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USA
19.06.2018

Wie Pittsburgh die Zukunft nach dem Stahl entdeckte

Inclines heißen die Seilbahnen, die früher Material auf die steilen Hügel rund um Pittsburgh beförderten. Die Stadt war einmal Zentrum des amerikanischen Rostbelt. Nach dem Niedergang der Stahlindustrie hat sie sich neu erfunden.  
Foto: Fotolia

Die Stadt war ein Jahrhundert lang das Zentrum des amerikanischen Rostbelt. sie hat sich neu erfunden, ist grüner geworden und doch dem Stahl treu geblieben

Ein Hochhaus aus Stahl, Hängebrücken, das örtliche Footballteam trägt den Namen Steelers – in Pittsburgh ist das verarbeitete Metall allgegenwärtig. Doch Donald Trumps Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus dem Ausland reißen hier niemanden mehr vom Hocker. Nicht nur, weil Trump in der tief demokratisch geprägten und regierten Arbeiterstadt ohnehin beliebt ist wie Fußpilz. Sondern vor allem, weil Pittsburgh die Industrie, die vor mehr als 100 Jahren ihren kometenhaften Aufstieg anschob, hinter sich gelassen hat und jetzt neue Wege geht.

„Hier in Pittsburgh gab es schon immer Hightech“, sagt Ron Baraff. Mit diesem Satz wirkt er ein wenig fehl am Platz, den hinter dem drahtigen Mann mit dem Ziegenbart ragt der verrostete Förderturm eines Schmelzofens auf. Wo früher Stahl so heiß wie Lava floß, bildet heute das Regenwasser kleine Seen. Orte wie das ehemalige Stahlwerk Carrie Furnaces sind der Grund, warum der Streifen Land zwischen den Appalachen und den großen Seen mit ihren verfallenen Industriestrukturen als „Rust Belt“, Rostgürtel, bezeichnet wird. „Aber im 19. Jahrhundert war das hier der neueste Stand der Technik“, sagt Baroff.

Ron Baraff will das industrielle Erbe erhalten.
Foto: Adrian Bauer

Pittsburgh profitierte von seiner perfekten Lage am Zusammenschluss dreier Flüsse: Über die großen Seen wurde das Eisenerz aus dem Norden herangeschafft, die Kohle kam aus den nahen Appalachen im Osten. Und über den Ohio-River ließen sich die fertigen Baustoffe per Lastkahn in den Mississippi bis zu den Schiffswerften nach New Orleans im Süden transportieren. Entlang der Flüsse wuchsen Pittsburghs Stahlwerke in die Höhe. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Abschwung. „In Deutschland und Japan baute man die zerstörten Werke nicht nur auf, sondern modernisierte sie und arbeitete fortan viel effizienter und billiger“, sagt Ron Baraff. Die Amerikaner konnten nicht mithalten. Ende der Achtziger Jahre schloss in Pittsburgh das letzte große Stahlwerk.

Beeindruckende Fotos erzählen von der Stahl-Vergangenheit

Heute grünt und blüht es dort, wo einst Kohlen und Stahlschlacke in großen Halden lagerten. Die meisten alten Werke sind längst ausgeschlachtet und ab gerissen, um Platz für Neues zu machen. Baraff und seine Mitstreiter vom „Rivers of Steel National Heritage Area“ versuchen, die Carrie Furnaces zu erhalten, um der Nachwelt zu zeigen, was der Stadt einst Reichtum gebracht hat. Wahrzeichen ist ein riesiger Hirschkopf, den eine Künstlergruppe nur aus Materialien fertigte, die auf dem Gelände gefunden wurden. Im Werk werden Filme gedreht, Graffiti-Künstler haben die Mauern um das Werk gestaltet, es gibt Musikfestivals und Theateraufführungen.

