Captain America 2: Marvel's Comic-Universum dehnt sich weiter aus
Mit den "Avengers"-Comicverfilmungen hat Marvel ein gewaltiges Film-Universum geschaffen. Die Premiere von "Captain America 2" am Donnerstag ist nur eine weitere Etappe.
Es ist ein Universum und es dehnt sich immer weiter aus. Der Urknall erfolgte am 14. April 2008 mit dem Film "Iron Man". Der Streifen über den milliardenschweren Playboy und Erfinder Tony Stark war jedoch nur der erste einer Reihe von Filmen, die von den Marvel Studios rund um die Helden der Marvel Comics produziert wurden.
Seitdem sind sieben weitere große Kinofilme erschienen und am Donnerstag erfolgt mit "Captain America 2: Return Of The First Avenger" der neunte - aber lange noch nicht letzte - Streifen. In diesem muss der genetisch aufgemotzte Soldat Steve Rogers als Captain America wieder mal das Böse bekämpfen.
Marvel's Serie ist auf mehrere Phasen ausgelegt
Die Filme sind Teil einer groß angelegten Serie, die in mehrere Phasen unterteilt wurde. In Phase eins wurden in fünf eigenständigen Filmen die wichtigsten Helden der Serie vorgestellt. Dies waren neben Iron Man und Captain America noch Hulk, ein Wissenschaftler, der immer wenn er wütend wird, zu einem grünen Monster mutiert, und Thor. Richtig, der Gott, der in der nordischen Mythologie - oder bei Comic auch mal in New Mexico - den Kriegshammer Mjölnir schwingt. Die Comicwelt - all diese Figuren basieren auf teils jahrzehntealten gezeichneten Helden - greift eben gern bekannte Motive auf und verfremdet sie.
Im sechsten Film, "Marvel's The Avengers", wurden all diese Helden dann zu einem schlagkräftigen Rächerteam zusammengeschmiedet, in dem jeder seinen eigenen Stursinn, aber auch seine Superkräfte einbrachte. Die Avengers (deutsch für Rächer) retteten New York vor der Vernichtung. Unterstützung erhielten sie von ein paar prominent besetzen Nebenfiguren, etwa dem Bogenschütze Hawkeye, gespielt von Jeremy Renner, oder der Agentin Natasha Romanoff, gespielt von Scarlett Johansson.
Stars wie Scarlett Johansson und Robert Redford sind mit von der Partie
Namen wie diese machen deutlich: In der Serie mitzuwirken ist auch für die bekanntesten Stars kein No-Go. Immer wieder tauchen auch in kleinen Nebenrollen bekannte Gesichter auf. Gwyneth Paltrow, Samuel L. Jackson und Stellan Skarsgård, zuletzt in "Der Medicus" als alter Bader auf der Leinwand zu sehen, gehören schon lange zum Inventar der Serie. Zudem gab es in "Marvel's The Avengers" ein Wiedersehen mit "How I Met Your Mother"-Star Cobie Smulders als Agentin Maria Hill. In den Thor-Filmen spielten Natalie Portman und Anthony Hopkins mit, in "Iron Man 3" trat gar Ben Kingsley als Terrorist auf.
Auch in Captain America 2 gibt es prominente Verstärkung. Nicht nur Smulders ist wieder von der Partie. Auch Robert Redford, der zuletzt in "All Is Lost" eine hochgelobte One-Man-Show ablieferte, tritt erstmals in der Serie auf.
1,5 Milliarden Budget für neun Filme
Auch wenn nach "Marvel's The Avengers" die Helden in Phase zwei der Serie zunächst wieder eigene Wege gehen, so zeigt sich doch, dass Marvel mit seinen Figurenkonstellationen ein immer dichteres Netz geschaffen hat. Was recht unauffällig als Reihe lose zusammenhängender Superheldenfilme begonnen hat, ist tatsächlich ein Film-Universum geworden. Das hat Marvel für die bisherigen neun Kinofilme 1,5 Milliarden Euro Budget gekostet. Die Strategie dahinter scheint klar: Bekannte Helden sollen die Zuschauer immer wieder ins Kino locken.
Bisher funktionierte das recht gut. Kein Film machte Miese an den Kinokassen, das Einspielergebnis der einzelnen Teile lag meist beim zwei- bis dreifachen der Kosten. Seit der Zusammenführung aller Helden in "Avengers" sogar noch höher. Allein dieser Film spielte schon an den Kinokassen die Kosten aller neun Teile ein - DVD- und BluRay-Verkäufe noch gar nicht mitgezählt.
