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Literatur
23.11.2017

Ein Comicroman fragt: Wann ist ein Leben geglückt?

Blinkende Punkte, zu einem Ganzen verbunden: der Comic „Der Sommer ihres Lebens“ . 
2 Bilder
Blinkende Punkte, zu einem Ganzen verbunden: der Comic „Der Sommer ihres Lebens“ . 
Foto: Reprodukt Verlag

Der Augsburger Schriftsteller Thomas von Steinaecker und die Münchner Zeichnerin Barbara Yelin erzählen berührend über das Alter und die Kraft der Erinnerung

Eine alte Frau in ihrem letzten Zuhause: Gerda Wendt schiebt sich mit ihrem Rollator durch die Flure des Altersheims, manchmal verwechselt sie die Flure, eins oder zwei, obwohl doch Zahlen „einmal das einzige waren, womit ich mich wirklich auskannte.“ Abends hockt sie gemeinsam mit anderen Bewohnern vor dem Fernseher, Krankenhausserie, dann kommt die Pflegerin zum Waschen, wartet die Nacht... Ein Leben noch, aber ein ziemlich graues eben, und manchmal ist sich die alte Dame auch da gar nicht mehr sicher: „Oft denke ich, ich bin bereits tot. Und das hier ist die Ewigkeit. Früher raste die Zeit. Erinnere ich mich daran, sticht es. Trotzdem will ich jetzt wieder öfter an früher denken. Ich spüre dann, ich lebe noch.“

Mit diesen Sätzen beginnt der Comic „Der Sommer ihres Lebens“, geschrieben von Thomas von Steinaecker, gezeichnet von Barbara Yelin. Auf 80 Seiten erzählen sie gemeinsam das fiktive Leben der Astrophysikerin Gerda Wendt, lassen Gegenwart und Vergangenheit ineinanderfließen und gehen der großen Frage nach: Ein geglücktes und erfülltes Leben, was macht das eigentlich aus? Zählt die Liebe, auch wenn die irgendwann in Scherben lag? Oder die Karriere, auch wenn man den ganz großen Erfolg dann letztlich doch der Liebe wegen geopfert hat?

Ein Schriftsteller, der in vielen Genres arbeitet

Ein Glück aber ist auf jeden Fall, dass sich diese beiden gefunden haben: der Augsburger Schriftsteller und die Münchner Künstlerin, beide Jahrgang ’77. Beide für ihre Werke schon mehrfach ausgezeichnet. Yelin ist eine der bekanntesten Comic-Künstlerinnen Deutschlands. Für „Irmina“, ein Comic über eine Mitläuferin im Dritten Reich, inspiriert durch die Geschichte ihrer eigenen Großmutter, wurde sie für den Elsner-Award, den sogenannten Comic-Oscar, nominiert. Im vergangen Jahr erhielt sie den Max- und-Moritz-Preis als beste deutschsprachige Comiczeichnerin. Thomas von Steinaecker wiederum ist ein Schriftsteller, der in und mit verschiedenen Genres arbeitet: In seinem Roman „Geister“ fanden sich Comics der Zeichnerin Daniela Kohl. Zugleich ist von Steinaecker Autor von Hörspielen und Fernsehdokumentationen, zum Beispiel über den Komponisten Karlheinz Stockhausen, und gilt außerdem als Comicspezialist, rezensiert auch. Sein zuletzt erschienener dystopischer Roman „Die Verteidigung des Paradieses“ war für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Mit dem Begriff Graphic Novel, unter der die hier noch relativ junge Gattung Comics firmiert, haben beide im Übrigen ihre Schwierigkeiten. Weil er sich zu einem einer genauen Definition entzieht, sind es die Seitenzahlen, die einen Graphic Novel zum Roman machen, das ernste Thema? Und zum anderen, weil oft eine Abwertung der eigentlichen Obergattung mitschwingt: Als sei ein Graphic Novel der wertigere Comic.

