„Die Flasche hat ihm nie geschadet“
Mutter, 51, Raum Aichach:
Die erste Geburt war eine sehr langwierige und anstrengende Sache. Nach 36 Stunden Wehen wurde mein Sohn mit Zange und brachialer Gewalt aus meinem Körper gepresst. Ich selber hatte damit anschließend kein Problem, das wird sofort vom Adrenalin und den Hormonen und dem Glück, ein gesundes Kind zu haben, abgehakt. Im Nachhinein wurde mir aber klar, dass meinem Sohn die Geburt schon zu schaffen gemacht hat. Er hat meine Brust verweigert bzw. ich hatte auch keinen Milcheinschuss.
Innerhalb 36 Stunden war das Thema Stillen ein furchtbarer Stressfaktor. Keine Milch, schreiendes Kind am Busen und Krankenschwestern, die einem im Nacken sitzen und einen bedrängen, dass es schon wird. Mein Sohn hat sich durchgesetzt, und letztlich bekam er die Flasche. Was ihm zu keinem Zeitpunkt geschadet hat. Er war nicht mehr oder weniger krank als andere Kinder, noch ist er übergewichtig.
Von meinem Umfeld habe ich mich nicht beirren lassen
Mein Milcheinschuss kam übrigens nach 14 Tagen. Einmal hab ich es noch versucht, aber mein Sohn hat schon gebrüllt wenn er meinen Busen nur gerochen hat. Bei meinem zweiten Sohn habe ich mich von vorneherein entschieden, nicht zu stillen. Auch mein zweiter Sohn hat sich prächtig entwickelt. Meine Bindung zu meinen Söhnen ist eng und das Nicht-Stillen hat unserer Liebe keinen Abbruch getan.
Von meinem Umfeld habe ich mich nicht beirren lassen. Ich kann nur jeder Mutter empfehlen, auf ihren Bauch zu hören und sich von niemandem unter Druck setzen zu lassen. Weder von anderen Müttern noch von Hebammen oder Krankenschwestern. (lea)
Dieser Text ist ein Teil unseres Wochenend-Journal-Schwerpunktes "Kampfzone Mutterbrust" zum Thema Nicht-Stillen. Mehr als 50 Frauen aus der Region haben sich daran beteiligt und ihre Geschichten erzählt. Die weiteren Gesprächsprotokolle finden Sie unter
Kampfzone Mutterbrust: Harter Streit um die Milch fürs Baby
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