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Ignatiusweg
02.11.2017

Pilgern auf dem Ignatiusweg: Die Stille erleben

Ritter, Lebemann, Pilger, Gründer des Jesuitenordens und Heiliger: Ignatius von Loyola.
10 Bilder
Ritter, Lebemann, Pilger, Gründer des Jesuitenordens und Heiliger: Ignatius von Loyola.
Foto: Daniel Wirsching

Auf dem Jakobsweg sind Hunderttausende unterwegs. Der noch recht unbekannte Ignatiusweg dagegen bietet alles Nötige zu echter Einkehr. Und er führt durchs schöne Baskenland

All die Mails, die ich beantworten musste. Das Interview, das nicht fertig war, dessen Erscheinungstermin aber unerbittlich näher rückte. Die Kinder, die zu spät einschliefen. Und jetzt liege ich auf der harten Matratze im Zimmer eines Pilger-Hotels in Loyola und höre einen Vogel zwitschern. Nein, eher rufen. Ein Käuzchen? Ich blättere im Spiegel, den ich mir am Münchner Flughafen gekauft habe. „Die Schulz Story“. Der SPD-Kanzlerkandidat, die Bundestagswahl. War vor nicht einmal einer Woche. Lange her, denke ich, und falle in einen traumlosen Schlaf.

Hundegebell weckt mich. Vor meinem Fenster kriecht der Nebel die Hügel herunter und bleibt hängen zwischen den Pinien, den Eichen. Ich bin im Baskenland, im „grünen Spanien“ wie es Reiseveranstalter nennen, und auf den Spuren eines Ritters, Lebemanns und Heiligen – Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenordens.

Auf dem Weg zu einem Heiligen

Erster Pilger-Tag: Es regnet. Und für diesen feinen Nieselregen haben die Basken einen Namen. Txirimiri. Weil es so klingen soll, wenn er niedergeht: tschi-ri-mi-ri. Er prasselt nicht auf Kopf und Körper, sondern hüllt die Menschen ein in Milliarden seiner Tröpfchen.

Gegenüber des Pilger-Hotels wurde Ignatius im Jahr 1491 geboren. Im zweiten Stockwerk der „Casa-Torre de los Loyola“, einem umgebauten Wehrturm. Die Mauern einer barocken Basilika umschließen ihn. In einem Zimmer im dritten Stockwerk fand Ignatius, der adelige Soldat, zwischen Juni 1521 und Februar 1522 zu Gott. Eine Tonband-Stimme erklärt: „Die Mauern sind dieselben, die seinen Träumen und Wachträumen stumme Zeugen waren.“ Ignatius wurde bei der Verteidigung Pamplonas verwundet.

Draußen, vor dem Portal der Basilika, kicken sich zwei Jungen einen Fußball zu. Jorge Mario Bergoglio, der 1958 in den Jesuitenorden eingetreten ist, war vor Jahrzehnten hier. Heute ist der Mann aus Buenos Aires Papst Franziskus – und Fußball-Fan geblieben. Das Gekicke würde ihm gefallen.

Vor dem Eingangsportal markieren in den Boden eingelassene Steine mit Basilika-Symbol den Beginn des Ignatiuswegs, der 676 Kilometer lang bis nach Manresa bei Barcelona führt. Und jetzt: Immer dem Symbol und den orange-gelben Pfeilen hinterher. Die ersten Kilometer sind asphaltiert, ein leichter Start für einen Pilger-Neuling wie mich.

Ich wandere nicht die gesamte Strecke in drei, vier Wochen. Ich bin Teil einer Gruppe um Wolfgang Bischof, Weihbischof im Erzbistum München und Freising sowie Präsident des Bayerischen Pilgerbüros. Eine „Pilger-Wanderreise“ per Fuß und Bus. „Sie sollten sich einlassen auf das, was kommt. Es kann etwas mit Ihnen passieren, muss aber nicht“, sagt er. Vor mir tauchen schon die Ausläufer der Kleinstadt Azkoitia auf und in mir die Fragen: Wer war dieser Ignatius? Was wird mit mir passieren?

In einer Pause lese ich in einem Buch des deutschen Jesuitenpaters Stefan Kiechle, das mich auf dieser Reise begleiten wird wie der baskische Nebel und der txirimiri. Er schreibt, wie sportlich, kampfbegeistert und eitel Ignatius doch war. Und wie er sich dann auf seinem Krankenbett langweilte. Vergeblich nach Ritter-Romanen verlangte. Die religiösen Bestseller seiner Zeit, Heiligenlegenden, aufsog. Er wollte das Leben der Heiligen nachahmen, wollte ins Heilige Land nach Jerusalem. Schließlich lief er los.

