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Interview
09.01.2019

„Durch Grönland – das war eine brutale Schinderei“

Stefan Glowacz von der Kälte gezeichnet.
6 Bilder
Stefan Glowacz von der Kälte gezeichnet.
Foto: Thomas Ulrich

Der Extremkletterer und Abenteurer Stefan Glowacz über seine klimaneutrale Expedition von München in den hohen Norden und dort über das ewige Eis.

Herr Glowacz, Sie haben im vergangenen Sommer eine klimaneutrale Expedition nach Grönland unternommen. Diese begann vor Ihrer Haustür in Berg. Der bequemste Teil Ihrer Expedition war die Fahrt mit dem Elektroauto nach Schottland?

Glowacz: (lacht) Natürlich. Gleichzeitig war diese Erfahrung aber auch sehr abenteuerlich. Wir sind ja durch drei unterschiedliche Länder gereist. Es war interessant, zu erkennen, welches Land die Elektromobilität in Bezug auf die Ladestationen wirklich ernst nimmt.

Das war nicht Deutschland?

Glowacz: Nicht unbedingt. Es ist wirklich so, dass es nicht an der mangelnden Reichweite der Autos liegt, sondern an der fehlenden Infrastruktur. Ob man 450 Kilometer oder 150 Kilometer mit dem Elektroauto fährt, man steht dann vor der Frage: Wie lade ich mein Auto, wo lade ich mein Auto, wie schnell lade ich mein Auto. Ungefähr die Hälfte der Ladestationen haben nicht funktioniert oder waren belegt. Wir haben teilweise bis zu vier Stunden gebraucht, um wieder fahrtüchtig zu werden. Es ist uns da schon klar geworden, dass wir uns – was die Elektromobilität angeht – noch in der Steinzeit befinden.

In Ihren Blogbeiträgen über die Expedition ist zu lesen, dass mit dem Segelschiff der Abschnitt begann, der für Sie schon extreme Härten hatte.

Glowacz: Es war uns vollkommen klar, dass wir wieder leiden werden. In meiner romantisch verklärten Vorstellung habe ich die negativen Gedanken von 1999 verdrängt. Nur die schönen Eindrücke sind in der Erinnerung geblieben. Schon in dem Moment, als wir zum Hafen rausgesegelt sind, neigte sich die Santa Maria 45 Grad zur Seite und rollte über die ersten Wellenberge hinüber. Da stieg sofort wieder die Seekrankheit auf und die Panik, dass das jetzt für die nächsten drei bis vier Wochen unser täglich Brot sein wird. So war es letztlich dann auch.

Es ging uns viel zu schlecht, um zu trainieren

Das ist ja kein kurzer Zeitraum. Auf einer Fähre leidet man Stunden, vielleicht Tage, aber ganze Wochen…

Glowacz: Wir haben schon brutal gelitten. Uns hat es sauber gebeutelt. Das kann man auch nicht richtig mit Medikamenten in den Griff bekommen. Dir ist übel, du bist die ganze Zeit müde, du willst dich nicht mehr bewegen. Das war täglich ein Kampf. Ich habe versucht, der Seefahrerei etwas abzugewinnen: Aber ich kann es einfach nicht, ich bin kein Seefahrer.

Und dann begann nach dieser Strapaze ja keine Erholungsetappe für Sie. Es wartete ein ziemlich kalter arktischer Sommer.

Glowacz: Auf dem Schiff konnten wir uns nicht weiter auf die Expedition vorbereiten, konnten keine Kondition trainieren. Uns ging es viel zu schlecht dafür. Aber dann waren auf einmal nach mehr als drei Wochen auf dem gefühlten Krankenbett wieder 100 Prozent Leistung gefragt. In diesem Augenblick hinkten wir unserem Zeitplan schon zehn Tage hinterher. Einen Tag mussten wir das Schiff entladen und das Material für die Expedition sortieren. Dann hat es fünf, sechs Tage gedauert, bis wir die 400 Kilogramm schwere Ausrüstung zum Beginn des Inlandeises hinaufgeschafft haben. Für uns war das der Anfang einer unglaublichen Schinderei, die ich in dieser Intensität unterschätzt habe. Ich dachte mir, schlappst halt mal über das Inlandeis drüber, wunderbar.

Wie haben Sie sich das vorgestellt?

