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Südkorea vor Olympia
22.01.2018

In Südkorea sind sie die Heldinnen der Tiefe

Die Meeresfrauen der Insel Jeju tauchen aus 20 Metern Tiefe Meeresfrüchte an die Oberfläche.
Foto: Jeon Heon-Kyun, dpa

Auf der Insel Jeju tauchen Frauen seit Jahrhunderten in bis zu 20 Metern Tiefe nach Meeresfrüchten. Winters wie sommers. Es ist harte Arbeit – und ein Spektakel für Touristen.

Sind das Pinguine, die zum Wasser watscheln, diese Gruppe schwarzer, fröhlich schnatternder Lebewesen? Oder Klosterschwestern? Gar Totengräber? Beim Näherkommen löst sich das Rätsel schnell: Rund 50 Frauen in schwarzen, abgeschabten Neoprenanzügen mit einer roten Boje und einem grünen Netz auf den Schultern ziehen gemeinsam hinaus zum Ufer, um ihrer Arbeit nachzugehen. Sie sind Haenyeo, Taucherinnen, Bäuerinnen der Meere. Die älteste ist 84 Jahre, die jüngste auch schon an die 50. Ihr Feld ist die See. Ihre Früchte sind Seeigel, Meeresschnecken, Abalone, Seegurken. Und Cheoncho, Seetang – er wird heute Nachmittag gesammelt.

1400 Menschen leben in der Gemeinde Hado an der Nordostküste der südkoreanischen Ferieninsel Jeju. Ein Drittel davon sind Mitglieder der Fischereikooperative, 100 Frauen verdienen ihr Geld als Berufstaucherinnen. Etwa 5000 von ihnen gibt es noch auf der Insel. Am Ende des Kais setzen sich alle auf die Betonrampe und streifen ihre Flossen über. Per Megafon verkündet ein Mann, dass die älteren Frauen heute in Ufernähe arbeiten, während die kräftigeren hinaus dürfen bis zur Kanincheninsel. Fast ein Kilometer Entfernung ist das. Hado hat das Glück, eine flache Küste zu besitzen. In anderen Dörfern müssen sie erst mit dem Schiff zu ihren Sammelgründen fahren.

Nach dem Heulen der Sirene gleiten alle nacheinander ins Wasser und verteilen sich rasch. Bald sieht man nur noch rote Bojen auf dem Wasser schwimmen und ab und zu ein paar schwarze Flossen daneben, wie Froschfüße, die kurz in der Luft strampeln.

Ihre Körper, so haben Wissenschaftler herausgefunden, sind imstande, mehr Sauerstoff aufzunehmen als die anderer Menschen. Dadurch ertragen sie Kälte besser und können länger tauchen – und bis zu 20 Meter tief. „Frauen haben einfach mehr Körperfett als Männer,“ erklärt Frau Cheonhyejo, eine der Schwimmerinnen. „Dadurch frieren sie weniger. Außerdem haben sie bessere Nerven, wenn es einmal kritisch wird.“

Die brauchen sie auch gelegentlich. Wenn ein Hai vorbeizieht, fühle man sich unwohl, oder wenn eine Gruppe Delfine auftaucht. „Sie tun uns nichts, aber versuchen schon mal, einen Oktopus aus dem Netz zu klauen. Sie sind so groß, das macht einen unsicher.“ Die Worte „Perlo, Perlo, Perlo“ auszustoßen wie ein Mantra, vertreibe sie aber fast immer. Am wichtigsten sei, dass man auf See zusammenbleibe und sich aufeinander verlassen könne. „Wir verbringen viel mehr Zeit miteinander als mit der Familie“, sagt sie. „Wir fühlen uns so eng verbunden wie Schwestern.“

Die Frauen können zwei Minuten die Luft anhalten

Damit immer alles gut geht, kümmern sie sich achtsam um die Göttinnen und Götter. 18000 von ihnen gibt es angeblich auf der Insel, aber die wichtigste ist „Großmutter Youngdeung“. Sie streut alljährlich neuen Samen für Muscheln, Abalone und Schnecken ins Meer, ihr gilt im Februar das größte der vielen Feste, bei dem Schamaninnen ihr Wohlwollen erflehen. Hin und wieder findet man an der Küste kleine Altäre, die in die scharfkantigen Vulkanschollen hineingebaut sind. Unter bunten Bändern stehen Limo-Dosen, ein Körbchen Tomaten, Schokoriegel und Schnapsflaschen bunt nebeneinander – geopfert mit der Bitte um Schutz und Erfolg.

Rote Pontons zeigen an der Wasseroberfläche, wo gerade eine Taucherin in die Tiefe geht.
Foto: dpa

Im leichten Wind hört man jetzt gelegentlich verwehte Pfiffe übers Wasser. „Sumbisori“ nennt man die Laute, die die Frauen ausstoßen, wenn sie nach eineinhalb, zwei Minuten aus bis zu 20 Metern Tiefe wieder an die Oberfläche kommen und die Lunge leerpusten.

Nach Meeresfrüchten und Tang tauchten die Bewohner der Küste von Jeju schon seit Jahrhunderten, erfährt man im Haenyeo-Museum in Gujwa. 1629 wurden erstmals Taucherinnen schriftlich erwähnt. Ganz wurde diese Arbeit ihnen aber erst überlassen, als die Regierung Männern für das Tauchen hohe Steuern auferlegte. Von da an trugen die Frauen den Großteil zum Familieneinkommen bei. Ab 1876 fuhren viele von ihnen zur Arbeit bis nach Japan und Russland. Zurück kamen sie mit enormem Selbstvertrauen und neuen Ideen: Sie gründeten eine Kooperative, in der alle Dörfer ihre Ernte abzuliefern hatten. Männer lernten, damit zu leben, dass keine wichtige Entscheidung, weder im Haushalt noch in der Gemeinde, gegen ihre Frauen getroffen werden konnte. Von 1920 bis 1930 waren es ebenfalls die Haenyeo, die zum Widerstand gegen die japanischen Besatzer aufriefen. Sie organisierten Demonstrationen und manche von ihnen mussten im Gefängnis dafür büßen. Ein Monument am Museum erinnert an ihren Mut.

