Die neue B-Klasse im ersten Test: Erfolgreich - und jetzt auch sexy
Mercedes setzt bei der neuen B-Klasse auf mehr Sportlichkeit und jede Menge Technik. Das Konzept könnte aufgehen. Ein erster Test.
Erfolgreich, aber nicht unbedingt sexy: Im Produktuniversum von Mercedes-Benz war die B-Klasse bislang so etwas wie die graue Maus. Zwar verkaufte sich der Kompaktvan seit seiner Markteinführung im Jahr 2005 richtig ordentlich - mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge wurden bislang abgesetzt - , allerdings zahlte der "Rentner-Benz" nicht im gleichen Umfang auf das Markenimage ein.
Kein Wunder, dass man in Stuttgart die B-Klasse nicht unbedingt in erster Reihe parkte. Das soll sich nun aber ändern: Wenn im Februar die dritte Generation bei Preisen ab 31.847 Euro bei den Händlern steht, geht damit ein krasser Image-Wechsel einher. "Mehr Sports für den Tourer" lautet die Devise bei Daimler. Oder wie es Vertriebschefin Britta Seeger formuliert: "So praktisch wie immer, so chic wie noch nie."
Mercedes Benz B 200d (2019): Preis, Motor und Daten
- Hubraum: 1950 ccm
- Leistung: 150 PS bei 3400-4400/min
- Drehmoment: 320 Nm bei 1400-3200/min
- Länge/Breite/Höhe: 4,42/1,80/1,56 m
- Leergewicht/Zuladung: 1535/520 kg
- Kofferraum: 445 - 1530 l
- 0 – 100 km/h: 8,3 s
- Top-Tempo: 219 km/h
- Normverbrauch: 4,5 - 4,2 l Diesel
- CO2-Ausstoß: 119 - 112 g/km
- Abgasnorm: EURO 6d
- Preis: ab 35.932 Euro
Was kann der Sports Tourer? Die neue B-Klasse im ersten Test
Tatsächlich wurde die B-Klasse einer radikalen Erneuerung unterzogen, sowohl außen als auch im Inneren. Optisch ist der neue Kompakte mit seinem Vorgänger kaum noch zu vergleichen. Ein knapp drei Zentimeter längerer Radstand in Verbindung mit den kurzen Überhängen und die leicht abfallende Dachlinie mit der angriffslustig gesenkten Schnauze bieten neue, dynamische Proportionen. Das Heck mit den schmalen, zweigeteilten Leuchten und dem ausladenden Unterbau mit Diffusoroptik liegt satt und breit auf der Straße und erinnert sogar ein bisschen an den GLC.
Dazu gibt es jede Menge Technik, die man eigentlich von Baureihen aus dem höheren Preissegment kennt und die die B-Klasse in eine "fahrende Wohlfühloase" verwandeln soll. Die Innenraumgestaltung folgt dem avangardistischen Design der A-Klasse; im Zentrum stehen die beiden freistehenden Screens, die je nach Ausführung zwischen 7 und stattlichen 10,25 Zoll Breite variieren können. Ebenfalls erhältlich sind ein Head-up-Display, Ambientebeleuchtung in 64 Farben und die neue "Energizing Sitzkinetik" - eine automatische Sitzsteuerung, die durch regelmäßige kleine Änderungen der Position von Polster und Lehne auf längeren Fahrten die Rückenmuskulatur entlasten soll.
Darüber hinaus ist der Kompaktvan als zweites Modell mit dem neuen Multimediasystem "Mercedes-Benz User Experience", kurz: MBUX, ausgestattet, das auf künstliche Intelligenz und Sprachsteuerung setzt. Und auch bei Abstands-, Nothalt-, Spurwechsel- und Brems-Assistenten offeriert Mercedes in der B-Klasse nahezu alles, was der Daimler-Konzern derzeit zu bieten hat. In bestimmten Situationen kann der Sports Tourer sogar erstmals teilautomatisiert fahren. Dafür erfasst das Fahrzeug das Verkehrsumfeld mit Kamera- und Radarsystemen bis zu 500 Meter im voraus und nutzt Karten und Navigationsdaten für Assistenz-Funktionen, etwa um die Geschwindigkeit vorausschauend anzupassen.
Mercedes setzt in der B-Klasse weiter auf Platz und Komfort
Das Wichtigste jedoch: Trotz aller optischer und technischer Optimierungen hat die B-Klasse ihre ursprünglichen Stärken erhalten - und die heißen neben Sicherheit nun mal Platz und Komfort. Damit dürfte der Kompaktvan weiterhin die ältere Zielgruppe ansprechen, aber auch bei der ein oder anderen jungen Familie punkten. Dank einer verbesserten Sitzgeometrie sind Kopf- und Schulterfreiheit trotz schnittiger Maße weiter beachtlich und die Rundumsicht dank einer nach wie vor verhältnismäßig hohen Sitzposition (neun Zentimeter höher als etwa in der A-Klasse) extrem gut.
Das Kofferraumvolumen liegt mit 455 Litern in etwa auf Niveau des Vorgängers, ist dank praktischer Ladetechniken aber deutlich flexibler nutzbar und bis auf 705 Liter ausbaubar. So lässt sich die Rückbank serienmäßig im Verhältnis 40:20:40 teilen und ab Mitte 2019 zudem noch in eine steilere Position kippen sowie um 14 Zentimeter verschieben.
B-Klasse geht 2019 mit neuen Motoren und Getriebe an den Start
Und auf der Straße? Auch hier gibt sich die neue B-Klasse deutlich sportlicher, wenngleich auf gesetzterem Niveau als etwa die neue A-Klasse. Im Angebot sind zum Start zwei Benziner und drei Diesel-Motoren, die teilweise schon die ab 2020 geltende Euro 6d-Norm erfüllen. Bei den beiden stärksten Selbstzündern setzt Mercedes auf ein neues samtig-weiches Achtgang-DCT. Schaltgetriebe sind vorerst gar nicht im Angebot.
Im ersten Test überzeugten vor allem die beiden mittleren Motoren aus dem B 200 mit 163 PS im Benziner bzw. 150 im Diesel, die irgendwie am besten zum Sports Tourer passen. Der Gesamteindruck aus Sitzposition, Motorisierung und Fahrwerk ist hier einfach stimmig. Der B 220d mit seinen 400 Nm hingegen wirkte im Stadtverkehr genauso übertrieben wie der Sport-Modus in der Fahrprogramm-Einstellung.
Die Diskussion ist geschlossen.
"Rentner-Benz"? Welcher Rentner kann sich dieses Auto für 36.000 Euro (= 70.000 DM) leisten? Müsste er nicht eher in B = wie Beamten-Benz umgetauft werden, den sich vermutlich nur deren Pensionisten anschaffen können?