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Kulturhauptstadt Valletta
21.12.2017

Eine schmale Gasse und ihre besondere Geschichte

Maltas Hauptstadt Valetta wird 2018 europäische Kulturhauptstadt.
Foto: Malta Tourism Authority

Zum Kulturhauptstadtjahr wird die Strait Street in Valletta wieder belebt. Einst war sie illustrer Mittelpunkt des Rotlicht- und Künstlerviertels der maltesischen Hauptstadt.

Es gibt da diese Legende, dass Malta ein Stein war, der „dem Herrgott auf dem Weg von Europa nach Afrika aus der Hand gefallen ist“. Zwar sprudeln auf der Mittelmeerinsel keine Flüsse, bieten keine Wälder Schatten, dafür steht da eine Ansammlung von Palästen, Tempeln und Kirchen, die wohl weltweit einzigartig ist. Und dann gibt es da Valletta, die Hauptstadt, zusammen mit dem niederländischen Leeuwarden Kulturhauptstadt 2018.

Die gewaltigen Mauern und dicken Türme, der Festungsgraben und die Forts, die Kirchen und Paläste zeugen von der reichen Geschichte und Kultur der maltesischen Hauptstadt. Doch die Organisatoren der Valletta 2018 Foundation, die sich um die Planung des Kulturjahres kümmert, haben weniger die Vergangenheit im Blick als die Gegenwart und die Zukunft. Und da hat Valletta noch Nachholbedarf. Gerade mal 6000 Menschen leben noch in der Hauptstadt – und das, obwohl Valletta sich eine optische Verjüngungskur gegönnt hat.

Ein Blickfang mitten in dem barocken Unesco-Weltkulturerbe ist das von Renzo Piano entworfene Parlamentsgebäude mit der wabenartigen Steinfassade. Auch das Freilufttheater, das aus den Ruinen des königlichen Opernhauses entstand, und Renzo Pianos gewaltiges Stadttor, das Valletta zum Meer hin öffnet, passen gut ins Kulturhauptstadtjahr.

400 Events stehen auf dem Programm

Mehr als 140 Projekte und 400 Events stehen auf dem Programm – von klassischer Oper über Performance und Design bis zu Musik, Tanz und Film. Wenn am 20. Januar das Kulturjahr feierlich eröffnet wird, füllen sich die Plätze und Gassen der Stadt mit Musik, Theater, Tanz und Videokunst. Die „Festa“ soll das große Erbe der Stadt in die Gegenwart holen, so Mit-Organisator Sean Borg, der darauf Wert legt, dass Valletta 2018 „von Menschen für Menschen“ gedacht ist. Diese Insel mit ihren Megalithbauten aus uralter Zeit war immer schon Station der Seefahrer und Kaufleute auf ihrer Fahrt übers Mittelmeer, sie lockte die Eroberer, die Tempelritter und während der Weltkriege die Offiziere und die Matrosen der Kriegsschiffe. Ihre erste Station auf Malta war die Strait Street.

Eines der wichtigsten Projekte für das Kulturhauptstadtjahr ist deshalb die Wiederbelebung dieser schmalen Gasse, die bis hinunter zum Hafen führt und ehemals so etwas wie das Rotlicht-, aber auch das Künstlerviertel Vallettas war. Giuseppe Schembri Bonaci – graue Locken, grauer Bart, braune Augen in einem Kranz von Lachfalten – ist hier aufgewachsen und erinnert sich gerne an die Zeit, als seine Großfamilie mehrere Etablissements in der Strait Street betrieb und jede Bar noch ihre eigene Band hatte. „Bis 1972 war die Straße voller Leben,“ erzählt er und betrachtet wehmütig die heruntergekommenen Fassaden und die klapprigen Holzverschläge, die als Türen dienen. In den späten 1980er Jahren hätten viele Bewohner Valletta den Rücken gekehrt, berichtet er – auch seine Familie. Bonaci ging ins Ausland, studierte in Kiew, Moskau und Mailand Philosophie, Jura und Kunst, er leitete Kunstworkshops in Frankreich, Deutschland, in Moskau und Australien und hatte Ausstellungen in Paris und Stuttgart, in Moskau und Canberra, aber auch in Malta.

Vor fünf Jahren wurde ihm die künstlerische Leitung des Strait-Street-Regenerationsprojekts angeboten. Jetzt ist er zurück, da, wo er herkam, und schaut zu, wie die alten Paläste aufgefrischt und wieder belebt werden. Nicht alles ist freilich nach Bonacis Geschmack. Der Bohemian, der am liebsten experimentelles Theater macht und Multikulturelles schätzt, befürchtet eine Gentrifizierung. „Nun kommt das große Geld in die Strait Street und ich helfe bei dieser Kommerzialisierung auch noch mit“, ärgert er sich.