Um die Spuren der Industrie in der Stadt zu entdecken, muss man genauer hinschauen. Das 68 Stockwerke hohe UPMC-Hochhaus, das zur medizinischen Abteilung der Universität gehört, ist nicht nur das höchste Gebäude der Skyline, sondern auch komplett aus Stahl gebaut. Prägend sind die „Three Sisters“, die drei gelben Hängebrücken über den Allegheny River. Die Technik, Stahlseile zu winden und damit Brücken aufzuhängen, wurde im Pittsburgher Hinterland entwickelt. Der aus Thüringen ausgewanderte deutsche Ingenieur John Roebling perfektionierte die Kunst und baute unter anderem die Brooklyn Bridge in New York.

Die gewundenen Seile kommen auch in den sogenannten „Inclines“ zum Einsatz, kleinen Seilbahnen, die die Pittsburgher die steilen Hügel am Rand der Flüsse hinauf- und hinabbefördern. An dem Seil hängen zwei Gondeln für etwa 20 Personen, die ihr Gewicht gegenseitig halten. Um die menschliche Fracht kümmert sich ein leistungsstarker Motor. So überwindet die 1877 installierte Bahn zuverlässig auf 240 Metern einen Höhenunterschied von 120 Metern. Die Technik entspricht den Förderkörben, mit denen Material in die Schmelzöfen der Stahlwerke befördert wurde. Von einmal 27 Inclines gibt es heute nur noch zwei.

Die Wasserqualität der Flüsse ist wieder besser geworden

In der Bergstation der Duquesne Incline erinnern alte Bilder an die Zeiten, als die Schlote noch auf vollen Touren liefen. Tom Reinheimer arbeitet seit vielen Jahrzehnten bei der Bahn und kann viele Geschichten erzählen. Sein Lieblingsfoto ist eines, auf dem eine nächtliche Straßenszenerie abgelichtet ist – so scheint es zumindest: „Das wurde aber nachmittags um 15 Uhr aufgenommen. Durch die Abgase war es oft auch tagsüber finstere Nacht“, sagt er. Ein Grund, warum die Inclines als Transportmittel immer mehr genutzt wurden: Die Bürger flohen vor dem giftigen Rauch und bauten ihre Häuser auf den Hügeln, die die Flusstäler säumen.

Die Zeiten haben si

Das Warhol-Museum erinnert an den berühmten Sohn der Stadt.   

ch auch hier geändert. Als es mit der Stahlindustrie bergab ging, stellten die Stadtoberen viele Weichen neu. Die Umweltgifte der Industrie machten viele Menschen krank, also investierte man in Krankenhäuser und die Forschung. Heute locken die Universitäten viele junge Menschen zum Studieren in den Westen Pennsylvanias. Und sie bleiben nach ihrem Abschluss, weil es gute Jobs gibt. In den Jahren der Stahlkrise verließen Tausende Einwohner die Stadt: Von 675000 Bewohnern 1950 ging es zurück auf knapp 300000 im Jahr 2010. Mittlerweile hat sich die Zahl stabilisiert und steigt leicht. Dazu versucht man sich an besserem Umweltschutz: Das 2003 erbaute Kongresszentrum produziert mehr Strom als es verbraucht. Die Flüsse haben sich von der Nutzung als Industriekloake erholt, sodass man dort wieder ohne Gesundheitsgefahr angeln und Wassersport betreiben kann.

Die gesteigerte Lebensqualität und das Angebot an gut ausgebildeten Arbeitskräften bringt neue Jobs: Große Firmen wie Bayer, Google und Amazon lassen sich in Pittsburgh nieder. Junge Menschen kommen in die Stadt, um dort Firmen zu eröffnen. Ehemalige Industriegebiete bieten Platz für Ideen, Ruinen werden umgebaut oder weichen neuen Bürokomplexen.