Nach eineinhalb Stunden paddeln die Ersten zurück zum Ufer und schieben ein volles Netz vor sich her. Vier Männer sind nötig, um den triefenden Ballen mit brauner Pflanzenmasse aus dem Wasser zu zerren und auf einen der kleinen Lkw zu wuchten. Cheoncho wird in der Medizin- und Kosmetikindustrie verwendet, für einen Ballen zahlen die Aufkäufer um die 70 Euro. Die Männer haben bisher zwischen den Lastwagen gewartet und schon mal eine Flasche Reisschnaps herumgehen lassen. Einige von ihnen sind Fischer von Beruf, manche haben einen kleinen Hof, andere kümmern sich um den Haushalt.

Neoprenanzüge nutzen die Haenyeo erst seit den 1970er Jahren. Davor trugen sie weiße Leibchen aus Baumwolle und kurze, schwarze Hosen – auch im Winter. „Ich habe geweint, wenn wir durch Graupel und Schnee zum Meer hinauslaufen mussten“, erzählt Gwanja Jang. Die lebhafte 74-Jährige spielte von klein auf an und in der See. Von Mutter und Großmutter lernte sie alles, was es übers Tauchen zu wissen gab, mit 15 wurde sie professionelle Taucherin. „Es war schrecklich kalt manchmal. Aber das Wasser war klarer und man fand mehr zum Sammeln.“ Zwischendurch wärmten sich die Frauen am Bulteok, einem halbrunden Windschutz aus Steinen, in dem ein Feuer brannte –im Museum ist einer nachgebaut.

Ein wärmendes Feuer nach dem Tauchgang. Ein Museum erzählt die Geschichte der Haenyeo, wie die Meeresfrauen genannt werden.
Foto: dpa

Obwohl die Haenyeo das Geld in die Familien brachten, waren sie früher nicht besonders geachtet. Das änderte sich in den 1970er Jahren, als der Tourismus aufkam. Heute landen jeden Tag 200 Flieger, zwölf Millionen Besucher überschwemmen die Insel, um zu wandern, zu schwimmen oder die Flitterwochen zu genießen. Und die Haenyo profitieren davon: Sie führen im flachen Wasser ihr Handwerk vor und verkaufen anschließend den Fang. Manchmal gibt es Konzerte, bei denen sie ihre traurigen Lieder singen: „Schritt für Schritt muss ich ins Meer.“ Und auch die Gemeinde-Restaurants funktionieren bestens. Eigentlich ähneln sie eher einer Kantine mit hellen Holzmöbeln und offener Küche. Doch Äußerlichkeiten zählen wenig, entscheidend ist für die Gäste, was auf den Tisch kommt. Und das kann sich sehen, riechen und schmecken lassen. Der Meeresfrüchtetopf zum Preis von umgerechnet 17 Euro ist reich mit Taschenkrebs, Seespinne, Oktopus und Abalone gefüllt. Es gibt Nudelsuppe mit Meeresfrüchten, gegrillten Snapper und Ramen-Nudeln in scharfer Soße mit Muscheln. Alles so frisch wie sonst nirgends.

Prallvolle Körbe mit Muscheln und Meeresfrüchten

Der Tourismus hat den Haenyeo mehr Geld gebracht und ihr Selbstwertgefühl gestärkt. „Deshalb würde ich es heute wieder machen“, lacht Frau Jang, „und wegen der kostenlosen Gesundheitsfürsorge.“ Ihren Kindern hat sie trotzdem empfohlen, in den Tourismus zu gehen, in dem 80 Prozent der 600000 Inselbewohner tätig sind: Die Arbeit ist leichter, und es kommt regelmäßig Geld auf die Bank.

Nach und nach kommen die letzten Frauen zurück. Erschöpft, aber stolz steigen sie aus dem Wasser. Im Tauchzentrum wartet die heiße Dusche. Sieht man die prallvollen Körbe, fragt man sich unwillkürlich, ob auch hier die See irgendwann leer geräumt sein wird. Die Haenyeo weisen das lautstark zurück: Aus ökologischen Gründen sei ihnen der Einsatz technischer Hilfsmittel verboten. Jedes Dorf fische in festgelegten Grenzen. Kooperative und Provinzregierung legten jährlich Quoten für Meeresfrüchte fest.

Auf einigen der Lkw liegen zwei oder sogar drei nasse, haarige Ballen. Nach dem Trocknen ergeben drei dieser Körbe 60 Kilo Ware, für die die Aufkäufer umgerechnet knapp 200 Euro bezahlen. Eine sehr gute Taucherin füllt am Tag bis zu sechs Körbe. Nein, die Haenyeo von Jeju sind keine abgedrehten Abenteurerinnen. Sie sind auch keine niedlichen Meerjungfrauen, wie die Amerikaner sie betitelten. Haenyeo sind geschäftstüchtige, selbstbewusste Frauen, die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen: solidarisch, fröhlich, zänkisch, melancholisch, nachdenklich, wütend wie andere Frauen auch – echte Bäuerinnen der Meere.

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