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Literatur
22.10.2017

Die Heldensagen der Kriegsverlierer

Im großen amerikanischen Vietnamkriegsdrama sind die Vietnamesen mehr als nur Statisten: am Drehort von „Apocalypse Now“. 
Foto: Getty

Entscheidend für die Haltung eines Landes zum Krieg ist, wie es frühere Kriege verarbeitet hat. Das Buch eines Vietnamesen erinnert die USA an ein doppeltes Scheitern

Es wirkt noch immer wie ein Wunder, wenn man bedenkt, mit welch einer Heldentat die Geschichte des Schauspiels begonnen hat. Das älteste erhaltene Theaterstück der Welt heißt „Die Perser“, stammt von Aischylos und ist in einer Zeit entstanden, als die Griechen die persische Flotte niedergerungen hatten – ein hart umkämpfter, mit vielen Opfern bezahlter Triumph. Und was macht der Dichter? Serviert den Siegern ein Stück, in dem die Leiden und das Sterben, das Wehklagen und die Trauer der Verlierer vor Augen geführt werden. Dieses menschliche Drama auf der Bühne will offenbar, dass vom Krieg mehr bleibt als die Erinnerung an die eigenen Heldentaten …

In den USA ist ein Buch mit höchsten literarischen Ehren bedacht worden, das den Amerikanern vorwirft, sich durch das genaue Gegenteil davon an ihrer Geschichte schuldig zu machen. Beim größten inneren Drama des Landes, dem Bürgerkrieg, hat jüngst die nationalistische Verklärung der Südstaaten-Kämpfer rund um die Ausschreitungen von Neonazis in Charlottesville für Debatten gesorgt; im besagten Buch nun geht es um die Verklärung des größten Traumas der USA im Äußeren. Unter anderem den Pulitzerpreis erhielt dafür Viet Thanh Nguyen, ein Vietnamese, der nach dem Fall von Saigon in die Vereinigten Staaten floh und inzwischen in Kalifornien als Professor lehrt.

Die Hauptfigur des Buches ist ein Doppelagent

In seinem jetzt auch auf Deutsch vorliegenden Roman „Der Sympathisant“ erzählt er von einem Mann mit gleichen Ausgangsbedingungen, der aber in den USA dann als Doppelagent arbeitet. Für die Exilanten ist er einer, der die Rückkehr in die Heimat vorbereitet, um den Kampf gegen die Vietcong doch noch zu gewinnen. In Wahrheit aber ist der Ich-Erzähler, der hier seine Bekenntnisse ablegt, ein Spion der Kommunisten. Als er dann durch seine vorgeblich engagierte Zusammenarbeit mit den Amerikanern als Berater für ein großes Filmprojekt engagiert wird, in dem der Vietnamkrieg aufgearbeitet werden soll, stellt er, der sich eine gewisse Sympathie für das freie (Liebes-)Leben im Kapitalismus nicht verhehlen kann, entsetzt fest: Die USA wollen sich als Verlierer dieses Krieges ausschließlich an die eigenen Heldendramen erinnern.

Autor Nguyen spielt in diesem Projekt und all den Szenen, die Vietnamesen, egal auf welcher Seite sie stehen, nie als Menschen, sondern immer nur als Teil einer gesichtslosen Masse zeigen, auf einen echten Film an. Und nicht irgendeinen: Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ mit Stars wie Marlon Brando und Martin Sheen, Dennis Hopper und Robert Duvall, basierend auf Joseph Conrads Literaturklassiker „Herz der Finsternis“, ist ein international zum Kult avanciertes Zeugnis über den Wahn dieses Krieges – als die Amerikaner im Dschungel des globalen Ringens gegen den Kommunismus jedes Maß und schließlich den Verstand verloren … Üblich ist, darin das amerikanische Trauma zu lesen, das immer warnend aktiviert wird, wenn es um einen neuen Krieg geht, gegen den Irak, Afghanistan oder nun womöglich gegen Nordkorea: ein neues Vietnam?

Mit Viet Thanh Nguyen und damit im Gegensatz zu Aischylos kann man nun womöglich passend zum aktuellen Gebaren Donald Trumps verstehen lernen, warum die Amerikaner trotzdem das Mittel des Krieges als Option gesehen und gewählt haben: Weil in ihrer Erinnerungskultur die Heldenerzählung dominiert, weil diese stets nur das Eigene bespiegelt und damit selbst das Scheitern nur als tragischen Irrtum oder Resultat eines Komplotts kennt. (Auch in Deutschland erleben neuerdings Revisionisten, die einem solchen Verständnis der Geschichte zuneigen, einen Aufschwung.) Wenn es schon nicht zwangsläufig um die Frage der Schuld gehen muss, so bleibt doch die Frage des menschlichen Leids, das es auf beiden Seiten gibt und gleich schwer wiegt, ob es nun im Namen des Kommunismus oder des Kapitalismus erlitten wurde.

Wie erinnert man sich auf angemessene Weise an den Krieg?

Im so klug gebauten wie packenden Roman „Der Sympathisant“ macht Viet Thanh Nguyen die Frage dieser elementaren Wahrheit schlagend offensichtlich. Er schickt seinen Helden nicht nur als Gefangenen in die grausamen Folterlager der eigenen Leute, weil der am einzelnen Menschen letztlich mehr hängt als an der ideologisch befohlenen Strategie. Auch sein ganzer Bericht stellt die Frage, was die angemessene Art ist, sich an den Krieg und dessen Verwüstungen zu erinnern. Er ist ein Mann, der als Mischlingskind immer schon gespalten war, immer beide Seiten in sich getragen hat. Er erkennt: „Der Film war nur ein Sequel zu unserem und das Prequel zum nächsten Krieg, zu dem Amerika berufen war …“

Wenn das Anti-Amerikanismus wäre, hätte der Autor dafür in den USA nicht so große Ehren erhalten. Und wer denkt, man würde das Andenken an die Soldaten als Menschen beschädigen, wenn man Leid und Schuld ins Zentrum des Erinnerns rückt, der zieht womöglich den Krieg nicht erst als allerletzte Option in Betracht.

Viet Thanh Nguyen: Der Sympathisant. Übersetzt von Wolfgang Müller. Blessing Verlag, 528 S., 24,99 Euro

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