Wie die Zusammenarbeit funktioniert, wenn sich ein Schriftsteller und eine Comiczeichnerin ans gemeinsame Erschaffen einer solchen Geschichte machen, kann man nachlesen im literarischen Online-Magazin des S.Fischer-Verlages (www.hundertvierzehn.de). Dort erschien „Der Sommer ihres Lebens“ bereits 2015 als Fortsetzungsgeschichte, konnten sich die Leser Folge für Folge durchs Leben der Gerda Wendt scrollen. Begleitend dazu liefern sie einen interessanten Einblick in die Comic-Werkstatt: von der ersten Idee („...eine Geschichte über das Vergehen der Zeit“) über die Ausgestaltung („...danach hat mir mehr Handlung gefehlt...“) bis zu den Arbeitsweisen an Text und Bild. Barbara Yelin bezeichnet die Zusammenarbeit als „eine Art Tennisspiel: Der eine gibt einen Ball, der andere wirft ein Bild zurück. Das war ein toller Prozess.“

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Und das Ergebnis? Geglückt! Und nun, überarbeitet und ergänzt, erschienen auch als Buch. Fein gezeichnete, in gedeckten Farben gehaltene Bilder von großer Tiefe, die den Leser hineinziehen ins Leben der Gerda Wendt, von Steinaecker poetisch erzählt, immer auch mit Sinn fürs Komische. Einmal, da sitzt Gerda bereits im Rollstuhl, trifft sie an einer Bushaltestelle mitten im Park des Altenheimes auf ihren Mitbewohner Jörg. „Kommen Sie, wir gehen rein“, sagt Jörg, als heftiger Wind abhebt, die Blätter wirbeln. „Aber der Bus“, fragt Gerda, und Jörg, der sie später verwirrt für die eigenen Tochter halten wird, antwortet mit Blick aufs Haltesymbol: „Ach das. Das ist doch nur für die Demenzkranken.“

Am Ende steht die Frage: War es das jetzt?

Steinaecker und Yelin nutzen die Möglichkeiten der Gattung aus: erzeugen Stimmungen mit Farbe, Strich und Ton, setzten die Geschichte einer Art Wellengang aus, der mal nach unten ins Schwarz-Graue zieht, dann wieder an die hellere Oberfläche, lassen Tristesse der Gegenwart und Trubel der Vergangenheit wie die Farben ineinanderfließen, springen in der Zeit, halten sie einmal auch an … großartig! Und erzählen dabei vom Alltag des Alters, vom körperlichen Verfall und wie sich am Ende des Lebens letztendlich die Frage stellt: War es das jetzt? War’s gut, geglückt? Habe ich etwas Wichtiges verpasst? All die Jahre, umsonst gelebt? Oder hatte alles doch einen tieferen Sinn.

Über die Schlüsselmomente in Gerdas Leben gelangen sie zu einer Antwort. Sie zeigen das junge Mädchen, begabt für Zahlen, kritisch beäugt daher von den anderen. Dann die junge Wissenschaftlerin, auf dem Weg nach Cambridge, der große Erfolg, da entscheidet sie sich für die Liebe, einen Musiker. Ein Kind kommt zur Welt, der Gitarrengott geht fremd... ach, ein Leben eben. Und dennoch entscheiden sich Thomas von Steinaecker und Barbara Yelin für eine tröstliche Antwort. All die entscheidenden Momente fügen sich zu einem Ganzen. Mit Jörg steht Gerda in der Nacht am Fenster, zeigt auf die Sterne, ihre große Leidenschaft, und erklärt ihm, wie aus dem blinkenden Wirrwarr ein Bild entsteht: „Sie müssen nur die Punkte miteinander verbinden.“ Gelungen. All das!

Thomas von Steinaecker, Barbara Yelin: Der Sommer ihres Lebens. Reprodukt, 80 S., 20 €

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