Powerplay und Barockdrive
Zu seinem 25. Geburtstag beweist das Heilig Geist Ensemble jugendlichen Schwung – auch mit „alter Musik“. Dafür sorgen auch die jungen Solisten
Normalerweise, im Zusammenhang mit wachsendem Alter, gehört zu Geburtstagen ja grundsätzlich ein archaisches Klageritual. Nicht so bei der auf Weihnachten abgestimmten Jubelfeier des 1989 von Bernhard Löffler gegründeten Vokalensembles der Heilig Geist Kirche Günzburg. Da stand Freude und Jugend auf dem Programm. Mit dem ebenfalls erst 25-jährigen neuen kirchenmusikalischen Leiter Wolfram Seitz (vorweg schon sei’s vermerkt: ein echter Glücksfall für das Heilig Geist Ensemble). Mit drei der vier aus Günzburg stammenden Gesangssolisten jugendlichen Alters, hochgradig mit Karrierepotenzial behaftet. Und, nicht zuletzt, einer Interpretationsform, die das Musikschaffen des 17. und 18. Jahrhunderts zu jugendlich-schlanker Klangkultur recycelt. Der mit geradezu sturm- und- drängerischer Rhetorik am Pult agierende Jungdirigent machte aus weitgehend uncool beleumundeter „alter Musik“ eine Breitband-Powerplaystation mit Barockdrive.
Nur der mit der Geburt des Heilands „weihnachtliche“ erste Teil von Georg Friedrich Händels „Messiah“ – er hatte ihn in einer Art kompositorischer Explosion in nur sechs Tagen zu Papier gebracht – stand am Beginn dieses konzertanten dritten Adventsnachmittags. Und schon mit den ersten Takten der Ouvertüre wurde klar: Nein, das wird keine kirchenmusikalisch „edle Unterhaltung“, kein honigsüßer Rosinenbomber mit Hallelujageschmack. Da tritt einer mit der Absicht an, aus Händels Oratoriumshit einen Markenartikel zu machen. Unaufgeregt, aber bedacht auf rhythmische Schärfe, auf deklamatorische Beweglichkeit, und beinahe asketisch entschlackten, viktorianischen Pomp und Schwulst. Das bei Heilig Geist bereits bestens bekannte Kammerorchester Russ folgte willig seinen Intensionen, konnte in seiner Reduziertheit zwar keine orchestralen Furiosi entfesseln, dafür aber Klangstrukturen hörbar machen, die in ihrer Verbundenheit mit Freude und Schmerz in die klanglichen Dimensionen der Ewigkeit zu leuchten vermochten.
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