Diese Autos sollten wir fahren - meint jedenfalls Donald Trump
Präsident Trump fordert nicht nur seine Landsleute auf, keine deutschen, sondern US-Cars zu fahren. Unser Autor hat sich vor Ort umgesehen – und einige Widersprüche gefunden.
Ohne Auto funktioniert in den USA so gut wie gar nichts – zu weit sind die Wege im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zu schlecht das Trottoir und zu bequem die Bürger.
Auch Präsident Donald Trump hat sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit die Autobauer vorgenommen: Zum einen will er die strengen Umweltvorschriften lockern – der Klimawandel zählt schließlich zu den Fake News! –, zum anderen sollen die US-Bürger wieder mehr amerikanische Autos kaufen. Getreu seiner Maxime „America first“ machte er Ford den Bau eines Werks in Mexiko madig, wetterte gegen BMW und stellte in einem Interview die Frage, warum in Europa denn niemand Chevrolet fahre, während in New York „fast jeder einen Benz vor seinem Haus“ stehen habe. In der Megacity, quasi am Fuße des Trump Towers, startet am Freitag auch die „New York Auto Show“. Sie ist Amerikas meistbesuchte Automesse.
Das mit dem Benz ist übrigens weit mehr als ein Gerücht; deutsche Autos stehen in den USA tatsächlich hoch im Kurs. Selbst in den abgelegensten Örtchen findet sich oft eine German-Car-Werkstatt. „Wer ein gutes Auto will, kauft kein amerikanisches“, erzählt Tim Miller, der seit 30 Jahren in der Sierra Nevada eine Service-Station für VW, BMW und Porsche betreibt. Das dürfte der Präsident freilich nicht gerne hören.
Fords Mustang verkörpert den "American Way of Life"
Doch was soll der Ami denn nach Donalds Willen fahren? Gefallen dürften dem Ober-Amerikaner Autos vom Schlage des Ford F-150. Seit Jahrzehnten sichert sich der Pick-up den Titel des meistverkauften Autos in den USA und muss sich weltweit nur dem Toyota Corolla geschlagen geben. Das Erfolgsrezept: die Größe. Kein F-150 misst unter 5,32 Meter. Beim Antrieb setzt Ford allerdings nicht mehr nur auf voluminöse V8-Aggregate, sondern verbaut seit einiger Zeit auch „kleinere“ Sechszylinder.
Ford sichert sich aber nicht nur in der Zulassungsstatistik den ersten Platz, sondern auch in der Image-Wertung. Kaum ein anderes Auto verkörpert den American Way of Life so gut wie der Ford Mustang. Seit den 60er Jahren lässt das als Coupé und Cabriolet erhältliche Pony-Car vor allem Männerherzen höherschlagen und sammelt auch in der aktuellen Generation mehr Sympathie-Punkte als zum Beispiel der kantige Chevrolet Camaro.
Dem Reiz, einmal Mustang zu fahren, erliegen immer wieder auch Touristen am Mietwagen-Schalter, wenn sie den Ford für einen geringen Aufpreis statt des eigentlich gebuchten SUV haben können. Wer auf sein Herz statt den Verstand hört, erlebt schnell sein blaues Wunder. Obwohl der Mustang mit fast 4,80 Meter nicht klein ist, passt in den Kofferraum kaum Gepäck.
Ein Phänomen, das auch die amerikanischste aller Limousinen teilt. Beziehungsweise teilte, denn das Lincoln Town Car wurde 2011 eingestellt. Trotzdem gehört der klassische Viertürer immer noch zu den Hinguckern schlechthin auf der Straße, und das nicht nur, weil er gerne um ein Vielfaches seiner ursprünglichen Länge gestreckt wird.
Selbst der F-150 bringt es nur auf gut 70 Prozent US-Anteil
Gut möglich, dass der neue Präsident bald auf die Idee kommt, Lincoln zu einer Neuauflage des großen Klassikers mit wenig Platz zu überreden. Denn der als Ersatz aufgelegte Crossover Lincoln MKT kann mit der Eleganz des Town Cars bei weitem nicht mithalten – und verkauft sich auch nicht gut. Wer eine stattliche Limousine will, greift jetzt lieber zum Cadillac XTS: Der Nachfolger der Modelle STS und DTS erstreckt sich auf über fünf Meter und garantiert gemütliches Gleiten.
Würde der Präsident allerdings über den Tellerrand schauen, merkte er, dass das amerikanischste aller Autos gar nicht von einem US-Hersteller kommt. Schon seit 1994 muss auf den Verkaufsschildern von Neuwagen der in den USA geschöpfte Wert des Autos angegeben werden, und der liegt mit 75 Prozent beim Toyota Camry am höchsten!
Da können Klassiker wie der Jeep Wrangler oder die Corvette nicht mithalten, und selbst der F-150 bringt es nur auf gut 70 Prozent US-Anteil – ganz abgesehen von den nahezu ausschließlich in den USA verkauften Buick-Modellen. Die sind nämlich zum Großteil Opel-Nachbauten. Bald schon aber soll ein neuer „Nationalheld“ auf den Markt kommen: Das Tesla Model 3 soll zu über 90 Prozent amerikanisch sein. Dann müsste sich Donald Trump nur noch mit dem Elektro-Antrieb anfreunden.
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