Wettbewerb hat im Team nichts zu suchen
Es gibt Bereiche, in denen Konkurrenz nichts zu suchen hat. Auch und gerade in der Wirtschaft, kommentiert Anja Förster.
Eine Stadt mit nur einem Bäcker? Eine Fußball-Bundesliga mit nur einer Mannschaft? Das ist für alle, die in einer freien Marktwirtschaft aufgewachsen sind, nicht vorstellbar. Deren Grundprinzip ist nun einmal der Leistungswettbewerb. Und ich begrüße das! Der Wettbewerb übt eine wertvolle Funktion aus: Preiswettbewerb zum Wohle des Kunden. Das Ausscheiden veralteter Angebote. Attraktivere Arbeitsbedingungen.
Aber dennoch: Ich bin weit entfernt davon, Wettbewerb zum Allheilmittel auszurufen. Wettbewerb ist keine Religion!
Es gibt nämlich Bereiche, in denen Konkurrenz nichts zu suchen hat! Auch und gerade in der Wirtschaft: Ein Unternehmen wird dauerhaft nur dann erfolgreich sein, wenn die Mitarbeiter den Unternehmenserfolg als ihr gemeinsames Anliegen verstehen.
Den Restaurantbesitzer Jay Porter aus San Diego in Kalifornien beispielsweise störte massiv, dass seine Service-Mitarbeiter sich darum stritten, die besten Tische und die besten Schichten zu bekommen, um möglichst viel Trinkgeld kassieren zu können. Das ganze Team bestand aus Einzelkämpfern. Jay Porter fragte sich, ob dieses leidige Thema Trinkgeld dem Erfolg seiner Restaurants nicht abträglich sei. Also machte er ein Experiment! In einem seiner Restaurants schaffte er das individuelle Trinkgeld ab. Stattdessen berechnete er jedem Gast einen festen Prozentsatz von der Endsumme zusätzlich als Servicepauschale. Es war ein durchschlagender Erfolg! Das trinkgeldlose Restaurant hängte ein anderes Restaurant Porters ab: mehr Teamgeist, weniger Fluktuation, höhere Gesamtqualität.
Wer Zusammenarbeit ernst nimmt, der muss die Teamleistung statt der individuellen Leistung belohnen. Wir mögen Wettbewerb! Aber Wettbewerb hat in Teams nichts verloren. Auch nicht in Vereinen, erst recht nicht in Familien.
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