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Skandalkünstler in München
15.11.2018

Jonathan Meese: Ganz ruhig, der will doch nur spielen

Nichts ohne meine Mutter: Jonathan und Brigitte Meese in der Ausstellung „Die Irrfahrten des Meese“ in der Münchner Pinakothek der Moderne
Foto: Lino Mirgeler, dpa (Archiv)

Eine konzentrierte Überblicksschau in der Münchner Pinakothek der Moderne zeigt den Berliner Provokateur Jonathan Meese von seiner besten Seite.

Kusshände fliegen durch die Luft. Und alle paar Meter gibt’s eine innige Umarmung. Ob Bekannte oder Kurator, Sammlerin oder Fotograf, ist völlig egal. Selbst der Museumsdirektor wird so kräftig geherzt, dass Frisur und Fliege ins Rotieren geraten. Jonathan Meese hat sie halt alle lieb, ganz demokratisch und mindestens so sehr wie Guildo Horn in seinem Beitrag zum Eurovision Song Contest vor 20 Jahren.

Aber man darf diesen Auftritt ruhig ernst nehmen. Meese freut sich wie ein Honigkuchenpferd oder besser: wie der kleine Jonathan vor einem Berg von Stofftier-Geschenken. Darüber, dass er in der Münchner Pinakothek der Moderne eine so prägnante Überblicksschau erhalten hat. Und das ganz ungeniert, ohne jeden Anflug dieser künstlich gefrosteten Rührung, wie sie viele seiner Kollegen vor sich herschieben. Der Mann ist ein Entertainer, gar keine Frage, und eine unfassbare Quasselstrippe – sofern der sonst überaus höfliche Sammlungsleiter Berhart Schwenk nicht einschreitet.

Der Hitlergruß lenkt nur ab von der Kunst

Andernfalls wird es auch schnell etwas lauter, besonders, wenn schreibende Multiplikatoren um Meese stehen, und sowieso, wenn er wieder Kurs nimmt auf sein Dauerthema: die Diktatur der Kunst. Die müsse endlich Staatsziel werden, und überhaupt sollten alle Politiker abtreten. Nur so gehe es in die Zukunft, und er, Meese möchte, dass Deutschland ein Gesamtkunstwerk wird… Man kennt das zur Genüge, und manches hat im hochgeschraubten Kunstbetrieb mit seiner krampfigen Suche nach korrekten Phrasen nach wie vor etwas herrlich Erfrischendes, ja Ehrliches. Man muss auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, der Spieltrieb hat Vorfahrt, immer und überall.

Bedauerlich nur, dass Meeses Hang zur performativen Predigt und die ganzen Aufregungen drumherum – man denke an die Gerichtsverfahren um den Hitlergruß, der qua Kunst dekontaminiert werden sollte – allzu sehr von einem immens kraftvollen bildnerischen Werk ablenken. Insofern ist die Münchner Schau mit Arbeiten der letzten 25 Jahre auch ein Korrektiv, gerade in ihrer Konzentration auf einen einzigen minutiös gestalteten Saal.

Zwischen Winnetou und Emma Peel

Neben Zeichnungen, Fotocollagen und Skulpturalem dominieren zunächst die großen Malereien wie „Dorian Gray’s Tierbaby“ (2007) aus der Sammlung Goetz oder „Erzballettschule Saloon Fitty“ (2009) aus Meeses eigenem Besitz – wie so vieles in diesen musealen „vier Wänden“ in Etagenwohnungsgröße. Das passt gut zu einem, der auszog, zu Hause zu bleiben. Meeses Kosmos sitzt zwischen Buchdeckeln und in Heften, auf Kassetten und in Filmen: Ben Hur und Mobby Dick, Winnetou und Emma Peel, Hagen von Tronje oder die Teenie-Detektivbande TKKG sind seine Helden.

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Die „totale Schönheit“ Scarlett Johansson muss auch noch in eine Ecke, vis-à-vis von Unterhosen und allerlei Girlanden, Klecksen, Krakelwesen und dem omnipräsenten Eisernen Kreuz. Alles strudelt hier zusammen in diesen „Irrfahrten des Meese“. So lautet der Ausstellungstitel, der ihm nach einem Fernsehabend mit Kirk Douglas als Odysseus in den Sinn schoss. High und Low sind ganz nah beieinander, wie im normalen Leben, man sollte sich da nicht täuschen.

Mitten in einem Durcheinander von Assoziationen

Das funktioniert beim Betrachten aus der Ferne – man darf sich ruhig an scheinbar überholte Kriterien wie die Komposition halten –, aber auch im Detail, in dem man sich augenblicklich verliert. Zumindest, wenn man dieses Durcheinander an Assoziationen zulässt oder wenn man wie der 48-jährige Rundumkünstler ein Faible fürs Spielerische pflegt – bis hin zum Abgedrehten, Skurrilen, Absurden.

Es gibt lediglich eine einzige Flimmerkiste mit einer sehr frühen Performance aus Akademietagen, und das ist gut so. Der Ton kommt über Kopfhörer, man kann sich also tatsächlich auf die Bildnerei konzentrieren und stellenweise einen nachdenklichen, fast stillen Jonathan Meese entdecken, der zwischen allerlei martialischen Insignien auch die zarten Strukturen und Wesen nicht vergisst. Das Tierbaby („Das Geheimwasser des William Bligh“) mit seinen fiesen Mondsichel-Augen ist genau besehen fragil und verletzlich, das Böse meistens ambivalent. Und sei es nur durch rotzfreche Wortfetzen.

Das Kinderzimmer ist allgegenwärtig: in seiner unverbrauchten Fantasie wie im naiven Welterkunden, in seiner unbekümmerten Brutalität und einer verträumten Anarchie. Das hat selbst im Banalen und Albernen Charme – ob einem Meeses erstaunlich planvolles Chaos nun zusagt oder nicht. Und ob man dem „Kunstbengel“ mit den tastenden Katzenschnurrhaaren folgen will oder nicht. „Kunst ist de(r) Chef“ (2018) steht auf einem Selbstporträt in sanften Orange- und Rottönen. Meese kann eben auch anders. Sofern die Rede nicht gerade auf Bayreuth fällt, wo er so gerne Wagners „Parsifal“ in Szene gesetzt hätte und dann doch gefeuert wurde. Wie auf Knopfdruck ist er auf der Palme und wettert nach allen Regeln der Kunst. Die alte Wunde blutet, und wie. Nur Bussis verteilen wäre aber auch ein bisschen langweilig.

Jonathan Meese: „Die Irrfahrten des Meese“ bis 3. März in der Pinakothek der Moderne, München, Barerstr. 40, Di. bis So. von 10 bis 18 Uhr, Do. bis 20 Uhr. Taschenbuch zur Ausstellung (Walther König) mit einem Glossar des Künstlers, 12,80 Euro im Museum

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