Das Jahr 1968: Als die Revolte nach Illertissen kam
In Prag rollten Panzer, im Illertal wurden Flugblätter verteilt: Zwei Zeitzeugen schildern, wie sie die Zeit der Umwälzung erlebt haben.
Der junge Mann trägt lange Haare und abgewetzte Jeans, unter seinem Arm klemmen Flugblätter – die er vor der Illertisser Martinskirche verteilt: Wer Walter Roller kennt, hätte ihm das nicht unbedingt zugetraut. Doch als junger Mann war der spätere Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen politisch links eingestellt, lehnte Autoritäten ab und wollte Teil der 1968er-Bewegung sein (Lesen Sie dazu auch: Die 68er und ihr zwiespältiges Erbe). Das bekam seine Heimatstadt zu spüren. Darüber sprach Roller nun anlässlich der Volkshochschulveranstaltung „68 wird 50“ vor etwa 50 Zuhörern in der Schranne. Ebenfalls dabei war die Tschechin Jaroslava Seidlmayer, die den sogenannten Prager Frühling hautnah miterlebt hatte. Dank der eindringlichen Schilderungen wurde es ein spannender Abend, durch den Ronald Hinzpeter, der Leiter der Neu-Ulmer und der Illertisser Zeitung, als Moderator führte.
Illertissen 1968: Schauplätze der Revolte waren woanders
Die großen Schauplätze der kulturellen und politischen Revolte von 1968 waren freilich nicht in Illertissen, stellte Roller fest. Er und einige Gleichgesinnte im Illertal hätten sich der Protestbewegung verbunden gefühlt. Es sei damals nicht schwer gewesen, zu provozieren: „Allein die langen Haare waren ein Affront.“ Dazu kam laute Rockmusik, die am Marktplatz gehört wurde. Roller, der das Kolleg der Schulbrüder in der elften Klasse verließ, engagierte sich in einer Beratungsstelle für Wehrdienstverweigerer. Er habe gehofft, „dass der Funke irgendwie überspringt“. Doch viele hätten die Anhänger der 68er-Bewegung in Illertissen für Spinner gehalten, für „Wohlstandssöhnchen“ ohne eigene Probleme. In der Vöhlinstadt sei er nur „Zaungast der Revolution“ gewesen, so Roller.
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