Der Mensch hinter dem Hauptmann
Als „Schlitzohr von Köpenick“ eröffnet Olaf Ude in Burgau einen anderen Blick auf den Gauner Wilhelm Voigt. Dabei springt er virtuos zwischen verschiedensten Dialekten. Nur einer davon fällt dem Schauspieler etwas schwerer.
Was ist das für ein Mensch, der als Betrüger durchs Leben geht? Der so lange mit Postanweisungen trickst, bis er auffliegt, der klaut und fälscht und schließlich in Verkleidung eines Militärs mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten ins Rathaus einer Stadt eindringt, den Bürgermeister verhaftet und die Stadtkasse raubt? Ein ziemlich sympathischer Mensch ist das. So jedenfalls zeigen Olaf Ude und Regisseurin Vera Hupfauer am Neuen Theater Burgau „Das Schlitzohr von Köpenick“. Einen Mann, der mit Berliner Schnauze aus dem Schrankkoffer plaudert, in dem er sein Leben in Form von unzähligen Kopfbedeckungen und anderen Utensilien untergebracht hat.
Wilhelm Voigt breitet vor dem Publikum sein Leben aus, nur mal so zur Probe, versteht sich, denn eigentlich übt er nur für sein großes Geständnis vor Hutmacherin Luise, mit der er endlich unter die Haube kommen will. Gut behütet war der spätere Hauptmann von Köpenick nie, wie Felix Huby und Hans Münch in ihrer Adaption des berühmten Zuckmayer-Stoffs beschreiben. Ein brutaler Vater, eine ungerechte Verhaftung des zwölfjährigen Ausreißers durch einen selbstgefälligen Polizisten, Missverständnisse, enttäuschte Liebe und dann die ersten Betrügereien, die sich wie zufällig ergeben haben: Ja, kann man denn da anders, wenn man sein Leben irgendwie unter einen Hut bekommen muss? Wenn man doch eigentlich nur frei sein will? Und wenn so viel Ungerechtigkeit herrscht, dass man nicht mal Soldat werden darf? „Vorbestraft und dann zum Militär – das hat es in Preußen nicht gegeben“, befindet Voigt entschuldigend. Klar, dass er da mit Uniform und Mütze vom Trödler zur Selbsthilfe greifen und den Hauptmann geben musste, als der er berühmt wurde. Darf man sich da nicht irgendwann danach sehnen, reinen Tisch zu machen und zur Ruhe zu kommen? „Nun brauch ich endlich mal een bisschen Glück, Luise“, sagt Voigt, der bei aller diebischen Freude über seine Kabinettstückchen eigentlich als Gauner seinen Hut nehmen möchte. Einfach ein normales, glückliches Leben führen.
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