Wie der Narrenmarsch zum Papst kam
Brauchtum Tausende Besucher werden in den nächsten Tagen in Dietenheim erwartet. Die Ranzenburger Fasnet wird seit 125 Jahren gefeiert – einmal reisten die Narren sogar nach Rom
Dietenheim „Solang nach alten Maßen wir Fasnet feiern keck, freut uns auf unsern Straßen der wunderschöne Dreck!“ Nach solchen „alten Maßen“ wird nun schon seit 125 Jahren in Dietenheim, der württembergischen Nachbarstadt Illertissens gefeiert. Im Jahr 1892 fand dort der erste Bürgerball statt: Eine Veranstaltung, bei der die Bürger die seltene Gelegenheit bekamen, der Obrigkeit einmal gehörig die Meinung zu sagen – ohne strafrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Denn schon im Mittelalter war das offene Auftreten ein Privileg der Narren. Seit 125 Jahren – unterbrochen von Kriegsjahren, in denen allen das Lachen vergangen war – ist es die „Fasnet“, wie der Fasching auf der anderen Illerseite heißt, die den Jahreslauf in davor und danach einteilt. Für so manchen stellt sie auch heute noch die wichtigste Epoche im Jahr dar.
Buchstäblich von klein auf ist man als Dietenheimer mit der Fasnet verbunden: Es soll sogar Eltern geben, die ihre Kinder gleich nach der Geburt für die Aufnahme in die Kindergarde anmelden. Denn wer ein echter „Ranzenburger“ sein will, der macht mit: In der Bürgerwehr, in der Stadtkapelle als Bürgerwehr-Musikzug oder in einer der zahlreichen Narrenzünfte oder Garden, die zwischen dem 11. November und dem Kehraus am Faschingsdienstag die Stadt regieren. Die Auswahl für potenzielle Regenten ist groß: Ranzenburger Hexen, Griasmolle, Illergoischder, Wasafratza, Riadgoischder, Krottalach-Hexa, Holzkräha (aus dem Stadtteil „Ranzenweiler“) und nicht zuletzt die Haldagoale, unter deren Häs sich auch Bürgermeister Christopher Eh verbirgt. Dazu kommen Kinder-, Jugend- und Prinzengarde und die Showtanzgruppe – sie alle bieten wohl jedem Fasnetsfreund die Gelegenheit, sich auszutoben und auch sportlich zu betätigen. Denn nicht nur die Garden präsentieren sich mit allerlei akrobatischen Showfiguren bei Bällen und Umzügen; auch für die Zünfte gehören Vorführungen wie Pyramiden oder Räder zum Programm. Darin sehen viele Fans den Reiz der Ranzenburger Fasnet: Zum einen sind es die Narrenzünfte nach alemannischer Tradition, die mit ihren Masken und ihrer Verkleidung – das Wort „Häs“ leitet sich aus dem lateinischen Habitus für Gewand ab – durch die Gegend ziehen. Und zum anderen spielen auch rheinische Karnevalstraditionen eine Rolle, was vom Prinzenpaar, dem Kinderprinzenpaar, den Garden, dem Elferrat und seinem Hofstaat demonstriert wird. Damit ist Ranzenburg die Metropole der Fasnet, zu der schon seit Jahrzehnten auch von der bayerischen Seite der Iller die Besucher scharenweise pilgern. Der Name Ranzenburg geht auf frühere Zeiten zurück, als in Dietenheim zahlreiche Handwerker ansässig waren, die dann ihre Erzeugnisse per Umhängetasche, also in einem „Ranzen“, in den umliegenden Ortschaften verkauften. Im Laufe der Zeit, so wird erzählt, hätten sich die fleißigen Handwerksleute damit einen gewissen Wohlstand angeeignet, sodass der Ranzen vom Rücken zum Bauch wanderte, wo ihn angeblich heute noch mancher stolz vor sich her trägt.
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