Hoch hinaus: mit dem VW Touareg durch das Atlasgebirge
In den Winterferien Skifahren kann ja jeder. Wie wäre es stattdessen mit Autofahren, zum Beispiel mit einem VW Touareg über das Atlasgebirge? Unser Autor hat den Trip gewagt.
Weihnachten unter Palmen? Wer bei Marokko an Sand, Sommer und Sonne denkt, liegt nicht falsch. Auf den hohen Gipfeln des Atlasgebirges wird es im Winter allerdings ziemlich frostig, und vor den Toren Marrakechs warten in Oukaïmeden sogar Lifte und Pisten auf Alpinsportler. Gerade noch rechtzeitig bevor der erste Schnee die hektische Saison einläutet, sind wir zum Bergsteigen in den wilden Atlas gekommen – allerdings nicht mit Seil und Haken, sondern mit dem neuen VW Touareg.
Wer das Gipfelglück sucht, muss früh aufstehen: Marrakech schläft noch als wir aufbrechen, der sonst so trubelige Djemaa-el-Fna-Marktplatz ist menschenleer. In Richtung Süden stehlen wir uns aus der roten Stadt, die Minarette im Rückspiegel werden kleiner, der V6-Diesel unter der Haube kommt langsam in Fahrt. Viel zu tun hat der drei Liter große Selbstzünder nicht, mit Tempo 100 schnurren wir über die Autobahn durchs grüne Ourika-Tal und vorbei an Safran-Krokus-Feldern in Richtung Toubkal, dem höchsten Berg Marokkos.
286 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment sind ideal zum entspannten Cruisen und Dahinrollen, und natürlich schlummern bei dieser Gangart noch reichlich Reserven in den Untiefen des Sechszylinders. Beim spontanen Tritt aufs Gas merkt man aber, dass der Volkswagen über zwei Tonnen mit sich rumschleppt. Und da die maximale Kraft erst bei recht hohen 2250 Umdrehungen anliegt, dauert es ein bisschen, bis Turbo-Lader und Achtgang-Automatik optimal zusammenspielen und den Befehl des rechten Fahrer-Fuß in Vorwärtsdrang umsetzen.
Nach knapp einer Stunde Fahrt ist die Höhenanzeige im Navigationssystem auf 2700 Meter geklettert - und die Temperatur von angenehmen 27 Grad in den niedrigen einstelligen Bereich gerutscht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die ersten Skihaserl anrücken, doch noch bieten sich die grünen Hänge als naturgemachter Abenteuerspielplatz an, auf dem der Touareg zeigen kann, was in ihm steckt. Also schnell den Fahrmodus-Drehschalter auf dem breiten Mitteltunnel in Richtung Offroad bewegt, um Gaspedalkennlinie, Automatik, Allradantrieb und Stabilitätsprogramm darauf vorzubereiten, dass es gleich keinen Asphalt mehr unter den Rändern gibt, und das Luftfeder-Fahrwerk in die zweite, höhere, der beiden Geländestufen (plus sieben Zentimeter) geschraubt.
Bergauf, bergab, über matschige Wiesen und loses Geröll macht der Volkswagen alles mit, was sich die Natur an Hürden ausgedacht hat. Allerdings wird auch hier deutlich, dass der Fokus bei Generation drei auf der Straße lag. Getriebeuntersetzung und mechanische Hinterachssperre gibt es nicht mehr; beim Vorgänger lag die Einbaurate im Ein-Prozent-Bereich. Zusammen mit dem bereits auf der Landstraße erfahrenen Turboloch bedeutet das, dass man teilweise ordentlich Gasgeben muss, um das Schwergewicht über Stock und Stein zu bemühen. Der Elektronik sei Dank kommt der Touareg zwar problemlos weiter, die Souveränität eines echten Geländegängers vom Schlage einer Mercedes G-Klasse fehlt im allerdings.
Zentimetergenau am Abgrund vorbei
Zum Glück rumpeln die meisten Touareg-Kunden nur selten über eine Skipiste. Häufiger werden im Alltag Schmankerl wie Allradlenkung und der Bergabfahrassistent zum Einsatz kommen. Von Oukaïmeden führt eine Schotterpiste in den Berber-Ort Asni, die kaum breiter ist als der Touareg. Gut, dass die gegenläufig einschlagenden Hinterräder den Wendekreis auf 11,19 Meter – nur eine Handbreit mehr als beim VW Golf – verkürzen. Zentimetergenau schiebt sich der Touareg so am Abgrund vorbei, und damit der Fahrer auf den gut eintausend zu überwindenden Höhenmetern nicht ständig auf der Bremse stehen muss, übernimmt die Elektronik die Kontrolle. Praktisch: Bei vielen SUV muss das Abstiegstempo über Schaltpaddel oder Tasten eingestellt werden, beim Touareg regelt man das einfach per Gaspedal und Bremse.
In der Kashba Tamadot – einer von Virgin-Magnat Richard Branson zum Hotel umgebauten Festung –, stärken wir uns mit arabischen Mezze und befreien den Touareg vor dem Rückweg nach Marrakech von der dicken Staubschicht auf den Scheiben. In die Millionenmetropole führt eine gut asphaltierte Landstraße. Oder man folgt dem friedlich mäandernden Flüsschen Qued Badja Djdid. Zwar könnte man den Wadi auch problemlos zu Fuß durchschreiten, und die maximal 55 Zentimeter Wattiefe des Touaregs sind hier reiner Luxus. Der Unterfahrschutz, der neben den Fahrprofilen Schotter und Sand, dem Tankschutz und zwei Abschlepp-Ösen zum Offroadpaket gehört, leistet aber trotzdem wertvolle Dienste und verhindert, das die spitz aus dem Wasser aufragenden Steine den Touareg zu heftig am Bauch kitzeln.
Unversehrt und ohne Mühe krabbeln wir schließlich wieder aus dem Flussbett heraus – das SUV mit frisch gebadeten Reifen, und wir um die Erfahrung reicher, dass auch ein gut 80000 Euro teurer Luxusliner wie der VW Touareg im Gelände noch eine gute Figur macht.
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