Auf dem Weg zur Kirche blieb das Brautauto stehen
Wie es Helene und Josef Lang aus Deffingen vor 50 Jahren doch noch zur Trauung schafften
Eine ganze Woche lang hatte Josef Lang (73) den Ford Taunus 17m hergerichtet, geputzt und poliert. Schließlich war es das Hochzeitsauto, das ihn und seine zukünftige Frau Helene (68) zur Trauung kutschieren sollte. Ausgerechnet auf dem Weg von Deffingen zur Wettenhauser Klosterkirche sei der Ford dann mit gebrochener Motoraufhängung stehen geblieben, erzählen Helene und Josef Lang, die heute Goldene Hochzeit feiern. Immerhin: Nachdem die Girlanden von der Motorhaube entfernt waren, war es dem Bräutigam gelungen, im Hochzeitsanzug, im weißen hochgekrempelten Hemd und einer bei Minusgraden frierender Braut, den Ford notdürftig wieder in Gang zu bringen. Dafür sei es dann eine schöne Hochzeit gewesen – im Gasthof Post mit 50 Gästen, erzählt Helene Lang. Helene Lang war früher öfters mit den Schwestern ihres Ehemanns Josef beisammen. Somit kannten sie sich schon, bevor sie heirateten. Dass sie ein recht tüchtiges „Mädle“ war, das habe ihm schon gefallen, erzählt Josef Lang. Nur ihr Kaugummikauen, das habe ihn gestört. Sein „Jetzt tu’sch aber a Mal den Kaugummi raus“, das sei dann der Auslöser gewesen, erzählen beide lachend.
Josef Lang war 56 Jahre lang mit Leib und Seele Baggerfahrer – anfangs noch mit einem Seilbagger, später dann mit richtig großen Maschinen. Die Baustellen führten ihn sogar bis hin an die polnische Grenze. „Da, wo andere nicht hinwollten oder sich nicht trauten“, fügt er schmunzelnd hinzu. Überhaupt ist Josef Lang immer zur Stelle, wenn es etwas zum Schrauben oder zum Reparieren gibt. Nur von der Küche, da halte er sich fern, erklärt er. „Ich weiß gar net, wo die Zeit hin isch, vor lauter Schafferei“, sagt seine Frau Helene. Auch sie war all die Jahre berufstätig und ist es auch heute noch. „Ich mach’ viele Leute glücklich, wenn sie in der Früh die Zeitung reinholen können“, erzählt sie. In der Tat: Helene Lang trägt unter der Woche jeden Morgen ab vier Uhr die Günzburger Zeitung aus – und ihr Mann Josef begleitet sie dabei mit dem Auto. Zu Hobbys seien sie eigentlich nie gekommen, sie hätten immer „gewurschtelt“, sagen sie. Das Haus in der Deffinger Hauptstraße haben sie 1990 in viel Eigenleistung gebaut. Ihnen sei immer wichtig gewesen, dass die Kinder alles gehabt hätten, was sie brauchten. Diese sind ihre Tochter Tanja und ihr Sohn Reiner, die mit ihren Familien in Günzburg leben. Und nicht zu vergessen sind ihre Enkelinnen Jessy und Charly. Bei der Frage, was sie denn sonst noch alles in 50 Jahren Ehe erlebt hätten, kommen wieder die Autos ins Spiel: Erinnerungen an die allererste Ausfahrt mit dem VW Käfer, die mit einem Plattfuß und ohne Radkreuz endete und an den ersten großen Urlaub im Mini Cooper in Jugoslawien: Vollbepackt mit Zelt, Schlafsäcken, Luftmatratzen, Grill und zwei Kindern dazwischen wollte der Schalthebel nicht mehr das erledigen, was er eigentlich sollte. Auch dies stellte für Josef Lang kein Problem dar, abgesehen davon, dass die Gänge anschließend nur noch in umgekehrter Reihenfolge eingelegt werden konnten. „G’händlat ham’ mer scho au, aber wir sind immer wieder miteinander gut geworden“, verraten Helene und Josef Lang. Und was wünschen sie sich nach 50 Jahren? „Dass wir gesund bleiben und alt werden“, sagen die beiden Jubilare.
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