Gemischtes Doppel: Sportlich und beruflich ins Ziel
Seit 2005 lebt der Wiesbadener Tim Maxeiner in Augsburg. Seinen Lebensmittelpunkt wählte der Leistungssportler ganz bewusst: Die Olympiastrecke am Eiskanal bietet dem zweifachen deutschen Meister im Kajak-Einzel und Vize-Europameister im Team ideale Trainingsmöglichkeiten. Sein Arbeitgeber Klassik Radio unterstützt ihn durch flexible Bedingungen, um die berufliche mit der sportlichen Karriere zu vereinbaren.
Seit wann sind Sie bei Klassik Radio tätig?
Tim Maxeiner: Angefangen habe ich als Trainee im Juli 2013, nach Zivildienst und BWL-Studium in Augsburg.
Waren Sie auch im Ausland?
Maxeiner: Ich habe immer versucht, meine beruflichen Entscheidungen, auch die für das Studium, und meine sportlichen Ambitionen möglichst gut zu verbinden. Damals noch in der deutschen Nationalmannschaft, bewarb ich mich beim Erasmus-Programm und nahm die Gelegenheit wahr, mit den Slowenen am Trainingsstützpunkt in Ljubljana zu trainieren. Der Studiengang BWL dort war englischsprachig, und ich kam mit unglaublich vielen ausländischen Studenten in Kontakt. Ich war schon in vielen Ländern, weil wir in der Mannschaft fünf, sechs Monate im Jahr unterwegs waren, im Trainingslager in Australien, Südafrika, Dubai zum Beispiel.
Und jetzt sind Sie zurück in Augsburg?
Maxeiner: Ja. Ich habe mich in den acht Jahren so eingelebt, dass ich mich in meinem Umfeld schnell heimisch fühlte. So bin ich nach dem Studium hiergeblieben.
Wie bringen Sie das Training und die beruflichen Anforderungen unter einen Hut?
Maxeiner: Ich werde von Klassik Radio sehr gut unterstützt: Ich werde morgens für das Training freigestellt, komme kurz vor 10 Uhr ins Büro, arbeite ohne Pause um die sechs Stunden am Tag und gehe dann wieder zum Trainieren. Ich habe damit fast dieselben Trainingsumfänge wie früher.
Sie leben also auch heute noch für Ihren Sport?
Maxeiner: 2009 bis 2012 war ich in der direkten Vorbereitung auf die Olympiaqualifikation und im Jahr 2011 Vollprofi. Heute ist der Tagesablauf natürlich anders, nicht ausschließlich vom Sport bestimmt, aber ich bin sehr dankbar, dass ich einen Arbeitgeber gefunden habe, der das Ganze so unterstützt. Für alle Beteiligten ist das ein Pilotprojekt: Nur ganz wenige Sportler in Deutschland proben diese duale Karriereplanung mit Leistungssport und Berufseinstieg. Das erste Jahr läuft sehr gut. Durch die Sportlaufbahn habe ich Soft Skills mitgenommen, die für den Arbeitgeber gewiss wertvoll sind.
Und was stellen Sie sich für die Zukunft beruflich vor?
Maxeiner: Als Trainees werden wir in Vertrieb und Marketing ausgebildet mit dem Ziel, am Ende der Ausbildung Agenturverantwortung zu übernehmen. Wir müssen den Radiosender gut kennen und wissen, was wir der von uns betreuten Agentur, die wiederum im Auftrag großer Unternehmen wie BMW, Carglass oder Apollo Optik auf uns zukommt, anbieten können. Dazu kommt das Direktkundengeschäft, also Kunden, die keine Agentur beauftragen. Das Traineeprogramm wurde auf ein halbes Jahr verkürzt, sodass ich bereits vorzeitig zum Junior aufgestiegen bin und vermehrt Verantwortung erhalte. Ich werde aber weiterhin von unserem Mentor unterstützt.
Was macht Ihnen im Beruf am meisten Spaß?
Maxeiner: Die strategische Herangehensweise, das Ausarbeiten von Konzepten für die Kunden finde ich interessant. Und ich kommuniziere gerne mit Leuten, lerne gerne viele Leute kennen. Außerdem bekommt man bei Klassik Radio unheimlich viel mit, da wir sehr enge Kommunikationswege zu den höheren Hierarchieebenen pflegen.
Das eigentliche Produkt, klassische Musik, mögen Sie auch?
Maxeiner: Es ist gar nicht entscheidend, ob ich Klassikfan bin oder nicht - entscheidend ist, hinter dem Unternehmen und seiner Philosophie zu stehen. Bei Klassik Radio geht es ja auch um ein Lifestyleprodukt, das für Genuss steht.
Wie geht es weiter?
Maxeiner: Trotz meines durchgetakteten Tagesablaufs habe ich nebenher auch noch ein Privatleben. Generell würde ich sagen, ich scheue Veränderungen - wenn es mir irgendwo gefällt, bleibe ich da auch. Ich bin am liebsten, wo ich alles kenne und meine Freunde habe. Auch für eine Familie ist Augsburg später mal ein guter Standpunkt. Hier gibt es viele kleine Seen, man ist schnell in den Alpen. Ich gehe gerne mit Freunden in die Stadt - leider habe ich aber keine innovativen Tipps (lacht). Und wenn ich keinen Sport mache, schaue ich am liebsten Sport.
Gibt es ein Motto, an dem Sie sich ausrichten?
Maxeiner: Wenn man hinfällt, muss man immer wieder aufstehen. Bei Olympia sieht man immer nur die Gewinner, aber nie die Geschichte dahinter. Ich glaube, keiner von denen hat es geschafft, ohne vorher oft genug hinzufallen. Im Sport muss man genau wie im Berufsleben, wenn es mal weniger gut läuft, wieder aufstehen, das Ziel erneut verfolgen oder sich ein neues setzen. Das macht mir wahnsinnig Spaß: Es geht um die Verfolgung von Zielen. Ich brauche den Ansporn, das Ziel zu erreichen.
Ella Hüther-Martelli von der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH führte das Interview.
Die Diskussion ist geschlossen.