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17.04.2018

Aufhören, wenn’s am schönsten ist

Das Tourneeleben hat er hinter sich: Hannes Wader.
Foto: Universal

Hannes Wader Der Liedermacher hat der Bühne Adieu gesagt, doch sein Einfluss wirkt fort, gerade auch in der jungen Generation. Liebeserklärung an einen Meister des deutschen Songs

Vier Zugaben, zuletzt noch einmal das etwas rührselige „Sag mir, wo die Blumen sind“ – dann ist tatsächlich alles vorbei. Auch über vier Monate später klingt es auf der gerade erschienenen CD, die den lapidaren Titel „Macht’s gut“ (Mercury/Universal) trägt, wie in tausenden Konzerten zuvor: Hannes Wader steht einsam im Scheinwerferlicht, singt und spielt Gitarre, geht, und kommt irgendwann wieder. Doch am 30. November des vergangenen Jahres im Berliner Tempodrom war das anders.

„Ich habe mich entschlossen, mit dem heutigen Abend mein Tourneeleben für immer zu beenden“, sagt er. Die Leute stehen, pfeifen vor Enttäuschung und klatschen sich die Finger wund, nicht wenige haben Tränen in den Augen. Schließlich gehörte er zu ihrem Leben wie ein Ring, den man wie selbstverständlich am Finger trägt, ein wenig verblasst zwar, aber gerade deshalb kostbar, weil voller Erinnerungen. Hannes haucht noch einmal „Macht’s gut“ ins Mikro, um dann schnellen Schrittes hinter die Kulissen zu stürmen. Nur ja kein Pathos. Wie er das hasst! „Wenn ich jemals dabei erwischt werde, wie ich ein Bad in der Menge nehme, möchte ich sofort erschossen werden!“, lautet ein Satz dieses knorrigen, feinfühligen Mannes, für den der Begriff „Liedermacher“ wahrscheinlich eigens erfunden wurde.

Waders Werk mit dieser Mischung aus Zärtlichkeit, beißendem Sarkasmus und Melancholie, seine Lieder, die intimste Empfindungen ausdrücken, verfügen über ein Haltbarkeitsdatum bis weit ins 21. Jahrhundert hinein. Erstaunlicherweise wird er heute mehr denn je von Jüngeren wie Bosse, Philipp Poisel, Glasperlenspiel, Johannes Strate von „Revolverheld“ oder Anna Depenbusch verehrt und gesungen. Die Facebook-Generation mag ihn, weil er sich als Volkssänger und politischer Mensch überall einmischt, Stellung bezieht, quasi Sand ins gut geölte Getriebe des Musikbusiness streut. Selbst die Punk-Veteranen von den Toten Hosen outeten sich als Wader-Fans, als der 2013 den Echo für sein Lebenswerk bekam, auch wenn der hagere Schlacks später beim gemeinsamen Auftritt mit seiner akustischen Klampfe inmitten des lärmenden Getöses von Campino und Co. wie im falschen Film wirkte. In Berlin, wo Ende der 1960er Jahre seine Karriere ins Rollen kam, tat dieser Typ nun etwas, was all jenen als Beispiel dienen sollte, die denken, man sei dazu verdammt, auf der Bühne zu sterben: Er zog mit 75 einen Schlussstrich unter sein Vagabundenleben. Keine Tourneen mehr, keine Konzerte. „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort …“ gehört nun der Vergangenheit an.

Einfach aufhören, wenn es am Schönsten ist und die Leute einem noch nicht nach einer vergessenen Textzeile unterstellen, man habe Alzheimer. In der Tat war der Sänger aus dem Bielefelder Stadtteil Gadderbaum selten besser. Kein Fehlgriff, kein falscher Ton, wettergegerbter Profi durch und durch. Und dann noch diese Songs, die wie Leuchttürme in die Zeit hineinragen: die Antikriegshymne „Es ist an der Zeit“, das bewegende „Schon so lang“, das zynische „Ankes Bioladen“, das herrlich bissige „Kokain“ oder das Freiheitslied „Bella ciao“. Muss man Hannes Wader mögen? Muss man nicht. Aber man sollte zur Kenntnis nehmen, dass kaum jemand in Deutschland die Öffnung der einst rein englisch geprägten Popmusik hin zur eigenen Sprache dermaßen weit vorangetrieben hat, ohne dabei in Kitsch und Tralala zu versinken.

Eine Ikone der 68er-Bewegung wollte Hannes Wader nie sein, obwohl er mitten drin statt nur dabei war, auf der legendären Burg Waldeck auftrat und den Schlüssel seiner Hamburger Wohnung einer jungen Frau überließ, „von der ich nicht wusste, dass es sich bei ihr um Gudrun Ensslin handelte“. Im Herbst 1971 wurde er deshalb nach einem Konzert in Essen verhaftet, es folgte ein Boykott durch die Medien und 1977 der Eintritt in die DKP, „weil mich der Erfolg einsam gemacht hatte“. Der Zusammenbruch des Kommunismus habe ihn dermaßen geschockt, dass er sich seither nicht mehr für Politik interessiert.

Angeeckt ist Wader immer. Aber es war gerade das Unstete, immer ein wenig Windschiefe, das er seinen alten Kumpanen voraushatte, dem schneidigen Franz Josef Degenhardt, dem ewig wolkigen Reinhard Mey, mit dem er seine erste Tour bestritt, und dem kraftstrotzenden Konstantin Wecker. Ein großer Reisender, unterwegs in verschiedensten Traditionen, vom Arbeiterlied bis hin zu Schubert-Varianten auf der Gitarre, ohne je in einem Genre ganz aufzugehen. Ein ewig Suchender, der in seinen besten Momenten die deutsche Antwort auf Bob Dylan verkörperte. Keiner seiner Altersgenossen kam dem Blues so nahe, hatte so viel Drive, Feeling und Swing in den Fingern.

Ab sofort reist Hannes Wader nur noch in Gedanken in seiner Kasseler Altbauwohnung. Vielleicht gibt’s irgendwann wieder ein neues Studioalbum, vielleicht gelegentlich mal ein spezielles Konzert. Aber erst mal ist Schluss damit. Ein Gewinn für ihn. Ein Verlust für alle anderen.

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