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Universität
17.07.2017

Die äußere Erscheinung von Juden war immer unter Beobachtung

Miriam Zadoff, Gastprofessorin für jüdische Kulturgeschichte
Foto: indiana.edu

Miriam Zadoff lehrt als erste Gastprofessorin für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg. Sie stellt dar, wie Äußerlichkeiten Teil der Ausgrenzung von Juden wurden.

Frau Zadoff, Sie halten in Augsburg ein Seminar mit dem Titel „Von Kafka bis Woody Allen – der jüdische Körper in Wissenschaft, Kunst und Literatur“. Wie kann ein Körper jüdisch sein?

Miriam Zadoff: Wie Juden angeblich aussehen oder auszusehen haben – das war über Jahrhunderte Teil ihrer Ausgrenzung und ist es im modernen Antisemitismus immer noch. Im Mittelalter trugen sie den spitzen Judenhut und einen gelben Fleck auf der Brust. Auch nachdem sie im 19. Jahrhundert ihre Bürgerrechte bekommen hatten, behielt man ihre äußerliche Erscheinung unter Beobachtung. Zwar waren sie jetzt formal gleich. Nicht aber de facto. Es wurde erwartet, dass sie ihre Bärte schnitten und „endlich“ aufhörten, anders zu sein. Anpassen sollten sie sich!

Viele assimilierten sich im 19. Jahrhundert sogar so weit, dass jüdische Religion und Traditionen insgesamt in Vergessenheit gerieten. Hörten die Stigmatisierungen dann auf?

Zadoff: Nein, sie hörten nicht auf. Vorurteile gab es weiterhin, auch wenn Juden sich im Lauf der Zeit oft sogar ausschließlich als Deutsche bezeichneten. Die einflussreiche „Christlich-deutsche Tischgesellschaft“ reagierte darauf mit dem Vorwurf, Juden schlichen sich heimlich ein. Es gab Krankheiten, die als exklusiv jüdische galten, zum Beispiel Diabetes. Die Forschung Charles Darwins und der Aufstieg der medizinischen Wissenschaften lieferten neue „Fakten“. Jetzt waren Juden aufgrund ihrer „Rasse“ gesünder und intelligenter oder zumeist kränker – auf jeden Fall immer anders als Nichtjuden. Auch die Kultur war betroffen. In Karikaturen waren sie entweder arm und dünn oder feist und kapitalistisch. Die privaten Briefe Theodor Fontanes zum Beispiel sind voll mit antisemitischen Stereotypen.

Historisch gesehen: Wie profitierte die Mehrheitsgesellschaft von diesen Zuschreibungen?

Zadoff: Dass Juden formal gleichgestellt waren, machte sie ununterscheidbar. Das war ein Problem. Mit den Vorurteilen und Verleumdungen konnte sich die Gesellschaft ihrer selbst wieder vergewissern. Juden galten als nicht loyal, man konnte sie weiterhin als außenstehend und sich selbst als die „deutsche“ In-Group identifizieren.

Welche Auswirkungen hatte das auf die Juden selbst?

Juden änderten ihre Vornamen

Zadoff: Zum Teil nahmen sie Fremdzuschreibungen an. Sie versuchten auch den körperlichen Idealvorstellungen gerecht zu werden. Sie änderten ihre als minderwertig wahrgenommenen Vornamen und nannten sich – zum Beispiel – ganz urdeutsch: Sigmund.

Ihre Forschungen geben der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur in Vergessenheit geratene Figuren der Geschichte zurück. Darunter den kommunistischen Reichstagsabgeordneten Werner Scholem, der 1940 in Buchenwald ermordet wurde. Wieso war er jüdisch, wenn er doch Kommunist, also Atheist war?

Zadoff: Das ist eine gute Frage. Scholem selbst sah sich sicher als deutschen Kommunisten, nicht als deutschen Juden. Mit Religion hatte er nichts zu tun. Aber er wurde als Jude wahrgenommen. Für Goebbels war er der typische, jüdische Bolschewist. In der Münchener Ausstellung „Der ewige Jude“ wurde 1937 die Maske seines Gesichts ausgestellt, mit prägnanter Nase, abstehenden Ohren und hoher Stirn. Fremd- und Eigenzuschreibungen sind da schwer auseinanderzuhalten. Ich sehe das Judentum als einen großen, vielfältigen Erfahrungsraum, zu dem das europäische, osteuropäische, israelische, aber auch das äthiopische Judentum gehört.

Finden Sie, dass Antisemitismus in Deutschland zu wenig beachtet wird?

Zadoff: Den neu angekommenen Flüchtlingen muss man sicher unbedingt die seit dem Holocaust mühsam erstrittenen europäischen Werte vermitteln. Dazu gehören aber auch die vielen kulturellen Facetten des Judentums, nicht nur die Opferperspektive auf das Judentum. Aber die deutsche Sensibilität ist da im Vergleich zum Rassismus-Diskurs in den USA oder zur Kolonialismus-Diskussion in Frankreich schon sehr weit.

Ist Israelkritik eine Form des Antisemitismus?

Zadoff: Wenn kein wirkliches Wissen über das Land, über die Vielschichtigkeit des Nahost-Konfliktes existiert, sondern sozusagen am Stammtisch pauschal über Israel und das Judentum geurteilt wird: Ja, für mich ist das dann antisemitisch.

Interview: Stefanie Schoene

Termin Vortrag von Miriam Zadoff: „Die roten Schafe der Familie. Kommunisten und Judentum“, 19. Juli, 19 Uhr, Festsaal der Synagoge

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