Frischer Wind täte der Serie gut
Eine Gefahr lauert jedoch hinter diesem gigantischen Comic-Universum. Es bietet immer weniger Neues. Waren die ersten Filme noch eine Serie innovativer, technisch toll umgesetzter Comic-Verfilmungen mit einem fulminanten Höhepunkt in "Avengers", fehlt den Filmen der zweiten Serie - "Iron Man 3" und "Thor - The Dark Kingdom" ein wenig der Reiz der Frühphase. Die Streifen waren dabei allesamt nicht schlecht, aber doch nicht so frisch und unverbraucht wie die Anfänge. Fans der Comics werden sich trotzdem über die gute Umsetzung freuen.
Und auch das strickte Comic-Korsett birgt ein Problem. Nicht immer kommen Regisseure und Darsteller mit der straff vorgegebenen Marvel-Welt klar. So gab es eine heftige Auseinandersetzung zwischen Marvel und Edward Norton, dem Darsteller der Titelrolle in "Der unglaubliche Hulk", über den Schnitt des Films. Die Folge des auch öffentlich geführten Streites: Norton, der exzellente Darsteller aus "American History X" und "Fight Club", wurde in "Marvel's The Avengers" von Mark Ruffalo ersetzt. Der machte seine Rolle zwar auch gut, eine Fortsetzung der Hulk-Filme ist aber nach derzeitigem Stand noch nicht geplant.
Regisseure werden oft gewechselt
Ein weitere Film-Größe, die mit dem Marvel-Universum Probleme hatte, war Kenneth Branagh. Der schuf zwar als Regisseur des ersten "Thor"-Filmes ein recht unterhaltsames Königsdrama. Aber weder war der hammerwerfende Göttersohn geeignet für ein Epos im Stile von Branaghs "Hamlet" oder "Henry V", noch schien der eigentlich mit Shakespeare-Verfilmungen berühmt gewordene Regisseur so recht ins Marvel-Universum zu passen. Bei der Fortsetzung "Thor – The Dark Kingdom" führte jedenfalls Alan Taylor Regie.
Allerdings hat bisher noch kaum ein Regisseur zwei Teile der Serie verfilmt. Ausnahme ist Jon Favreau, der den beiden ersten Iron-Man-Filmen seine Handschrift verlieh, aber bei Teil III durch Shane Black ersetzt wurde, sowie Joss Whedon, der nach dem ersten Avengers-Film auch für die Fortsetzung vorgesehen ist. Diese soll im April 2015 unter dem Originaltitel "Avengers: Age of Ultron" ins Kino kommen. Bisher existiert nur ein eher kryptischer Trailer, nach dem Erfolg des ersten Teiles dürfte "Avengers: Age of Ultron" aber sehnsüchtig von den Fans erwartet werden.
Zwei Brüder als Regisseur verpflichtet
Auch in der Captain-America-Fortsetzung führt nicht mehr Joe Johnston Regie, sondern die Brüder Anthony und Joe Russo. Deren Stern ist gerade erst im Aufgehen und vielleicht bringen die beiden frischen Wind in die Serie. Bezeichnenderweise sind sie auch schon für einen dritten Captain-America-Film im Jahr 2016 vorgesehen. Marvel hat nämlich vor, nach "Avengers: Age of Ultron" eine dritte Phase der Serie einzuläuten.
Wie lange diese noch fortgeführt wird, weiß derzeit wohl niemand. Ab Donnerstag tritt jedoch erst einmal Chris Evans erneut als Captain America an, um in "Return Of The First Avenger" die Welt zu retten. Der sympathische, höfliche Bursche bekämpfte schon im Zweiten Weltkrieg die Nazis. Dann stürzte er mit einem Flugzeug ins ewige Eis - und wurde sechzig Jahre später wieder zum Leben erweckt. Seitdem versucht er sich in einer für ihn fremden Welt zurechtzufinden, während er für die geheime Regierungsorganisation S.H.I.E.L.D. kämpft.
Figur des Captain America hat Potential
Nicht verwendete Szenen aus dem Avengers-Film zeigen, dass die Figur des Captain ein gewisses dramaturgisches Potential hat. Ob Schauspieler Chris Evans dieses in "Captain America 2: Return Of The First Avenger" zum Tragen bringen kann, wird sich zeigen. Eine Kritik zum Film gibt es am Donnerstag schon vor der offiziellen Premiere hier auf AZ-Online.
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