Abbruch wegen Unruhen: Odyssee im Orient
Die Benefiz-Rallye vom Allgäu nach Jordanien wurde zur Irrfahrt. Und ein Bubenhausener war mittendrin.
Sie begann mit einer großen Party und endete mit einer tagelangen Irrfahrt durchs Mittelmeer: Die kultige Rallye vom Allgäu in den Orient hat ihr Ziel Jordanien heuer nicht erreicht – wegen politischer Unruhen in Syrien mussten die Fahrer ihre Route ändern. Auf einer Fähre versuchten sie, Ägypten auf dem Seeweg zu erreichen: Doch die Grenzen blieben für die Teilnehmer geschlossen. Mittendrin waren auch sechs Fahrer aus dem Landkreis Neu-Ulm. Inzwischen sind sie alle wieder nach Hause zurückgekehrt – und haben die Rallye dennoch genossen. Frank Ilg aus Bubenhausen schildert die Reise als spannendes Wagnis: „Wir wollten ein Abenteuer und wir haben eines bekommen.“ Hier ein Reisebericht.
Schon der Start Ende April in Oberstaufen (Kreis Oberschwaben) wird von Nachrichtenbildern von blutigen Krawallen in der Arabischen Welt überschattet. Auch in Syrien protestieren immer mehr Bürger gegen das Regime, Sicherheitskräfte verhaften Hunderte, Dutzende Menschen sterben. Das deutsche Auswärtige Amt veröffentlicht eine Reisewarnung. Die Rallyefahrer starten trotzdem. Marcus Handvest vom Bubenhausener Team fasst seine Gedanken zusammen: „Wir hofften, dass sich das wieder legt. Hat es aber nicht.“
Mit großem Eifer lösen die Fahrer die Aufgaben der Veranstalter
Zunächst kommen die 100 Fahrer des Teams gut voran. Nach 2500 Kilometern erreichen die Teilnehmer am vierten Tag die türkische Metropole Ankara. „Am Anfang sah alles ganz gut aus, es war prima organisiert“, sagt Handvest. Mit großem Eifer absolvieren die Teilnehmer die Aufgaben entlang ihres Weges – so wollen es die Spielregeln der Allgäu-Orient-Rallye. In Bulgarien liefern die Fahrer wie geplant Spielzeug und Malpapier in einem Kinderheim ab. In Mazedonien essen sie Pizza nach New Yorker Art. In Istanbul veranstalten sie einen Korso durch die Stadt und überreichen dem Maskottchen des Fußballvereins Fenerbahce einen Wimpel des SV Grafertshofen. Auf Nordzypern bittet sie ein Staatsminister zum Empfang samt Buffet. Bei einer Rundfahrt jubeln die Zyprioten den Fahrern zu: „Die Leute waren richtig begeistert“, sagt Handvest beeindruckt. Und fügt hinzu: „Aber dann begann das Desaster.“
Zuerst wollen die Fahrer per Schiff über Israel nach Jordanien einreisen – doch da war kurzfristig nichts zu machen, sagt Frank Ilg: „Es dauert drei Wochen, bis man an ein Visum kommt.“ So charterten die Teilnehmer mithilfe der türkischen Behörden eine Fähre.
Schwerer Seegang macht Teilnehmern zu schaffen
Übers Mittelmeer soll nach Ägypten übergesetzt werden. Der Umstieg vom ruhigen Fahrersitz ins schwankende Schiff macht mehreren Fahrern zu schaffen: „Wir hatten schweren Seegang, das hat ganz schön geschaukelt“, so Handvest. Und der Anblick der Fähre habe auch nicht bei allen Vertrauen erweckt: „Das Boot war nicht mehr ganz taufrisch. Und wohl auch nicht hochseetauglich.“ Die Überfahrt soll nur einen Tag dauern. Doch sie wird zu einer viertägigen Odyssee.
Vor der ägyptischen Küste warten die Seefahrer auf eine Einreiseerlaubnis – vergeblich. Schließlich macht die Mannschaft kurzerhand kehrt. Doch im Maschinenraum gibt es Probleme: „Ein Motor fiel aus, wir kamen nur mit halber Geschwindigkeit voran.“ Auf der Fähre werden Wasser und Nahrung knapp, die Matrosen rationieren die Vorräte. Die Rallyefahrer müssen Entbehrungen hinnehmen. Jeder muss mit 1,5 Litern Wasser pro Tag auskommen. Dazu gibt es einen Schöpflöffel aus dem großen Suppentopf. Die Hygiene an Bord kann offenbar nicht allen Ansprüchen genügen: „Es gab drei Klos für 300 Fahrer, die Toiletten waren dauerverstopft“, sagt Handvest grinsend. „Aber die meisten Teilnehmer haben die Fährfahrt trotzdem locker genommen.“ Auch wenn sie für den gescheiterten Einreiseversuch tief in die eigene Tasche greifen müssen: 330 Euro kostet die Fährfahrt jeden Rallyeteilnehmer. Die Bubenhausener haben aus der Reise jedenfalls gelernt, sagt Marcus Handvest: „Eine Kreuzfahrt soll man eben nicht bei einem Rallyeveranstalter buchen“, sagt Handvest und lacht. Die Veranstalter nimmt er in Schutz: „Die können nichts für die politische Lage.“ Zurück in der Türkei endete der Wettbewerb – die Siegerehrung wurde kurzerhand abgesagt. „Das mit der Zeitmessung hat zum Schluss wohl nicht mehr so funktioniert“, vermutet Frank Ilg.
Auch der Verkauf der Rallyewagen für einen guten Zweck in Jordanien musste ausfallen. Die meisten Fahrer ließen ihre Autos in der Türkei zurück. Für die Bubenhausener ist das Abenteuer aber noch nicht zu Ende: Einen ihrer Fünfer-BMWs haben die Bubenhausener in der Niederlassung der Weißenhorner Peri GmbH in der Türkei untergebracht. Von dort wollen die Fahrer die Allgäu-Orient-Rallye im Herbst auf eigene Faust fortsetzen und das Ziel Jordanien doch noch erreichen.
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