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Weltkulturerbe
26.11.2018

Eine rostige Erinnerung in der Völklinger Hütte

Christian Boltanskis Erinnerungsort für Zwangsarbeiter in der Völklinger Hütte.
Foto: Bild: dpa

Der französische Künstler Christian Boltanski hat in der Völklinger Hütte im Saarland einen Gedenkort für tausende von Zwangsarbeitern geschaffen.

Die Völklinger Hütte ist ein monumentales Relikt aus der Blütezeit der Industrialisierung. Das alte Eisenwerk im Saarland mit seinen gewaltigen Öfen, Schornsteinen und rostigen Eingeweiden muss einen Spurensicherer, einen weltweit anerkannten Künstler der Erinnerung, wie es der Franzose Christian Boltanski ist, faszinieren. Ein Ort des Feuers und ein Ort der Dunkelheit, ein Ort, an dem Schicksale Einzelner in Qualm und Staub untergingen und vom ohrenbetäubenden Arbeitslärm übertönt wurden. Zu Hochzeiten arbeiteten hier 17.000 Menschen.

Die Völklinger Hütte, gigantische Skulptur einer untergegangenen Epoche, stillgelegt 1986 und Weltkulturerbe seit 1994, ist ein dunkles Labyrinth, in dem das Individuum winzig erscheint. Seit 1883 war das Eisenwerk Arbeitsplatz für Zehntausende – und zugleich eine monumentale Menschenverschleißmaschine. Schon im Ersten Weltkrieg arbeiteten hier fast 1500 Zwangsarbeiter. Während des Zweiten Weltkrieges waren über 12 000 Männer, Frauen und Kinder in Völklingen als Zwangsarbeiter eingesetzt. Kriegsgefangene aus Frankreich, Italien und Russland, aber auch Zivilpersonen etwa aus der Ukraine.

Eine Waffenschmiede mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen

Im eng in die deutsche Nazi-Kriegswirtschaft eingebundenen Eisen- und Stahlwerk in Völklingen wurden Waffen geschmiedet; die Arbeitsbedingungen waren oft unmenschlich. 261 ausländische Arbeitskräfte starben, darunter waren 60 Kinder. 232 Opfer der Zwangsarbeit in der Hütte sind auf dem Völklinger Waldfriedhof begraben. Sechs Sammelgrabsteine, auf denen die Namen der Toten stehen, bilden die „Erinnerungsstätte der Zwangsarbeit in Völklingen“.

Nun gibt es auch im alten Hüttenwerk selbst einen Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter. Geschaffen hat ihn Christian Boltanski, 1944 im von Deutschen besetzten Paris als Sohn eines ukrainischen jüdischen Vaters geboren. Der Künstler, dessen Lebenswerk um Vergänglichkeit und Erinnerung, um Tod und Hinterlassenschaft kreist, hat mit seinen Installationen auf eindrücklichste Weise auch den Holocaust ins Bewusstsein geholt. Boltanski entwickelte eine eigene bildnerische Sprache gegen Verschwinden und Vergessen. Dabei spielen Fotografien, Archivkisten, Namen und mit existenzieller Nähe „aufgeladene“ Gegenstände wie Kleidung eine wichtige Rolle. Seine Arbeiten taucht Boltanski oft in ein Halbdunkel, in das lediglich nackte Glühbirnen etwas Licht bringen.

Stimmen flüstern die Namen von Zwangsarbeitern

In der dunklen alten Sinteranlage, dem Herzstück der Hütte, hat Boltanski nun einen fast sakralen Raum aus tausenden von rostigen, nummerierten Archivkästen gebaut, die zu meterhohen Wänden aufgestapelt sind. Im schwachen Funzellicht von Glühbirnen flüstern unsichtbare Stimmen Namen von Zwangsarbeitern. Durch einen schmalen Gang zwischen Türmen von Archivkisten kommt der Besucher auf ein platzartiges, ebenfalls von über drei Meter hohen Wänden aus rostigen Metallkästen gefasstes Geviert, in dessen Mitte ein Kegel aus übereinandergestapelter dunkler Kleidung aufragt. Nummerierte Archivkisten als Chiffren des Gedächtnisses und der Berg abgelegter Kleidung als Ausdruck von Abwesenheit, von Verschwinden.

Dieser Rahmen für die individuellen Namen der Zwangsarbeiter, die ihm Rahmen eines Forschungsprojektes inzwischen alle ermittelt und in einem Katalog aufgezeichnet sind, ist ein künstlerisch geschaffener. Die geschichtslosen Archivboxen sind leer, die Kleidung ungetragen. Zusammen ergeben sie seit November eine kulissenhafte Wirkung für diesen fest installierten Erinnerungsort für Zwangsarbeiter. Ein wenig hat man das Gefühl, der Künstler habe das Mahnmal mit Versatzstücken aus dem „Baukasten Boltanski“ erschaffen. Es ist mehr ein bereits bekanntes Bühnenbild und eine bewährte Konstruktion als ein Stich ins Herz der Erinnerung.

Authentische Gegenstände mit Gebrauchsspuren erzählen

Anders die temporäre Installation, mit der Boltanski aus alten Spinden und Werkzeugschränken der Völklinger Hütte eine Erinnerung an die Arbeit in der Schwerindustrie inszeniert. Es sind authentische Gegenstände, die mit allen Gebrauchsspuren erzählen. Wie Stelen auf einem Friedhof, wie ein Stonehenge der Industriekultur wirken die 91 im halbdunklen Raum verteilten Artefakte. Zwischen den Spinden hängen Glühbirnen von der Decke.

Das Material spricht, die Schränke, die Boltanski wie vereinzelte, einander mal zu-, mal abgewandte Wesen in der 800 Quadratmeter großen Erzhalle verteilt hat, atmen Jahrzehnte der Abnutzung – und strahlen glaubwürdig die Aura eines Archivs aus. Aufkleber, eingeritzte Namen, Tafeln, Markierungen, Vorhängeschlösser, abplatzende Farben, Rost, Staub, Dellen, Macken, individuelle Kennzeichnungen. Diese Patina ist über Jahre entstanden, nicht simuliert.

Metallspinde als ein winziger Raum von Privatheit

Im Kosmos und Räderwerk der Hütte waren die Metallspinde ein winziger Raum der Privatheit – hier verstauten die Arbeiter ihre Kleidung, aber auch Werkzeuge und persönliche Gegenstände. Alles das ruft Boltanskis Versammlung der Schränke auf – Totems der Arbeitswelt, halb offene Schreine der Vergangenheit, Speicher von Erinnerungen. Dass aus einzelnen Spinden Stimmen vom Band den Arbeiteralltag in der Hütte erzählen, fügt diesem Andachtsraum eine weitere Dimension hinzu.

Durch Christian Boltanski hat das Weltkulturerbe einen stillen Zugewinn, den jeder Besucher für sich anders ausloten kann.

Der Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter ist eine Dauerinstallation, die Spinde sind bis 31. August 2019 zu sehen. Mehr Informationen erfahren Sie auch auf der Internetseite der Völklinger Hütte zu sehen.

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