomaten) anderer Instutute, insbesondere der Sparkassen und Volksbanken nutzen. Oder hat Ihre Online-Bank ein eigenes Automatennetz?
So etwas nenne ich Schmarotzertum. Und wenn alle "normalen" Banken zusammenhielten und die Auszahlungsgebühr für fremde Kunden (außerhalb eines Banken-/Sparkassenverbundes) entsprechend der tatsächlichen Kosten hochsetzen würde, wäre Ihre Online-Bank ganz schnell unattraktiv.
Bankautomaten können sehr flexibel aufgestellt werden, und wenn es in Zukunft kein BARGELD mehr gibt, was nun ...
Da ich überall und weltweit kostenlos abheben kann und hauptsächlich bargeldlos bezahle, würden mir die wenigen Automaten der Drittanbieter z.B.Intercard locker ausreichen. Da die damit sogar nur Geschäfte machen, wird es kein Minusgeschäft sein wenn ein Automat meine Visa sieht.
Bargeld abschaffung wäre natürlich langfristig am günstigsten, trotz Händlergebühren
Mit Ausdrücken, wie Schmarotzer sollten Sie sich etwas zurückhalten - mir wurscht, weil es Rückschlüsse zulässt...
Ich will Ihnen trotzdem erklären, dass meine Bank weltweit Bargeld aus Automaten kostenlos anbietet - diese aber vertragsbedingt an die entsprechenden Banken zahlen muss - also keine "Schmarotzer", sondern vermutlich ein verantwortungsbewusstes Bankmanagement, das mit dem Geld der Kunden sorgsam und gewinnbringend umgeht und nicht durch üppige Büro- und Managerallüren verschleudert?
Zudem bietet diese deutsche Bank - "auch heute noch" 0,7 % Zins auf Tagegeld!
Da sollte man über das Verhalten der Sparkassen und gewisser Genossenschaftsbank nachdenken und mit Leuten reden, die dort beraten werden/wurden - besonders alte Leute, die man dort wohl für etwas bescheuert hält?