Glowacz: Ein bisschen leichter. Ich dachte mir, gut, da läufst du deine 25 bis 30 Kilometer am Tag. Aber was das bedeutet, wie viel Disziplin dafür nötig ist, 20 bis 25 Kilometer am Tag zu schaffen, habe ich völlig unterschätzt.

Wir haben genau einen Ruhetag gemacht

Sie hatten ja keine 18 Grad, bestes Wanderwetter und einen leichten Rucksack dazu.

Glowacz: Genau. Wir haben jeden Tag 5000 Kalorien Nahrung zu uns genommen.

Und haben trotzdem am Ende abgenommen?

Glowacz: Aber massiv. Wir waren zu dritt bei dieser Überquerung. Thomas Ulrich ist nicht nur ein Fotograf, sondern auch ein Abenteurer, der eine sehr große Erfahrung beim Überqueren von Eis hat. Er hat von vornherein gesagt, dass wir sehr diszipliniert sein müssen. Wir haben während der anderthalb Monate auf dem Eis genau einen Ruhetag gemacht. Die Portage auf den Gletscher, der mühsame Weg auf dem Eis durch die Schmelzwassercanyons und Schmelzwasserflüsse, bis wir eine Höhe erreicht hatten, wo wir die Skier einsetzen konnten, das war brutal anstrengend. An einem Tag mit –40 Grad mit stürmischen Verhältnissen haben wir gesagt, jetzt wäre es zu gefährlich, weiterzumachen. Das war unser Ruhetag.

Der Ruhetag war also kein Tag, den Sie sich genommen haben, um diese außergewöhnliche Landschaft zu genießen?

Glowacz: Diese Eindrücke hatten wir natürlich schon die ganze Zeit. Da haben wir uns gesagt, dass es ein Privileg ist, das sehen und erleben zu dürfen. Aber wir haben das nie als meditativen oder spirituellen Zustand wahrgenommen, das war es keine Sekunde. Es war eine brutale Schinderei. Vor allem mussten wir immer hoch konzentriert arbeiten – beim Zeltaufbau durften wir keine Fehler machen, auch nicht beim Schneeschmelzen. Wenn das Zelt aufgebaut war, hatten wir ja noch nicht Feierabend. Wir mussten den Schnee schmelzen für den nächsten Tag. Das dauerte oft sechs Stunden. Wir waren dann erst um Mitternacht oder ein bisschen später im Schlafsack und um sechs Uhr in der Früh ging es wieder von vorne los.

Das klingt hart, nach einem Tag mit 18 Stunden Programm.

Glowacz: Und das jeden Tag, das zermürbt.

Auf den langen Zeitraum ist das doch ein Test für den eigenen Willen?

Glowacz: Klar ist das eine Willenssache. Du musst brutal fit sein, aber letztendlich ist es eine Kopfsache.

Sind Sie stinkig, wenn es so anstrengend ist, oder reißen Sie sich zusammen? Sie hatten ja nur ein Zelt dabei.

Glowacz: Es ist die intimste Art des Reisens, die man sich nur vorstellen kann. So eng ist man über so einen Zeitraum nicht einmal mit seiner Frau zusammen. Wenn man auf die Toilette gehen muss, steht einer daneben. Es gibt keine Steine, keinen Strauch, keine Bäume. Man muss sich hervorragend verstehen und diesen Musketier-Aspekt verinnerlichen: Einer für alle und alle für einen. Für die eigene Eitelkeit ist kein Platz. Wenn es in den mentalen Grenzbereich geht, sind Kleinigkeiten ausschlaggebend, auch was die Stimmung im Team angeht. Es ist wichtig, dass man sich im Team unterstützt. Es gibt immer einen Tag, an dem man stinkig ist, obwohl man keinen Grund dafür hat. Dann kommuniziert man das in die Runde, sagt, dass es nicht an den anderen liegt, sondern dass das an dem Umstand liegt, dass ich ein ungeduldiger Mensch bin und mir alles viel zu lange dauert. Das verfliegt wieder.

Für mich ist das der wahre Reichtum im Leben

Was war der schönste Augenblick der Expedition?