Treffen mit dem „ersten Pilger“ Fermín Lopetegui Loinaz

Zweiter Pilger-Tag, vormittags: Fermin Andrés Lopetegui Loinaz steigt häufig zur „La Antigua“, einer romanischen Kirche oberhalb Zumarragas, hinauf. Ignatius verbrachte hier eine Nacht. Lopetegui Loinaz stammt aus Zumarraga, ist 63 Jahre alt, Rentner. Der frühere Ingenieur, der 2012 als „erster Pilger“ des Ignatiuswegs offiziell anerkannt wurde, spricht leise. Ihn reizte das Abenteuer, sagt er. Er schlief unter einem Baum, fror, spürte die Einsamkeit. Was er dabei dachte, notierte er – ähnlich wie Ignatius: „Der Ignatiusweg erinnert uns daran, dass wir alle kleine Tröpfchen der Göttlichkeit sind.“

Der „neue Ignatiusweg“ wurde 2011 auf dem Weltjugendtag in Madrid geboren. Einer der Patrone des Katholikentreffens: Ignatius von Loyola. Sein Weg war in Vergessenheit geraten. Die Jesuiten beauftragten einen Mitbruder damit, ihn neu zu begründen.

Eine Marienerscheinung und vier mächtige Hexen

Zweiter Pilger-Tag, nachmittags: Durch einen Märchenwald steil bergan. Der Nebel – wie eine Wand. Kaum Sicht, kaum Geräusche. Meine Gedanken gehen eigene Wege. Wie lange dauert es, bis die Nässe in meinen Schuhen von den Zehen bis zu den Fersen wandert? Kann man „nichts denken“? Ich hebe eine Walnuss auf und stecke sie in die Tasche meiner Outdoor-Jacke. Wer Einsamkeit sucht, findet sie auf dem Ignatiusweg. Wer Mitpilger sucht, findet sie auf dem Jakobsweg. Vergangenes Jahr sind 277854 Pilger im nordspanischen Santiago de Compostela angekommen. In Manresa, Ziel des Ignatiuswegs, 280.

Ich habe die Wallfahrtskirche Arantzazu, eine in den 1950er Jahren erbaute Basilika, hinter mir gelassen. Im 15. Jahrhundert soll einem Schäfer die Jungfrau Maria auf einem Weißdorn-Busch erschienen sein. „Arantzan zu?“ soll er sie gefragt haben. „Du? Auf einem Weißdorn-Busch?“ In dieser Gegend, erzählen sich ältere Basken auch, gab es die Hexen Emakea, Ursubi, Ernicata und Joniek. Die Bewohner der Aizkorri-Region beteten sie an und brachten es dank der vier zu Wohlstand. Bis Etsai, der Teufel, die Hexen gegen die Menschen aufhetzte. Sie sollten ihnen die Hälfte des Fangs, die Hälfte der Ernte, die besten Schafe und Kälber opfern. Göttin Mari beendete den Spuk und verwandelte die Hexen in Sterbliche. Die Basken behandelten sie trotz allem gut. Da schenkte Mari ihnen fruchtbares Land. Merke: Großzügigkeit wird belohnt. Auch in der ignatianischen Spiritualität spielt „Großmut“ eine wesentliche Rolle. Sowie die Erkenntnis, dass Gott überall ist. Etwa in meiner Jackentasche in Gestalt der Walnuss.

Von „patatas a la riojana“ und dem Wein Laguardias

Dritter Pilger-Tag: An Äckern vorbei in den Hundert-Einwohner-Ort Antoñana. Eine grauhaarige Frau, die den Müll herausbringt, ruft: „So viele Leute!“ Sie meint uns Pilger. Vom Ignatiusweg hat sie noch nichts gehört. Vor wenigen Tagen erst wurde in der Nähe für Einheimische ein „Tag des Ignatiuswegs“ veranstaltet. Andernorts, in Kripan oder Elvillar, kämpfen Bürgermeister darum, am wachsenden Pilger-Tourismus teilzuhaben. Es sollen Herbergen und Wirtshäuser entstehen.

Möglich, dass mit den Pilgern der Kitsch kommt. Wie im französischen Wallfahrtsort Lourdes, in dem Weihbischof Bischof, wie er erzählt, eine „blinkende Lourdes-Grotte“ entdeckte. Möglich, dass Einheimische gegen ausufernde Pilgerströme demonstrieren, wie im Sommer an der „Pilger-Autobahn“ Jakobsweg. Dem Bischof fallen zum Jakobsweg die Wörter „Hype“ und „Verkommerzialisierung“ ein.

