Beruf: Diktatorengattin
Das neue Theater Burgau blickt in die Gedankenwelt von Margot, Imelda und Leila
„Honecker Honecker raus!“ tönt es am Anfang, wenn Otto Waalkes´ Diktatorensong erklingt. Gegen Ende verteilt sich Honeckers Asche auf der Bühne. So ernst das Thema auch sein mag: Es gibt viel zu lachen bei der Komödie „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ von Theresia Walser, aufgeführt als Open Air im Burgauer Schlosshof vom Neuen Theater Burgau. In diesem Stück lässt die Autorin satirisch überzeichnete Abbilder von berühmt-berüchtigten Diktatorengattinnen aufeinander treffen. Sie geben gemeinsam eine Pressekonferenz, denn ihr Leben soll verfilmt werden.
Da wäre als Erstes Frau Margot, angelehnt an Margot Honecker. Sie ist vollkommen von der politischen Idee ihres Gatten überzeugt und dessen willige und pflichtschuldige Erfüllungsgehilfin. Dörte Trauzeddel gibt sie eisenhart in Stimme und Gesicht. Da wäre als Zweites Frau Imelda, angelehnt an Imelda Marcos. Sie ist die Witwe des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos, der zwar demokratisch gewählt wurde, aber 1972 eine Diktatur errichtete. 1986 wurde das Marcos-Regime gestürzt. Nach dem Tod ihres Mannes 1989 kehrte Imelda auf die Philippinen zurück und erlangte mehrere Wahl-Ämter. Ihr extravaganter Lebensstil zeigte sich unter anderem an ihrer legendären Schuhsammlung von etwa 1000 Paar. Imelda Marcos gründete 1975 ein Kunstmuseum in Manila. Walsers Bühnen-Imelda ist eine Ästhetin – und sie liebt es, im Luxus zu schwelgen. Vera Hupfauer gibt sie mit Sinn für den großen Gestus. Sie wünscht sich, dass ihr Leben als Oper verfilmt wird. Schließlich ist nach ihrer Auffassung Sprache nur der kärgliche Rest, den die Musik übrig gelassen hat. Also tritt sie ans Mikrofon und schmettert eine Koloratursopran-Arie. Da wäre als Drittes Frau Leila, angelehnt an Leila Ben Ali. Sie ist die zweite Ehefrau des tunesischen Diktators Zine el-Abidine Ben Ali, der nach einer Revolution 2010/11 gestürzt und nach Den Haag verbracht wurde. Marion Wessely gibt sie als kindlich-naives Dummchen mit einer gesunden Halbbildung. Sie hat Angst vor der Welt und genoss das Leben im Elfenbeinturm des Präsidentenpalastes. Dort konnte sie gut Gedichte schreiben. Sie trinkt nur destilliertes Wasser, denn sie hat Angst vor den Ausscheidungen der Asseln in den Wasserleitungen. In einem empfindsamen Ton trägt sie ihre selbst verfassten Gedichte vor.
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