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Theater Augsburg
06.06.2017

Die Höllenspirale der in Gottes Namen geführten Kriege

Warum uns alle die Kammeroper „Simplicius Simplicissimus“ von Karl Amadeus Hartmann angeht

Hier sind Verstörung und Zerstörung, hier sind Trauma und Tod mit Händen zu greifen. Hier vegetieren Veteranen eines großen Krieges mit zerbombter Psyche ihrem „Helden“-Ende entgegen – und bestimmt-lächelnde Krankenschwestern und blass-lethargische Sanatoriumstanzmusiker bemühen sich, geregeltes Leben, tägliche Ordnung und (hoffnungslose) Zuversicht aufrechtzuerhalten. Selbst wenn im Speisesaal die Decke immer noch explosionszerfetzt klafft und diese Kriegsuntoten emporstarren, wenn wieder ein Flugzeug naht.

Karl Amadeus Hartmann hat von 1934 bis 1936 in der inneren Emigration eine Kammeroper geschrieben, die im quälenden Nachklang des Ersten Weltkriegs den teuflisch angezettelten Millionentod des Zweiten Weltkriegs hellhört. Er hat dazu Grimmelshausens barocken Roman „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ (1669) über den Dreißigjährigen Krieg als ein Muster dafür herangezogen, wie ideologischer Kampf und Glaubenskrieg zu flächendeckender Verwüstung, zu Hunger und Krankheit führen.

Und diese Höllenspirale in immer neuen Auflagen – gestern Biafra, heute Jemen – hat nun schlussendlich und nach langer Vorplanung Augsburgs scheidende Intendantin Juliane Votteler zu einem finalen Ausrufezeichen ihrer Intendanz erklärt: Unter dem Titel „In Gottes Namen“, dem ohne Weiteres ein viertes Wort, nämlich das Wort „Töten“ hinzugefügt werden kann, hält sie – zumal zu IS-Zeiten – in theatralischer Schwerpunktsetzung zum Denken und Fühlen darüber an, welche Endlosschleife der Gewalt anscheinend unabänderlich in der Menschheit steckt. Die Klammer dieser Veranstaltungsreihe „In Gottes Namen (töten)“: das laufende Rechercheprojekt „Unruhe im Paradies“ mit Bürgerreflexionen über Glaube, Religion, Krieg (10., 13., 16., 25. Juni) sowie das Abschlusskonzert „Ein feste Burg ist unser Gott“ am 17./18. Juli.

Was nun aber Hartmanns „Simplicius Simplicissimus“, der durchaus als Pendant zur Augsburger Theater-Großtat mit Luigi Nonos „Intolleranza“-Oper zu hören und zu sehen ist, zu einem neuerlichen Abend des Appells für Humanität werden lässt, das ist die starke und dichte musikalische und szenische Umsetzung eines eh schon in sich konzentrierten Werks von drei knappen Szenen. Lorenzo Fioroni, dieser bundesweit eher unterschätzte Regisseur, inszenierte die Eckteile des Stücks per Rückblick eben von Kriegsversehrten in einem Sanatorium. Dessen versammelte Traumata – bis hin zu einem morbid-grotesk-wüstem Karnevalsbacchanal – lassen den Knaben Simplicius langsam die Machtmechanismen der Welt begreifen. Und zwar nachdem er – zweite Szene – moralisch-ethische Prinzipien bei einem Einsiedel ausgebildet hat, der seine (hier unterstellte) Kriegsschuld mit einem finalen „goldenen Schuss“ begleicht (Ausstattung: Piero Vinciguerra/Katharina Gault).

Zwar schafft Lorenzo Fioronis Augsburger Inszenierung einer bearbeiteten Simplicius-Mischfassung durch Verschränkungen, Überlagerungen und Collagen von Erleben und Erinnern, von Spiel und Als-ob-Spiel, von dreierlei Zeitschienen einige Schwellen zum unmittelbaren Verständnis des Plots, aber dass hier ein sich entwickelnder junger Mensch Stück für Stück die Weltgräuel durchschaut und dann benennt, dies teilt sich gleichwohl plastisch erfahrbar, ja beeindruckend mit: insbesondere durch die kollektive, sängerdarstellerisch herausragende Leistung des Chores (Einstudierung: Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek) – neben der berührenden Präsenz von Samantha Gaul in der Titel(hosen)rolle. Wie sie sich bei aller (auch stimmlichen) Reinheit von einer erschreckt Staunenden in eine reflektierend Entsetzte wandelt, ist eine Meisterleistung. Young Kwon singt den Landsknecht, Ji Woon Kim den Gouverneur. Mathias Schulz als Einsiedel kämpfte stimmlich arg.

Wer aber zu rühmen ist, das sind das gute Dutzend Philharmoniker sowie Dirigent Domonkos Héja an der Stirnseite der zu einer Arena umgebauten Brechtbühne. Sie musizieren von Strawinsky-Anklängen über Bach-Choral-Adaption bis hin zu Weill’schen Song-Charakteristika präzise, trocken, scharfgesichtig, sachlich, konzis. Das sitzt, unerbittlich. Immer wieder wendet sich der Kopf von der Szene ab – hin zur großartig durchgestalteten Musik Karl Amadeus Hartmanns.

Aufführungen auf der Brechtbühne am 7., 9., 11., 15., 17., 23. Juni

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