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Nationalsozialismus
18.07.2017

Der Tempel für die vermeintlich urdeutsche Kunst

Das Haus der Kunst in München zu Zeiten des Nationalsozialismus
Foto: Bild: Haus der Kunst, Historisches Archiv

Zwei Stunden lang hetzte Adolf Hitler anlässlich der Eröffnung des Münchner Hauses der Kunst vor 80 Jahren gegen moderne Malerei und Skulptur. Sein unerbittlicher Krieg gegen alles „Entartete“ hatte begonnen

Seit zwei Tagen war die Stadt eine einzige Festmeile. Entlang der Prachtstraßen flatterten zwölf Meter hohe Hakenkreuzfahnen; nachts wurden die zentralen Baudenkmäler angestrahlt. Und um den Jubel gleich noch menscheln zu lassen, mussten die Münchner Leuchtbecher ins Fenster stellen, und zwar in sämtlichen Wohnungen, die der drei Kilometer lange Festzug am dritten Tag passierte: Am 18. Juli 1937, vor 80 Jahren, wurde die Eröffnung des „Hauses der Deutschen Kunst“ ein gewaltiges Propaganda-Spektakel.

Über 8000 Künstler und Komparsen beteiligten sich an dieser Parade, „2000 Jahre deutscher Kultur“ zogen durch die „Hauptstadt der deutschen Kunst“, darunter Germanenhelm und Modelle von Nazi-Bauten. Hitler sah sich am Ziel. Die fatale NS-Politik hatte nun ihren Tempel, und der gescheiterte Maler eine megalomane Bühne für seinen zweifelhaften Kunstgeschmack. Zwei Stunden lang geiferte der Reichskanzler in seiner Eröffnungsrede gegen die Moderne und kündigte zugleich einen „unerbittlichen Säuberungskrieg“ an.

Die Opfer hießen Dix und Beckmann, Marc und Kirchner

Dieser hatte im Übrigen schon begonnen – die Opfer des Feldzugs wurden bereits einen Tag später, am 19. Juli 1937, wenige hundert Meter weiter in den Arkaden des Hofgartens vorgeführt. Dort, wo heute der Kunstverein und das Theatermuseum untergebracht sind, waren 600 Werke so genannter „entarteter Kunst“ eng zusammengepfercht und mit aufhetzenden Beschriftungen versehen. Darunter Arbeiten von Dix, Beckmann, Marc, Kirchner und Otto Freundlich. Sie waren mit 17000 weiteren Werken in einer dreiwöchigen Blitzaktion aus Museen entfernt worden. Reichskunstkammerpräsident Adolf Ziegler, ein ehemals erfolgloser Maler, sprach von „Ausgeburten des Wahnsinns, der Frechheit, des Nichtkönnertums und der Entartung“. Dass der Bildhauer Rudolf Belling sowohl am Hofgarten, als auch im „Haus der Deutschen Kunst“ vertreten war – mit einer abstrahierenden Porträtbüste und einem boxenden Max Schmeling –, ist der böse Treppenwitz dieses doppelten Irrsinns.

Zwei Millionen Besucher drängten sich in die Feme-Schau, die im Anschluss durch Deutschland reiste. Es war die mit Abstand „erfolgreichste“ Ausstellung des NS-Staates, dessen offiziell genehme Kunst lange nicht so viele Interessenten anzog. Allerdings wurden auch die „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ mit rund 600000 Besuchern im Jahr überdurchschnittlich frequentiert – die Biennale von Venedig verzeichnete 1934 etwa halb so viele Gäste. Wobei die NS-Organisationen ihre Mitglieder pflichteifrig nach München karrten. Von Schulklassen ganz zu schweigen.

