Christo begeistert auf dem Iseo-See mit Floating Piers
"Floating Piers", das neueste Werk des Künsterls Christo auf dem Iseo-See in Italien, erlaubt es Besuchern, über das Wasser zu wandeln und begeistert tausende Neugierige.
"Floating Piers", das neueste Werk des Verpackungskünstlers Christo, hat gleich am ersten Tag mehrere tausend Neugierige angelockt: Schon früh um acht Uhr beschritten am Samstag die ersten Gäste die drei Kilometer langen orangefarbenen Pontons, die unter Christos Anleitung auf dem Iseo-See in Italien verlegt worden waren. Die "Floating Piers" erlauben es den Besuchern, von Sulzano aus zu den Inseln Monte Isola und San Paolo zu schreiten - und dabei gleichsam über das Wasser zu wandeln.
Die "Floating Piers" sollen bis zum 3. Juli rund um die Uhr zugänglich sein. Es wird mit mehr als 500.000 Touristen aus der ganzen Welt gerechnet. Gemeinsam mit seiner 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude ist Christo durch seine Monumentalkunstwerke - darunter die Verhüllung des Berliner Reichstags 1995 und die verpackte Brücke Pont Neuf in Paris 1985 - weltberühmt geworden.
Floating Piers: Neues Werk von Christo lässt sich kostenlos sehen
Die Kosten für die "Floating Piers" belaufen sich auf 15 Millionen Euro. Der Zutritt ist aber kostenfrei. Christo will das Projekt mit dem Verkauf künstlerischer Souvenir-Artikel finanzieren, wie sich dies bereits bei anderen Projekten bewährt hat.
Die Laufstege auf dem Iseo-See bestehen aus komplett recyclebaren Polyethylen-Würfeln, die mit dichtgewebtem Nylon bespannt sind. Je nach Lichteinfall und Feuchtigkeit ändert der Stoff die Farbe. Unter den ersten Besuchern zogen viele die Schuhe aus, um die vom Künstler versprochene "sehr physische" Erfahrung beim Begehen der Pontons zu machen.
"Das ist kein Gemälde, keine Skulptur", hatte der 81-jährige Künstler bei der Vorstellung der "Floating Piers", am Freitag gesagt. "Sie müssen darüber laufen, müssen es bei Sonne, bei Regen, bei Wind spüren!"
"Floating Piers" von Christo begeistert Jung und Alt
Die zwölfjährige Agata aus Bergamo, die zu den ersten Besucherinnen gehörte, zeigte sich begeistert: "Das schwankt wie auf einem Kahn, das macht Spaß!" Der deutsche Christo-Fan Walter Horstmann kam schon während der Aufbauarbeiten zum Iseo-See. Das Werk sei mit seiner Verbindung von Wasser, Landschaft und Farbe "fantastisch", sagte der 75-Jährige, der mit seiner Frau Almut anreiste.
Wer am Eröffnungstag mit dem Zug anreisen wollte, musste allerdings eine gewisse Verspätung in Kauf nehmen. Die Bahnlinie zum Iseo-See wurde von Kritikern der Familie Beretta vorübergehend lahmgelegt. Die Familie besitzt die Insel San Paolo - und eine der größten Waffenschmieden Italiens.
"The Floating Piers" ist das erste Werk des gebürtigen Bulgaren mit US-Staatsbürgerschaft seit 2005. Damals schuf Christo mit Jeanne-Claude "The Gates" im New Yorker Central Park, eine Installation aus 7500 safrangelben Stofftoren, die vier Millionen Besucher anzog. Das Projekt "The Floating Piers" scheiterte zunächst nicht nur in Argentinien, sondern auch Ende der 1990er Jahre in Japan. In Italien erhielt das Projekt dank der Begeisterung von Behörden und Einwohnern in nur zwei Jahren grünes Licht.
Christo ist bereits mit den Vorbereitungen für zwei weitere Projekte befasst, die in den USA und in Abu Dhabi entstehen sollen. Auf einen möglichen Ruhestand angesprochen, sagte er: "Künstler setzen sich nicht zur Ruhe, sie sterben." afp
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