Honda Civic Type R: Großer Sport
Beim Namenszusatz „Type R“ kribbeln Honda-Fans in der Regel sofort die Beine. Und auch der neue Sportler aus der Civic-Familie dürfte da keine Ausnahme werden. Der erste Test.
Zugegeben: Als im Februar dieses Jahres der neue Honda Civic vorgestellt wurde, waren wir durchaus kritisch. Motor, Getriebe, Fahrverhalten – alles bestens. Aber die Optik. Und der Preis. Eine schwierige Kombination. Gerade, wenn man damit Golf, Astra und Co. die Stirn bieten will.
Inzwischen haben die Japaner nachgelegt, der neueste Spross der Familie, der Civic Type R, steht in den Startlöchern. Und dieses Mal sind wir schwer begeistert. Warum? Weil dieses Auto wirklich großer Sport ist – und damit auch der Anspruch ein ganz anderer. Wer sich für den Type R entscheidet, der hat sich mit der extravaganten Civic-Optik schon lange arrangiert und zahlt dafür auch gerne einen ordentlichen Preis.
Anders als sein ziviler Bruder hat der Type R nicht die Ambitionen, den Massenmarkt zu erobern, im Gegenteil. 700 Stück will Honda im ersten Jahr in Deutschland verkaufen. Zielgruppe: Fans, Liebhaber, PS-Begeisterte. Wobei sogar fraglich ist, ob überhaupt diese Zahl erreicht wird, da der letzte Type R erst 2015 auf den Markt kam.
Honda lässt beim Civic Type die Muskeln spielen
In den zwei Jahren haben die Honda-Entwickler allerdings wirklich viel bewegt. Der neue Sportler ist kein Klon des alten in etwas aufgehübschtem Blechkleid, sondern durch und durch verbessert – pünktlich zum 25. Type-R-Jubiläum eine Hommage an die eigene Rennsporttradition.
Seinen Vorgänger übertrifft der neue Civic so ziemlich in jeder Disziplin: flacher, länger, größerer Radstand, tiefere Fahrerposition und eine steifere , aber leichtere Karosserie. Dazu ein drittes Supersport-Fahrprogramm (+R), allerhand Rennsport-Technik wie ölgekühlte Kolben und Natrium gefüllte Ventile und – ganz schnöde – auch 10 PS mehr unter der Haube. Das Ergebnis: 320 Pferdestärken mit 400 Nm Drehmoment (die wohlgemerkt aus einem Vierzylinder gepresst werden) – und damit eine sieben Sekunden schnellere Rundenzeit auf der Nordschleife. Neuer Rekord für einen Fronttriebler.
Soweit die nackten Zahlen. Tatsächlich – und das ist das tolle an diesem Auto – macht all das richtig Sinn, sogar der fast schon lächerlich große Heckspoiler oder die markante Hutze auf der Motorhaube. „Funktionales“ Design nennt Honda seine Ausschweifungen. Der Nutzen wird deutlich, wenn man den Type R zum Ausritt auf die Strecke bittet. Der Abtrieb wird sofort spürbar, das Fahrzeug klebt nahezu auf der Straße.
Honda Civic Type R (2017): Preis, Daten, Motor
Dem Spaß sind damit sehr weite Grenzen gesetzt: Tempo 250 erreicht der Kompaktsportler ziemlich souverän. Das Ansprechverhalten des 2-Liter-VTEC ist dabei so feinfühlig wie die Lenkung. Dazu eine der besten (weil ultra-knackigen) Sechsgang-Handschaltungen, die man in diesem Segment finden dürfte, und die dank automatischer Drehzahlanpassung ganz ohne Zwischengas auskommt. Das alles ist im Zusammenspiel so kraftvoll, spritzig und gleichzeitig so samtig, harmoniert so prächtig, dass man gar nicht mehr vom Gas gehen möchte. Großer Sport eben.
Wem jetzt schon die Beine kribbeln, muss sich allerdings noch etwas gedulden. Zu den Händlern kommt der neue Type R erst im September. Im Angebot sind zwei Varianten. Die „Basis“-Version ab 35.350 Euro. Und die Ausstattungslinie GT, die Extras wie eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, LEDs oder Einparksensoren mitbringt, dann aber bereits bei 38.950 Euro liegt.
Die Diskussion ist geschlossen.