Aufgepumpte Heroen vonJosef Thorak

Doch diese Ausflüge wurden nicht unbedingt als Zwangsveranstaltungen wahrgenommen. „Die Schauen boten Ablenkung und Unterhaltung durch eine als leicht verständlich empfundene Kunst“, erklärt Sabine Brantl, die das Historische Archiv im Haus der Kunst leitet. In schwierigen Zeiten tauchte man gerne ein in die heile Welt der Stillleben, Landschaften, Bauern-Idyllen, Tier- oder Aktdarstellungen. Und die aufgepumpten Heroen eines Josef Thorak waren gewissermaßen en vogue, und was dem „Führer“ gefiel, wurde auch kräftig geordert: Neben den 4,6 Millionen Reichsmark, die bis 1944 an Eintrittsgeldern zusammen kamen, nahm das Haus 1,9 Millionen Reichsmark durch den Verkauf von Gemälden und Skulpturen ein.

Die „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ waren also auch ein einträgliches Geschäft. Davon profitieren nicht nur die von Hitler geschätzten Pinselschwinger wie der als „Reichsschamhaarmaler“ durch den Kakao gezogene Adolf Ziegler, sondern auch die „Harmlosen“ wie Raffael Schuster-Woldan, dessen Porträts und Landschaften schwerlich mit den Nazis in Verbindung gebracht werden können. Seine Bilder spielten zwischen 1938 und 1944 einen Verkaufserlös von 820000 Reichsmark ein. Das entsprach dem mehr als 300fachen eines jährlichen Facharbeiterlohns.

Für viele Besucher war das „Haus der Deutschen Kunst“ selbst schon eine Attraktion. Und das hatte noch nicht einmal mit Verblendung zu tun. Im Mai 1937, zwei Monate vor Eröffnung, wurde das Gebäude auf der Weltausstellung in Paris präsentiert und von einer internationalen Jury mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Kühler Neoklassizismus lag im Trend; das demonstrierte die Mehrzahl der Länderpavillons. Design-Pioniere wie Le Corbusier, Henry van de Velde oder Alvar Aalto, deren herausragende Stellung unbestritten ist, waren Außenseiter.

Doch was kam am Entwurf des Schiffsarchitekten Paul Ludwig Troost so besonders an? Das wuchtig Monumentale von 175 Metern Länge und 50 Metern Tiefe? Die Reihung von 20 Kalksteinpfeilern, die bereits in den 30er Jahren als „Weißwurstallee“ bespöttelt wurden? Das ist schwer nachzuvollziehen. Was außen wie die dezidierte Gegenposition zu den luftig-leichten Vorstellungen des Bauhaus-Direktors Walter Gropius anmutet, war im Inneren ausgesprochen fortschrittlich. Und damit sind nicht die großflächigen, elf Meter hohen Säle gemeint, die heutigen Ausstellungsmachern entgegenkommen – man denke an die umfangreiche „Postwar“-Schau des derzeitigen Direktors Okwui Enwezor. Das Gebäude besaß auch die modernste Heizungs- und Klimaanlage, die in den 30er Jahren zu haben war, dazu ausgetüftelte Beleuchtung, elektrische Aufzüge. Kaum verwunderlich, dass sich die Amerikaner nach Kriegsende schnell mit einem Offiziersclub samt Restaurant, Tanzsaal und einem Basketballfeld eingerichtet haben. Das Haus war nahezu unbeschädigt geblieben.

Kontroversen um denArchitekten David Chipperfield

Doch jetzt, nach vielen Jahren der Aufarbeitung und einem expliziten Gegenprogramm zur Kunstpolitik der Nazis, ist dieser Tanker so marode geworden, dass er dringend saniert werden muss. Die Pläne des britischen Architekten David Chipperfield ließen allerdings die Wogen darüber mächtig hochgehen: Er will unter anderem die Fassade wieder sichtbar machen, sprich: nicht hinter Bäumen verstecken. Darüber darf man durchaus geteilter Meinung sein. Dass diskutiert wird, ist so notwendig wie bei keinem anderen NS-Bau. An solch eine kontroverse Debatte war vor 80 Jahren nicht einmal im Traum zu denken.

„Geschichte im Konflikt. Das Haus der Kunst und der ideologische Gebrauch von Kunst“, Sabine Brantl u. a., Sieveking Verlag, 2017, 34,90 Euro

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