Andy Warhol ist erst nach seinem Tod nach Pittsburgh zurückgekehrt

Die jungen Menschen sind auch Grundlage für eine wachsende Gastronomieszene, vor allem in den Vierteln entlang des Allegheny River, Strip District und Lawrenceville. Paul Schneider hat hier seinen Traum verwirklicht. Sein Job als Geschichtslehrer füllte ihn nicht aus, also sattelte er um, lernte in seiner Heimatstadt Chicago das Brau-Handwerk und hat im Dezember 2017 seine Brauerei samt Restaurant in Pittsburgh eröffnet. Die Braukessel stehen in einem kleinen Verschlag, den der Vorbesitzer noch als Garage für sein Auto nutzte. Doch Paul Schneider reicht es, um verschiedenste Biere herzustellen, vom Hellen nach deutscher Machart bis zum Craft Bier mit Pfirsich-Note.

Die Stadt biete beste Voraussetzungen für einen guten Start, sagt Schneider: „In Chicago kann man nichts eröffnen, was es nicht schon gibt. Das ist hier anders. In der Stadt entwickeln sich viele neue Ideen, aber der Wettbewerb ist nicht so brutal hart, wie in Chicago oder New York.“ Und vor allem sind die Immobilienpreise noch erschwinglich: Lawrenceville war vor zehn Jahren noch ein Viertel, in dem man nachts nur ungern auf die Straße ging. Doch mit Künstlern, Gastronomen und Unternehmern kamen auch immer mehr Studenten und das Viertel wandelte sich. Heute ist Lawrenceville ein junges, lebendiges, sicheres Wohnquartier.

Sogar in der einst verlassenen Innenstadt wohnen wieder einige Tausend Menschen. Dafür hat die Stadt einiges investiert. Die vom Ruß der Industrieschlote geschwärzten Fassaden wurden gereinigt und gaben teilweise Überraschungen preis, wie die Keramik geschmückte Außenverkleidung des Buhl Building an der Fifth Avenue. Zudem beherbergt die Innenstadt ein hochklassiges Konzerthaus und ein Theater, das Philharmonische Orchester hat zuletzt zwei der begehrten Grammy-Preise gewonnen. Ein großer Anziehungspunkt ist das Andy-Warhol-Museum. Der Pop-Art-Künstler ist in Pittsburgh geboren und aufgewachsen, ehe er nach dem Studium die Stadt verließ und erst nach seinem Tod zurückkehrte. Das Museum zeigt zahlreiche Bilder, Filme und Installationen. Auch eine der drei Hauptbrücken trägt seinen Namen.

Die Südtirolerin Valentina Scholar führt Touristen auf dem Fahrrad durch Pittsburgh.
Foto: Adrian Bauer

Und in Downtown Pittsburgh gibt es etwas, das amerikanische Großstädte sonst nur selten zu bieten haben: Radwege. Eine Autospur haben die Macher in der Innenstadt für die Radler freigegeben, was angesichts beschränkter Parkplatzangebote gut angenommen wird. Während der Bürozeiten ist der Betrieb aber überschaubar. So ist Platz für Touristen und eine Südtirolerin: Valentina Scholar ist nach dem Studium in München mit ihrem Mann in dessen Heimatstadt Pittsburgh gekommen und veranstaltet Touren für Besucher. Sie freut sich, dass die Stadt versucht, die Lücken im Radwegnetz immer weiter zu schließen. Außerhalb der Innenstadt gibt es zahlreiche Trails für Radler, ein Teil der Stadttour verläuft im Grünen am Ufer des Allegheny River. Relativ neu ist ein Fernradweg, der von Pittsburgh in die Hauptstadt Washington führt. Auf der anderen Seite rät die Südtirolerin zur Vorsicht: „Radfahrer sind noch nicht bei allen Amerikanern im Bewusstsein. Da wird eine Autotür schon einmal einfach aufgerissen.“

Das dauert eben seine Zeit – so wie die Umstellung Pittsburghs vom Industriezentrum zur modernen Großstadt.

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