Der Kämpfer
Als Jugendlicher stemmte er Sandeimer, heute leitet Roland Steinle den bayerischen Muay-Thai-Verband – eine Geschichte über den Wert von harter Arbeit
„Manchmal braucht man einen Tritt in den Hintern.“ Wenn Roland Steinle das mit seiner tiefen Reibeisenstimme sagt, könnte man nervös werden. Der Mann ist ein durchtrainierter Kampfsportler, dessen Tritte man lieber nicht einstecken möchte. Aber Steinle meint das natürlich nicht wörtlich. Es ist eine Metapher, die gut beschreibt, was den Lauinger Immobilienunternehmer antreibt.
In seinem Fitness-Studio „Rayong-LA“ begleitet der ausgebildete Muay-Thai-Trainer junge Sportler. Die Jugendarbeit beschreibt er als Leidenschaft. Steinle ist fest davon überzeugt, dass sich harte und ehrliche Arbeit im Leben auszahlt. Diese Haltung gibt er an seine Nachwuchskämpfer weiter. Manchmal braucht es aber auch einen Impuls (oder Tritt in den Hintern), damit die Kids ihren Weg gehen. Diese Rolle übernimmt Roland Steinle, von seinen Schützlingen auch „Chef“ genannt. „Mit dem Sport holen wir die Jugendlichen weg von der Straße“, sagt der Chef etwas plakativ.
Dienstagabend im Fitness-Studio
Dienstagabend, 19.30 Uhr. Trainingsbeginn. Die Sportstätte am Lauinger Ortsrand liegt nahe des städtischen Friedhofs. Es ist ein stilles Viertel. Im Studio allerdings geht es lebendig zu. Man hört angestrengtes Keuchen und Schnauben. Sportler laufen, angefeuert von ihrem Trainer, im Kreis. Andere versetzen den Sandsäcken mit Fäusten und Knien ryhthmische Hiebe. Es sind vor allem junge Menschen – Mädchen und Jungs –, die hier trainieren und zum Beispiel Muay Thai lernen.
Steinle holt die großen Turniere in die Heimat
Lauingen ist dank Steinle und seiner begeisterten Mitglieder zu einer Hochburg des asiatischen Kampfsports in Bayern geworden. Im vergangenen Jahr fand in der Stadthalle die Deutsche Meisterschaft des deutschen Muay Thai Bundes (MTBD) statt. Vor zwei Wochen war Dillingen Austragungsort der Bayerischen Meisterschaft. Im Studio am Friedhof trainiert regelmäßig der bayerische Landeskader. Steinle selbst ist seit 2014 Vorsitzender des bayerischen Muay Thai Bundes (MTBB). Für sein Engagement und seine Verdienste um den Sport in Bayern lobt ihn auch der höchste Muay-Thai-Repräsentant in Deutschland, MTBD-Präsident Detlef Türnau: „Ich bin heilfroh, jemanden wie Roland Steinle in Bayern zu haben. Es ist beeindruckend, was er auf die Beine gestellt hat.“
Der Unternehmer kämpft für Werte
Disziplin und Ehrlichkeit: Diese Werte sind für den Firmenchef und Kampfsportler die zwei wichtigsten. „Ich bin das lebende Beispiel dafür, dass sich harte Arbeit auszahlt“, sagt er an einem trüben Vormittag im Januar. Der Geschäftsmann empfängt zum Gespräch im gläsernen Besprechungsraum seines Büros im Herzen der Lauinger Innenstadt. Steinle entspricht nicht dem Bild des klassischen Maklers mit Anzug und Krawatte. Trotzdem liebt er, was er tut – und bleibt dabei authentisch. Seine Kunden, sagt der Unternehmer, schätzen ihn gerade deshalb.
Wenn Steinle nicht im Büro ist, ist er im Studio. Er sagt: „Hast du Erfolg im Sport, hast du Erfolg im Beruf.“ Manchmal lässt sich das eine vom anderen kaum trennen. Seine Firma bietet einen 24-Stunden-Notrufservice an. Wenn also während seines Trainings ein plötzlicher Schaden an einer Immobilie auftritt, kann es schon mal sein, dass Steinle wenige Minuten später in voller Boxermontur beim Mieter eintrifft.
Der Weg nach oben ist mühsam, auch Steinle ist ihn gegangen. Sein beruflicher Durchbruch kommt, als ihn der bekannte Bauunternehmer Rudolf Kimmerle unter seine Fittiche nimmt. Kimmerle verschafft ihm erste Jobs als Makler. Das Engagement ist seine Initialzündung. „Manchmal braucht man jemanden, der einem eine Chance gibt“, sagt Steinle zurückblickend. Heute verwaltet seine Firma rund 1000 Wohnungen im Landkreis Dillingen.
Auf einem Foto ähnelt er dem Hulk-Darsteller
Auch beim Sport fängt er klein an. Als Jugendlicher interessiert er sich fürs Bodybuilding – und geht unkonventionelle Wege. „Anfangs haben wir auf dem Hof eines Freundes mit Sand gefüllte Eimer gestemmt“, erzählt er und kann sich bei der Erinnerung ein breites Schmunzeln nicht verkneifen. Heute hängen in seinem Studio Aufnahmen aus dieser Zeit. Der junge Muskelmann in Bodybuilder-Pose. Auf einem Foto sieht Steinle aus wie der amerikanische Schauspieler Lou Ferrigno, der in den 80ern den „unglaublichen Hulk“ darstellte.
Noch immer trainiert Roland Steinle jeden Abend. Der Makler hat nach wie vor Türsteherformat. Sein Engagement im Sport hat er – ähnlich wie im Beruf – professionalisiert. Vor allem die Jugendarbeit liegt ihm am Herzen. Es steckt viel Geld in dem Fitness-Studio. Und viel Herzblut.
Als Trainer ist er für die Jugendlichen Respektsperson und Motivator zugleich. Er will, dass seine Schützlinge ihr Bestes geben und fordert: „Geh den harten und geraden Weg!“ Dank seiner Erfahrungen kann er den jungen Sportlern ein glaubwürdiges Vorbild sein.
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