Man merkt, dass es ihm wichtig ist, was aus der Straße seiner Kindheit wird, aus dem „Morning Star“, dem Tanzsalon des Großvaters, aus dem ehemaligen Cotton Club, über dem er mit seiner Großmutter lebte, aus dem „Garden of Eden“, der derzeit eingerüstet ist. Es wird dauern, bis die Strait Street „chic“ ist, wie Bonaci es nennt. Gegen einige Widerstände wird er versuchen, ein Stück Kunst und Anarchie in die aufgehübschte Straße hineinzubringen. 1994 ist er schon einmal gescheitert mit einem Projekt. Damals hatte ihm die Stadt das Theatru Strada Stretta überlassen, in dem er nach dem Vorbild von Dario Fos revitalisierter Commedia dell’Arte klassische Stücke persiflieren wollte. „Als sie meine Produktionen sahen, haben sie mir das Theater wieder weggenommen“, erzählt der Künstler. Derzeit ist das ehemalige Theater eine leere Hülle. Ein Anschlag weist auf die 3rd World Group, eine Nichtregierungsorganisation, die mit Kindern arbeitet, als nächsten Mieter hin. Bonaci grinst. Eine NGO ist ihm lieber als noch ein Boutique-Hotel. Grundsätzlich ist er skeptisch, was den Fortschritt und die Politik auf Malta angeht. Der Mord an der kritischen Journalistin Daphne Caruana Galizia, die Korruption und Geldwäsche auch der Regierung anprangerte, hat ihn erschüttert, auch wenn er mit der politischen Einstellung der 53-jährigen Malteserin nicht konform geht. Die 53-Jährige habe sich mit vielen angelegt, die anders dachten als sie, aber in letzter Zeit habe sie zunehmend Regierungschef Joseph Muscat ins Visier genommen. „Überall sind Gauner, egal wo du gerade hinsiehst. Die Lage ist ausweglos“, schrieb sie in ihrem letzten Blogeintrag – kurz darauf war sie tot. Die Hintergründe des Anschlags sind bis heute ungeklärt, und Giuseppe Schembri Bonaci bezweifelt, dass sie jemals aufgeklärt werden.

Mit Caruana Galizia ist eine kritische Stimme Maltas verstummt. Der Journalist George Cini – weißhaarig und weißbärtig –, der lange für die Times of Malta schrieb und an der Universität von Malta Medienwissenschaften lehrt, wendet sich heute lieber der Geschichte zu. Er hat die Vergangenheit der Strait Street recherchiert, die Geschichten hinter den Fassaden, hat sich mit ehemaligen Bardamen getroffen und mit Transvestiten, hat alte Fotos gesammelt und Illustrationen. Das daraus entstandene Buch soll „das Gedächtnis der Strait Street“ sein, wünscht er sich – und eine Welt zeigen, die fast verschwunden ist.

Wenn Cini durch die Straße geht, trifft er immer wieder seine Gesprächspartner. Den alten Guzi von der Cairo Bar, zum Beispiel, der schon mit 14 als Transvestit arbeitete und in seinem Leben viel Geld verdient und ebenso viel ausgegeben hat. Heute lebt der alte Mann davon, dass er Restaurant-Wäsche wäscht. Guzi winkt vom Balkon eines räudigen Palastes, ein Hündchen im Arm, und lacht zahnlos auf Cinis Gruß. Der Journalist winkt zurück, dann zeigt er auf ein Haus neben dem Restaurant Palazzo Preca. „Da war mal eine Bar, Dirty Dick’s, nur für Männer.“ Der Besitzer sei überzeugt gewesen, dass Frauen nur Ärger machen. Dafür war die Bar „The Egyptian Queen“ für ihre Barmädchen berühmt, die den amerikanischen Matrosen den Aufenthalt auf Malta versüßten. „Das waren keine Huren“, nimmt Cini die Mädchen in Schutz, die oft die Einzigen waren, die zum Unterhalt der bitterarmen Großfamilie beitrugen. „Die meisten hielten die Seeleute nur in der Bar bei Laune.“ Züchtig genug war das Outfit der Mädels: Söckchen, Rock und Bluse.

Ein Herz für die Underdogs

Der 71-jährige Autor hat ein Herz für die Underdogs der Gesellschaft, er kennt Armut aus eigener Erfahrung: George wuchs in einer Familie mit sieben Kindern auf – fünf Jungen und zwei Mädchen. Manchmal durften sie sich eine Flasche Cola teilen, „dann gab’s für jeden einen Schluck“. Der Vater – bei ihm waren es noch 25 Kinder – war Matrose. „Er kam und ging. Ich wusste nicht einmal, dass er mein Vater war.“ Das Buch über den Mikrokosmos Strait Street ist auch eine Spurensuche nach der eigenen Herkunft, nach dem, was bleibt.

Die alten Fotos konservieren den vergangenen Charme. „Das waren aufregende Zeiten“, schwärmt Cini und bedauert, dass vieles, was er dokumentiert hat, verschwunden ist. So wie die alten Lodging Houses, die mit Stockbetten ausgestattet waren. Hier konnten sich die Matrosen von den nächtlichen Eskapaden ausruhen, während ihre Schuhe geputzt wurden und ein Frühstück bereitstand. Für diese Dienste wurde Trinkgeld erwartet, davon lebten die Vermieter und ihre Angestellten. Heute unvorstellbar. Doch die Strait Street hat auch Kunst hervorgebracht, vor allem Jazz, und eine kosmopolitische Lebensart, die Malta sonst nicht kannte. „Ohne die Strait Street wäre Valletta tot“, ist Cini überzeugt. Denn hier wurde in den schlechten Tagen das Geld verdient – in den Bars und in den kleinen Läden. Die Strait Street war „das Rückgrat der Stadt“.

„Wir sehen Kultur als Investition in die Zukunft“, schreibt Jason Micallef, der Chairman der Foundation Valletta 2018. Die Gesellschaft werde von der künstlerischen Dynamik profitieren. Im Kulturhauptstadtjahr wolle man deshalb „unterhalten, fordern, provozieren“. Giuseppe Schembri Bonaci, der künstlerische Leiter des Strait Street Projekts, sieht diesen dreifachen Anspruch als Auftrag: Die Strait Street soll sich wieder mit Leben füllen, aber dabei ihr Erbe, das George Cini für die Nachwelt aufgeschrieben hat, nicht vergessen.

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