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Geschichtsphilosophie
22.11.2011

Europa, wo bleiben deine Träumer?

Der Philosoph Navid Kermani.
Foto: dpa

Gegen die Verengung des Blickwinkels aufs rein Ökonomische beschwört der Philosoph Navid Kermani die Idee geistiger Gemeinsamkeit.

Navid Kermani setzt sich gern zwischen alle Stühle. Der Kölner Philosoph und Orientalist, dessen Familie aus dem Iran stammt, geht in seinen Schriften mit dem Westen ebenso streng ins Gericht wie mit dem Orient, mit dem Christentum ebenso wie mit dem Islam. Er nimmt die klassische Rolle des Intellektuellen ein, der aus kritischer Distanz auf die Zeitläufe blickt. Jetzt aber ergreift Kermani leidenschaftlich Partei – für Europa, über dessen Krise ja derzeit allenthalben lamentiert wird.

Doch auch da stemmt sich der 44-Jährige gegen den diskursiven Mainstream, der als Hauptproblem der Europäischen Union deren aktuelle Finanzprobleme ausmacht. Europa habe keine Schuldenkrise, sagte Kermani bei einem Vortrag in der Augsburger Reihe „Reden zu Vielfalt und Frieden“, vielmehr seien die Schulden Ausdruck und Folge einer politischen Krise. Wenn man die Gemeinschaft so „nachlässig, nachrangig, teilweise geradezu verächtlich“ behandle, wie es heutige Staatschefs seit Jahren täten, dürfe man sich über den Niedergang nicht wundern. Ein Satz wie der von Bundeskanzlerin Angela Merkel, „Wenn der Euro fällt, dann fällt Europa“, ist für Kermani ein Skandal, zeige er doch die Verengung der europäischen Idee aufs rein Ökonomische, auf die Perspektive des eigenen wirtschaftlichen Nutzens.

Da war doch noch was anderes als der Euro

Den Euro sieht Navid Kermani keineswegs als das Fundament von Europa. „War da nicht mal mehr?“ Ja, durchaus: Da war ein geschichtsphilosophisches Projekt, da waren Visionen und Träume von Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit. Kermani schlägt den Bogen von Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“, die 1795 ein verbindliches Völkerrecht forderte, über Friedrich Schlegel und Heinrich Heine bis zu den Literaten des 20. Jahrhunderts wie den Brüdern Mann, Walter Benjamin, Alfred Döblin oder Stefan Zweig.

Sie alle wandten sich gegen den Nationalismus in ihren Ländern, gegen eine herrschende Idee von einheitlicher Abstammung, Sprache und Kultur, setzten vielmehr die Idee einer multiethnischen Gemeinsamkeit des Denkens und Handelns. „Europa ist ein Modus, um Unterschiede politisch zu entschärfen, anders als der Nationalstaat“, sagt Kermani. All diese Vordenker des heutigen Europa wurden zu ihrer Zeit als naive Träumer verspottet. Aber, so sagt der Denker Kermani mit Befriedigung, „die Träumer behielten recht“.

Krieg als Geburtshelfer

Freilich konnte die Idee eines geeinten Europas erst nach zwei katastrophalen nationalistischen Weltkriegen Wirklichkeit werden. Den Krieg als Geburtshelfer der europäischen Idee von Frieden und Gerechtigkeit will Kermani gewiss nicht heraufbeschwören, aber er sieht doch genügend Anlässe, an den alten Traum zu erinnern – die faktisch nicht vorhandene europäische Außenpolitik, der Flüchtlingsschutz der EU, der zu einem „Schutz vor den Flüchtlingen“ verkommen sei, die Menschenrechte, „die man heute eher gegen Europa verteidigen muss“.

Die idealistische Konzeption eines geeinten Kontinents, die auf der Aufklärung und der Französischen Revolution gründet, brauche wieder starke Fürsprecher und nicht nur Sonntagsredner, findet Kermani. Die Träumer müssten ihre Stimme erheben.

Doch die Intellektuellen, die sich nicht nur für Schuldenschnitt und Euro-Stabilisierung, sondern auch für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit starkmachen, findet der Deutsch-Iraner kaum noch in der Mitte Europas, sondern eher am Rande, wo auch er selbst sich verortet. Wer, wie er als Kind von Migranten, die Erfahrung von Diktatur und Unfreiheit im Bewusstsein habe, wisse die europäische Demokratie besonders zu schätzen. Und so einer reagiert dann, wie Kermani, auch besonders allergisch, wenn Politiker und Bürger angesichts der Schuldenkrise in den nationalistischen Reflex verfallen und fragen: Wieso sollen wir denn für die anderen zahlen?

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