Glowacz: Da gibt es nicht nur einen, sondern viele. Wenn du den Kite bei schönstem Sonnenschein auspacken kannst und bei 30 Stundenkilometern alles wieder aufholst, was du die Tage zuvor beim Laufen verloren hast. Das ist großartig – vor allem in dieser Kulisse, dieser Weite. So etwas bleibt mir immer in Erinnerung. Das ist für mich auch der wahre Reichtum im Leben. Oder wenn du am Abend nach einem extrem anstrengenden Tag nach dem Schneeschmelzen mit den Jungs die Schokolade isst, die du dir für das letzte Ritual am Tag aufgehoben hast, das sind großartige Momente. Oder wenn die ersten Felsformationen im Eis wieder auftauchen, weit weg am Horizont wie schwarze Punkte …

Dann wissen Sie, dass Sie langsam der Küste wieder näher kommen und es geschafft haben.

Glowacz: Das sind unglaubliche Eindrücke.

Wie lange haben Sie hinterher gebraucht, bis Sie sich wieder so fit gefühlt haben wie vor der Expedition?

Glowacz: Körperlich dauert das schon zwei Monate.

Und jetzt erklären Sie bitte, was man sich unter einer klimaneutralen Expedition vorstellen muss?

Glowacz: In den letzten Jahren haben wir öfter Expeditionen „by fair means“ durchgeführt. Das ist ein Begriff aus dem Höhenbergsteigen. Dort bedeutet es, ohne die Zuhilfenahme von künstlichem Sauerstoff auf die höchsten Gipfel der Erde zu steigen. Wir definieren ihn so, dass wir vom letzten Zivilisationspunkt aus, den jedermann erreichen kann, aus eigener Kraft zu einer Wand kommen, diese besteigen und aus eigener Kraft zurück zu kehren – ohne technische Hilfsmittel wie Helikopter oder Flugzeug.

Was kam bei Ihrer Grönland-Expedition noch hinzu?

Glowacz: Jetzt wollten wir von der eigenen Haustür aus eine Expedition so gut wie emissionsfrei durchführen.

Wie lief das ab?

Glowacz: Als ich vor drei Jahren über Grönland geflogen bin, kam in mir der Wunsch auf, auch einmal dort unten stehen zu wollen. Dann war die Frage: Wie komme ich zum Ausgangspunkt? Da war meine Idee, es mit dem Schiff zu bewältigen. Ich bin einmal an die Antarktis gesegelt, diese Erfahrung hatte ich schon. Allerdings muss ich sagen, dass diese auch schmerzhaft war, aber das hatte ich bei der Planung verdrängt.

Sie haben vergessen, wie schlimm es war?

Glowacz: Genau. Wir haben gesagt, dass wir es wieder mit einem Segelschiff machen. Als drittes Segment kam der Start dazu, den wir von der Haustür aus mit Elektroautos bewältigen wollten. Erst sind wir mit Elektrofahrzeugen bis an die Westküste von Schottland gefahren, dann mit dem Schiff an die Westküste von Grönland gesegelt und haben von dort das Inlandeis mit Schlitten und Skiern überquert. Im Scoresbysund an der Ostküste Grönlands wollten wir eine Erstbegehung klettern. Da waren wir allerdings zu spät dran. Wir mussten wieder zurücksegeln, bevor die Herbststürme über den Atlantik ziehen.

Abenteurer sind sehr mobile Menschen

Sind Sie enttäuscht, dass das mit der Big Wall nicht geklappt hat?

Glowacz: Am Anfang schon. Aber die Überquerung des Inlandeises war so anstrengend, dass wir danach total platt waren. Es hat viel mehr Substanz und Energie gekostet, als wir uns alle vorgestellt haben. Wir hatten unglaublich tiefe Temperaturen von durchgehend –25 bis –40 Grad. Ich weiß nicht, ob wir körperlich in der Lage gewesen wären, das durchzuziehen.

Und die Wand, wann klettern Sie die?

Glowacz: Wir waren oben an der Wand. Sie war ziemlich vereist und verschneit, die Temperaturen waren extrem tief. Das ist so ein riesiges Ding. Wir haben uns gesagt, dass es vielleicht gut ist, dieses Segment verschieben zu müssen. Das wollen wir in diesem Jahr nachholen.

Können Sie bei künftigen Expeditionen noch einmal hinter den Nachhaltigkeits-Standard zurückfallen?

Glowacz: Wenn es irgendwie geht, versuchen wir alles so nachhaltig wie möglich zu praktizieren. Aber wir Abenteurer sind auch sehr mobile Menschen, nutzen das Auto und Flugzeug, um an die Orte unserer Leidenschaften zu gelangen. Es ist deshalb nicht in Stein gemeißelt, dass alle meine Routen in Zukunft von der Haustür beginnen.

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