Beim Sex auf dem Küchenboden überfällt Hedi die Angst
In dem Kinofilm "Hedi Schneider steckt fest" gerät eine Frau plötzlich in eine Psychokrise.
Als Hedi (Laura Tonke) mit dem Aufzug stecken bleibt und den Notrufknopf drückt, meldet sich eine verzerrte Männerstimme und kündigt Hilfe an, ohne sich auf einen Zeitpunkt festzulegen.
Hedi ist eine Frau, die aus einer misslichen Lage das Beste herauszuholen versteht. Und so verwickelt sie den Techniker in ein Gespräch, erkundigt sich nach Frau und Kindern und verliert auch nicht ihre gute Laune, als der Mann die Fahrstuhlmusik anstellt. In Notsituationen lernt man die Menschen am besten kennen und die Titelfigur in Sonja Heiss’ „Hedi Schneider steckt fest“ überzeugt in dieser kleinen Alltagskrise durch Originalität, Offenheit und Humor.
Hedi ist nicht mehr alltagstauglich
Schon nach wenigen Filmminuten schließt man diese Frau ins Herz. Dieser Grundstock der Sympathie ist wichtig, denn ohne die würden wir die eineinhalb Kinostunden, in denen Hedi eine psychische Krise durchläuft, wahrscheinlich nicht aushalten. Beim Sex auf dem Küchenboden mit Ehemann Uli (Hans Löw) überfällt sie eine Angststörung. Hedi ist nicht mehr alltagstauglich. Sie geht nicht mehr zur Arbeit, traut sich nicht allein vor die Tür, nimmt Psychopharmaka. Uli kümmert sich um sie, so gut es geht, aber über längere Zeit geht es eben nicht gut.
Sonja Heiss erzählt in einem undramatischen, äußerst sensiblen Modus, der sich an der emotionalen Alltäglichkeit orientiert. Laura Tonke wandelt geradezu traumsicher durch die psychischen Krisengebiete, ohne den Charme ihrer Figur zu verraten. Hans Löw überzeugt durch eine ebenso warmherzige wie differenzierte Rolle.
in Augsburg
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