Schrottplatz Donau
In Europas zweitlängstem Fluss liegt so mancher Müll. Das wissen Profitaucher nur zu gut: Sie fischen regelmäßig Fahrräder, Waffen oder Tresore heraus – und auch alte Brücken.
Die Donau ist nicht nur der Grenzfluss, der die beiden Städte Ulm und Neu-Ulm teilt, sondern auf tragische Weise auch so etwas wie eine riesengroße Mülltonne für Diebe, Jugendliche oder ehemalige Schiffsbesitzer. Denn immer wieder ziehen Taucher des Technischen Hilfswerks (THW) los, um den Grund abzusuchen – und finden dabei allerhand Kurioses und Gefährliches. So auch am Samstag.
Einer der „Müllmänner“ ist Robert Mayer vom THW Neu-Ulm. Er ist ausgebildeter Taucher und wagte sich am Samstag bei eisiger Kälte in den zweitlängsten Fluss Europas. Und das nur wenige Stunden nach der aufwendigen Bergung der havarierten MS Donau. Die 13- Stunden-Rettungsaktion steckt Mayer noch in den Knochen. „Auch wenn’s im Tauchanzug recht warm ist – so ganz lässt einen das nicht kalt“, sagt er hustend. Doch von der Arbeit hält das den erfahrenen THWler nicht ab: Denn gerade jetzt gelte es, den niedrigen Wasserstand der Donau zu nutzen, um Gegenstände zu bergen – am Samstag waren das eine alte Brücke, ein Boot und viel Gerümpel. Bereits vor zwei Jahren seien auffällige Verwirbelungen im Wasser festgestellt worden. Daraufhin sei nach Möglichkeiten gesucht worden, wie die Stelle am besten zugänglich gemacht werden kann. Nun endlich hat die Donau selbst ihren Teil dazu beigetragen: „Da das Wasser teilweise nur bis zu den Knöcheln reichte, konnten wir fast bis zur Stelle laufen“, sagt Mayer. Zunächst sei vermutet worden, dass es sich bei den mysteriösen Gegenständen um die Spundwand der alten Schillerbrücke handelt. Doch in der Donau schlummern Überraschungen: „Das war nicht nur die Spundwand, sondern Teile der Brücke selbst“, sagt der 47-Jährige. Die sogenannte Schillerbrücke zwischen Oberem Donauturm (Pfadfinderheim) in Ulm und Aussichtsareal am Jahnufer in Neu-Ulm ist 1927/28 in Verlängerung der Schillerstraße als dritte Donaubrücke gebaut worden. Damals fuhr dort die Straßenbahnlinie 2. Wie die anderen Donaubrücken wurde auch die Schillerbrücke am 24. April 1945 von der Wehrmacht gesprengt, von der US-Armee aber durch eine schwimmende Pontonbrücke ersetzt. Im Dezember 1954 wurde die Schillerbrücke endgültig aufgegeben zugunsten der „Ringbrücke“, der heutigen Adenauerbrücke. Jahrzehnte lagen Reste der Schillerbrücke nun inmitten der Donau. Dicke Kiesschichten und hohes Wasser ließen sie lange unbemerkt dort alt werden, erklärt Mayer, der seit 28 Jahren ehrenamtlich beim THW arbeitet. Mithilfe eines Krans, der einen Bagger in die Donau hob, wurden rund sechs Tonnen Metall abtransportiert. Dieses haben Kieselsteine im Laufe der Zeit messerscharf abgewetzt. „Die genieteten Stahlträger sahen aus wie Brotmesser“, sagt Mayer.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.