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Literatur
08.06.2017

Der Feind an meiner Seite

Lizzie Doron hat sich mit ehemaligen palästinensischen Terroristen und israelischen Ex-Soldaten getroffen, die gemeinsam für den Frieden kämpfen. Eine Grenzüberschreitung

Es gibt in Israel viele Grenzen, deren Überschreiten mit Gefahr verbunden ist. Die Schriftstellerin Lizzie Doron hat sich darübergewagt und spürt nun die Folgen. Doron, geboren 1953, ist eine preisgekrönte Autorin aus Tel Aviv, ihre Romane waren Schullektüre. Für ihr neues Buch aber fand sie in Israel keinen Verlag. Die Einladungen zu öffentlichen Auftritten sind rar geworden, sie hält keine Lesungen mehr. Alte Freunde wandten sich ab. Was ihr vorgeworfen wird? Eben dies: eine Grenzüberschreitung!

Für ihr Buch „Sweet Occupation“ hat sich Lizzie Doron ein Jahr lang mit einer Gruppe von Friedensaktivisten getroffen, drei ehemaligen palästinensischen Terroristen und zwei israelischen Ex-Soldaten, die den Dienst an der Waffe verweigerten. Ihre Geschichten hat sie protokolliert, verwebt mit traumatischen Erinnerungen aus ihrer Jugend. „Es ist ein Riesengeschenk, wenn dein Feind dir eine Geschichte erzählt, die so gut ist, dass du ein Buch daraus machen kannst“, sagte einer von ihnen zu Lizzie Doron. Wobei von Feinden nicht mehr die Rede sein kann …

Ihr Buch, eher literarische Dokumentation als Roman, persönlich und emotional, beschreibt die Geschichte einer vorsichtigen Annäherung. Auf der einen Seite die bekannte Autorin, gefeiert als Stimme der sogenannten „zweiten Generation“, der Kinder von Überlebenden der Schoah. Wie das Leid der Eltern ihre Kinder prägte, davon handeln ihre früheren Romane – und welch Leid ihre Generation erlebte. Im Jom-Kippur-Krieg 1973 verlor sie ihre engsten Jugendfreunde. „Meine Supermen“, wie sie schreibt. „Man hatte mir Rafael und Gadi umgebracht, man hatte Micki verbrannt, man hatte meine Kindheit verbrannt, meine Jugend, meine Seele.“ Und nun? Trifft sie sich mit jenen, die auf der anderen Seite kämpften, und fragt sich: „Wie sitzt du mit jemandem, der einen deiner Freunde getötet haben könnte?“ Geht das, wenn man sich dazu einen Teller Hummus bestellt? Ist das nicht Verrat an den eigenen Toten?

Die Menschen, auf deren Geschichten sie sich nicht ohne inneren Widerstand einlässt, sind Gründer von „Combatants for Peace“, eine Organisation von Israelis und Palästinensern, die friedlich nach einer gemeinsamen Zukunft ihrer Völker suchen möchte. Darunter drei ehemalige Terroristen, die der Gewalt abgeschworen haben; Mohamed Owedah, verurteilt wegen eines Angriffs auf einen israelischen Jeep. Jamil Kassas, der als Jugendlicher die israelische Armee mit Steinen bekämpfte und als „Steinewerfer von Dheisheh“ eine gewisse Berühmtheit erlangte. Und Suliman al-Khatib, der mit 15 Jahren auf israelische Soldaten einstach, in der Gefängnisbibliothek sich in die Geschichte Israels einliest, davon träumt, der Theodor Herzl der Palästinenser zu werden. Sie begegnet zwei ehemaligen israelischen Soldaten, verachtet als „Verräter“, weil sie den Dienst an der Waffe verweigerten. Darunter ihr Schulfreund Emil, ein Psychotherapeut, der ehrenamtlich inhaftierte Palästinenser und Israelis behandelt, und Chen Alon, ein Theatermacher, der einst im Gaza-Streifen als Major diente, als „Refusenik“ später wie Emil einige Zeit im Gefängnis verbrachte.

In den Gesprächen kommt Doron an ihre eigenen Grenzen. Zu viel Härte und Trauer in ihr. Wenn ihr Herz sich verschließt, versucht sie zumindest, mit dem Kopf offen für das Erzählte zu bleiben. Einmal bittet Mohamed Owedah sie darum, mit ihm zu einer Versammlung der Friedenskämpfer in die für Israelis verbotene Zone A, die Gebiete unter palästinensischer Kontrolle, zu fahren. Die Schriftstellerin überfällt die Angst, sie versucht eine staatliche Genehmigung zu erhalten, wagt es schließlich auch ohne. Er habe die Gedächtnisstätte Yad Vashem und Auschwitz besucht, sagt Owedah. „Und du bist nicht bereit, Bait Dschala zu betreten? Zehn Minuten von Jerusalem entfernt?“

Der innere Kampf, den Lizzie Doron ausgefochten hat, das Aufbrechen ihres einstigen Weltbildes spiegeln sich in „Sweet Occupation“ wider. Erinnerungen an die traumatische Zeit während des Jom-Kippur-Krieges, in dem ihre Freunde starben, die Schilderungen der Treffen mit den Friedenskämpfern und ihrer Gedankengänge wechseln sich ab, dazwischen Nachrichten über Attentate aus dem Jahr 2014, in dem das Buch entstand. „Es ist schwer, mit einem Feind zu weinen. Doch diesmal nicht“, schreibt Doron über ihre Begegnung mit Jamil, bei der ihr der einstige Steinewerfer von seiner Mutter erzählte, die, selbst als sie ihren jüngsten Sohn, noch ein Kind, durch ein Dumdumgeschoss eines israelischen Soldaten verlor, ihm dennoch beibrachte, dass Hass eine Krankheit sei. „Ihretwegen“, erzählt ihr Jamil, „bin ich bei den Friedenskämpfern.“

Lizzie Doron hat das Buch seiner Mutter gewidmet: Hemda Jamil Abdallah. „Die Tragödie des Anderen zu verstehen, ist die Voraussetzung, um einander keine weiteren Tragödien zuzufügen“, sagt Doron, die sich seitdem gemeinsam mit den Friedenskämpfern engagiert, einige von ihnen auch nach Berlin, ihre zweite Heimat, eingeladen hat, um dort das Projekt vorzustellen. Ihr Buch ist in der Übersetzung von Mirjam Pressler bei dtv erschienen. Ein Verlag in Israel schrieb, der Stoff sei zwar interessant, aber Israelis wohl nicht die geeigneten Leser. Sie solle doch lieber weiter über die Schoah und ihre Nachwirkungen in der nächsten Generation schreiben. Besser verkäuflich. Auch ihr vorheriges Werk „Who the fuck is Kafka“, in der sie von einem gemeinsamen Projekt mit einem arabisch-palästinensischen Fotojournalisten erzählt, fand keinen Verleger.

„Viele meiner Freunde warfen mir vor, ich habe rote Linien überschritten“, schreibt Doron. „Aber ich hatte keine Alternative.“ Die Organisation „Combatants for Peace“ wurde in diesem Jahr für den Friedensnobelpreis nominiert, namentlich ihre Mitbegründer Chen Alon und Suliman al-Khatib.

Lizzie Doron: Sweet Occupation. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler.

dtv, 208 Seiten, 16,90 Euro.

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