Wie eine Baumeisterfamilie Thannhausen geprägt hat
In der Reihe „Kulturgespräche“ widmete sich am Sonntag das erste dem Wandel der Zeit in der Mindelstadt
„Es gibt tausend Dinge, die die nachfolgenden Generationen nicht mehr wissen“, bemerkte Gertrud Zimmermann-Wejda am Sonntag zur Auftaktveranstaltung der von der VHS und der Schwabengilde ins Leben gerufenen Reihe „Kulturgespräche“. Unter dem Titel „Thannhausen im Umbruch – Bauen, Wohnen und Wirtschaften zwischen 1800 und 1900“ setzte sich Bauhistoriker Bernhard Niethammer nicht nur mit dem Bauen und der Handwerkskunst in Thannhausen auseinander, sondern auch mit den Veränderungen und der damit maßgeblichen Entwicklung von Thannhausen. Eine ganz entscheidende Rolle hätten dabei das soziale Gefüge und vor allem die Zugänglichkeit zum Material gespielt: Ziegel, Lehm und Holz, die bis 1820 wichtigsten Baustoffe. Doch Holz war teuer, und wenn gebaut werden sollte, musste dies damals schon in gewisse Bahnen gelenkt werden, indem bei der Herrschaft angefragt wurde und diese zustimmen musste. Weiter wurde vorgeschrieben, dass es sich bei nur zwei Drittel der zu verwendenden Baustoffe um neues Material handeln durfte. Anhand alter Bilder veranschaulichte Niethammer das Abbauen von Lehm wie auch das manuelle Bearbeiten von Bauholz in der Öffentlichkeit, was gewissermaßen auch mit zur sozialen Kontrolle diente. Um 1800 hatte die Mindelstadt rund 1200 Einwohner, die sich im Gegensatz zu Märkten wie Burtenbach oder Münsterhausen zum Gewerbeort entwickelt hatte. Landwirtschaft gab es relativ wenig, eine Kuh oder eine Ziege dienten lediglich zur Selbstversorgung. „Thannhausen lebte vom Gewerbe“, veranschaulichte Niethammer. Charakteristisch schon vor dieser Zeit: Der Eingang zu den Häusern lag an der Nordseite, der Hof in Richtung Süden; weiter eine klare Reihung der Giebel der bis auf wenige Ausnahmen zweistöckigen Häuser. Ab 1680 waren keine Strohdächer mehr vorhanden, im 18. Jahrhundert wurden die feuergefährlichen Rauchkutten anstelle eines Kamines verboten, und es fand eine jährliche Feuerbeschau statt. Bauvorschriften, die es damals schon gab. Für die Errichtung von Gebäuden waren in Thannhausen alle Handwerksberufe vertreten: vom Maurer, Glaser und Schreiner bis hin zum Schlosser, Schmid und Hafner. Vor 1800 habe es allein zehn Nagelschmiede und acht bis zehn Zimmerleute gegeben, Gewerke, die sich im ganzen Ort verteilten.
Ganz besonders hatte die Baumeisterfamilie Zepf Thannhausen geprägt, beginnend 1726 mit Joseph Zepf, aus Wessobrunn stammend und verheiratet mit Anna Maria Haldenmayr. Mit Schweifgiebeln und ausgerundeten Türnischen griff deren Sohn, Jakob Zepf der Ältere (1786-1835), ganz an das Barocke angelehnt, Formen auf und setzte sie in einer Zeit um, in der sie eigentlich überholt waren. Vermutlich war er auch der Erbauer des Färberhauses. Nach Jakob Zepf dem Mittleren (1805-1866), der anstatt der charakteristischen Gesimse die Gebäude gerne mit Traufknoten versah, folgte Jakob Zepf der Jüngere (1840-1899): Mit seinen architektonischen Fähigkeiten hatte er Thannhausen am meisten geprägt – mit einer Formensprache, die mit städtischen Objekten konkurrieren konnte und sich in Thannhausen etablierte. Dass heute historisch gesehen nicht alles richtig sei, zeigten anschließende Gespräche: So müsste der Raiffeisenplatz im Grunde genommen eher Rathausplatz heißen, die Bahnhofstraße dagegen „Oberer Markt“ und „Unterer Markt“. Ebenfalls interessant, wie eine Besucherin bemerkte: „Meine Urgroßmutter war eine geborene Zepf.“
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