Das Hupen eines Kleintransporters übertönt das Krähen eines Hahns: Der Bäcker fährt durchs Dorf. Die Sonne hat den Nebel vertrieben und scheint auf die beiden Alten, die in einem Schrebergarten Kartoffeln aus den Beeten harken; vielleicht für „patatas a la riojana“ – ein Kartoffel-Eintopf mit Paprikaschoten und Chorizo, diese scharfe, mit Paprika und Knoblauch gewürzte Wurst. Weiter nach Laguardia, das auf einem Hügel mitten im weltberühmten Weinbaugebiet Rioja liegt. In den Gassen trocknet Wäsche auf Balkongeländern und Fensterbänken neben Flaggen Kataloniens. Das Streben nach Unabhängigkeit von Spanien eint Basken und Katalanen. Allein im ältesten Haus Laguardias, das einem Winzer als Lager und Showroom dient, wurden schon im 15. Jahrhundert 80000 Kilogramm Trauben zu Wein verarbeitet. Auch ich trinke einen Rioja. Ob ihn Ignatius gemocht hätte?

Jesuitenpater Stefan Kiechle über den Sinn des Pilgerns

Landung in München, schlaflose Nacht, zurück in die Redaktion. 90 ungelesene Mails. Ich rufe Stefan Kiechle an, dessen Buch mich in den vergangenen Tagen begleitet hat. Kiechle war bis vor kurzem Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, das Gesicht seines Ordens. Jetzt steht er an einer Autobahnraststätte vor Igualada in Katalonien. Etappe 25 von 27 des Ignatiuswegs.

Wer war dieser Ignatius? „Ein Mann am Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit. Das war eine Zeit des Aufbruchs“, erklärt mir Kiechle. Ignatius habe sich auf den Weg gemacht, körperlich wie geistlich. Das sei ein Prozess, in dem man sich verändere, Gott entdecke oder nahe komme. Ignatius habe das vorgelebt und gelehrt. Ein Lastwagen dröhnt durch den Telefonhörer. Ob ihn das Pilgern verändert habe? „Ich bin noch einmal dankbarer für das geworden, was ich bekomme.“

Seit fast vier Wochen erwandert sich Kiechle Nordspanien. Müdigkeit, Blasen an den Füßen, unvergessliche Erlebnisse. Er nahm sich eine Auszeit von vier Monaten, war in Jerusalem auf den Spuren Jesu, nun folgt er den Spuren Ignatius’. Einmal, erzählt Kiechle, wollte er in einer Herberge schlafen. Die Verwalterin konnte ihm nicht öffnen, der Schlüssel war abgebrochen. Er durfte bei ihrer Familie übernachten. „Wir haben über die Unabhängigkeit Kataloniens diskutiert, mit den Kindern gespielt, es war ein wunderbarer Abend.“ In solchen Begebenheiten zeige sich Gott.

Kiechle muss weiter, Manresa naht. Für mich naht der Redaktionsschluss. Ich blicke aus dem Fenster und denke an den baskischen Nebel. Den txirimiri. Die Walnuss von Arantzazu. Ich bin entspannt.

Mehr Informationen:

Anreise Etwa mit der Lufthansa von München nach Bilbao. Dann mit dem Bus nach Loyola. Das Bayerische Pilgerbüro hat den Ignatiusweg neu im Programm – im Juni und Oktober 2018 als organisierte neuntägige „Pilger-Wanderreise“, unter anderem mit Stationen in Loyola und Arantzazu im Baskenland. Besucht werden auch Manresa und Barcelona. Weitere Informationen unter www.pilgerreisen.de

Ignatiusweg Der Ignatiusweg ist vor allem erfahrenen Pilgern zu empfehlen. Oder Pilgern, die das Ursprüngliche suchen. Bei weniger als tausend Pilgern im Jahr, die den Weg teils oder ganz gehen, lassen sich vermutlich tiefere spirituelle Erfahrungen sammeln. Während der Jakobsweg in den Nordwesten Spaniens nach Santiago de Compostela führt, verläuft der Ignatiusweg in die entgegengesetzte Richtung nach Osten. Die Pilgerwege kreuzen sich in Logroño, das im Weinbaugebiet Rioja liegt.

Tipps Der Ignatiusweg ist inzwischen in den meisten Abschnitten gut ausgeschildert. Teilweise ist er sehr steil und erfordert eine gute Wanderausrüstung und Kondition. Zur Vorbereitung empfiehlt sich die Internetseite www.caminoignaciano.org.

Wichtig Da der Weg erst neu begründet wurde, befindet sich manches noch im Aufbau – rechtzeitige Buchung von Unterkünften (etwa unter www.euskaditurismo.eus) ist ratsam.

Lektüre Begleiter im Rucksack sollte der Reiseführer von José Luis Iriberri und Chris Lowney sein: Der Ignatiusweg, Tyrolia, 304 Seiten, 29,95 Euro. Oder Stefan Kiechle: Ignatius von Loyola: Meister der Spiritualität. Herder, 192 Seiten, 14,90 Euro.

Übernachtung Idealer Ausgangspunkt: das Hotel Arrupe (ein Stern) in Loyola, direkt am Geburtshaus des Ignatius und der Basilika. Wer eine Verschnaufpause vom Pilgern braucht, ist im Viersterne-Hotel Villa de Laguardia in Laguardia richtig. (wida)

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