Mercedes E-Klasse „All-Terrain“: Nobler Naturbursche
Mit dem „All-Terrain“ wird es sogar in der Mercedes E-Klasse abenteuerlich. Der neue Kombi-SUV-Zwitter soll ab März die letzte unbesetzte Marktlücke füllen. Der Test-Bericht.
Mit der Mercedes E-Klasse ins Gelände – das wäre ungefähr so, als würde man im Smoking die Skihütte stürmen. Macht kein Mensch, aber der Daimler hat jetzt zumindest dafür gesorgt, dass man könnte, wenn man wollte. Nämlich in Gestalt der neuen E-Klasse All-Terrain, die ab März als eine exquisite Mischung aus Kombi, SUV und Quasi-Offroader beim Händler steht – oder, wie es die Produktmanager formulieren, als „das Schweizer Taschenmesser“ der Baureihe.
Wer solche Sprachbilder braucht, könnte in Erklärungsnöten stecken, was die Existenzberechtigung der jüngsten E-Klasse betrifft. Andererseits rumpeln Premium-Wettbewerber wie Audi (Allroad) und Volvo (Cross Country) schon Jahre über die Feldwege. Den typischen Landhaus- Look dieser Fahrzeuggattung trägt auch der Mercedes: Plastikkränze um die Radhäuser, einen Unterfahrschutz sowie einen robusteren Grill, hier entlehnt aus der SUV-Familie des Herstellers.
Das allein macht noch keinen noblen Naturburschen. Umso erfreulicher, dass beim All-Terrain nicht nur die Optik Geländegängigkeit signalisiert, sondern auch die Substanz diesem Zweck dient. Als einziger Vertreter der Feldwege-Fraktion verfügt der Mercedes serienmäßig über eine Luftfederung. Wird der Fahrmodus „All-Terrain“ eingelegt, pumpt die Technik das Auto um 20 Millimeter auf. Zusammen mit den von Haus aus größeren Rädern (19 Zoll), die obendrein dicker bereift sind, steht der All-Terrain damit fast drei Zentimeter höher als das „normale“ T-Modell. Die Bodenfreiheit wächst auf bis zu 156 Millimeter. Klingt beides nach eher wenig, macht aber in der Praxis einen himmelweiten Unterschied.
Mercedes E-Klasse „All-Terrain“: Motor, Daten, Bilder
Ob tief verschneite Passhöhe oder von Wurzeln und Löchern übersäter Waldweg – der ab Werk allradgetriebene Wagen wühlt sich tapfer über Streckenprofile, von denen E-Klasse- Fahrer nicht zu träumen wagen. Selbst wenn mit einem SUV wie dem GLE im Gelände noch mehr geht: Ein breiteres Einsatzspektrum, als es der All-Terrain zeigt, dürfte kein Mercedes-Fahrer einfordern. Im Gegenteil. Vielen sollte die im Vergleich zum SUV bessere Straßentauglichkeit ein gutes Kaufargument sein.
Denn auf asphaltierten Straßen ist auch die aufgebockte E-Klasse ganz sie selbst: flüsterleise und samtig-weich. Da sportliche Fahrprogramme ebenfalls zur Verfügung stehen, lässt sich der All-Terrain auf Wunsch relativ flott und direkt bewegen. Der Zwei-Liter-Diesel, zum Marktstart zunächst die einzige verfügbare Motorisierung, liefert für Einsätze auf und abseits der Straßen ausreichend Power. Nicht nur Naturfreunde dürften seine niedrigen Verbrauchs- und Emissionswerte freuen.
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