Gedächtnisweltmeisterin gibt Lerntipps für Jung und Alt
Wie ein Zimmer beim Lernen helfen kann und wie man sich Zahlen einfacher merkt, das verrät Gedächtnistrainerin und Profi-Merkerin Christiane Stenger hier.
Hinweis: Die Lerntipps sind heute auf der Kinderseite Capito erschienen und stehen unter anderem auch in der digitalen Capito-Kompaktausgabe zum Schulanfang, die wir unseren Lesern heute aufgrund der großen Nachfrage noch einmal kostenlos unter augsburger-allgemeine.de/capitokompakt zur Verfügung stellen. Diese Sonderausgabe zum Schulanfang ist auch über die ePaper-App unserer Zeitung abrufbar.
Gedächtnisweltmeisterin Christiane Stenger weiß aus ihrer eigenen Schulzeit, dass einem Lernen nicht immer einfach fällt. Damit du mehr Spaß und Erfolg beim Merken hast, gibt sie dir diese Tipps:
1. Tipp Teste für dich aus, wie du am besten lernen kannst: Zum Beispiel, ob du dir Dinge besser merken kannst, wenn du sie aufschreibst, wenn du sie liest, wenn du sie hörst, oder wenn du etwas mit ihnen machst.
2. Tipp Bau dir beim Lernen Bilder und verbinde diese zu verrückten Geschichten. Damit das schnell funktioniert, kannst du das auch immer wieder zwischendurch üben, indem du dir lustige Begriffe ausdenkst und dir dazu eine abgefahrene Geschichte bildest. Auto und Haarshampoo zum Beispiel. Erwachsene merken sich vermutlich, dass sie mit dem Auto zum Haarshampookaufen fahren. Kinder kommen auf viel fantasievollere Geschichten: Zum Beispiel, dass ein Auto mit Haarshampoo betankt wird und aus dem Auspuff Seifenblasen kommen. Oder: Dass ein Auto aus Haarshampooflaschen besteht. Das trainiert die Fantasie, die Kreativität und macht auch noch Spaß.
3. Tipp Für Diktate eignet sich folgender Trick: Vergisst du zum Beispiel immer, dass man Fahne mit H schreibt? Dann denk dir ein Tier mit H aus: etwa einen Hasen. Und dieser Hase trägt eine Fahne. Solche lustigen Bilder und Geschichten speichert das Gehirn besser ab.
4. Tipp Kannst du dir den Unterschied zwischen einem Tiger und einem Leoparden nicht merken? Der Leopard hat Kreise auf dem Fell - die an ein O in Leopard erinnern. Der Tiger hat Streifen, die wie ein I aus Tiger aussehen. Schau dir die Form von Buchstaben an, auch das kann dir beim Eselsbrückenbauen helfen.
5. Tipp Um sich verschiedene Begriffe in der richtigen Reihenfolge merken zu können, eignet sich die Routentechnik. Dazu baust du dir in Gedanken eine Route – zum Beispiel durch dein Kinderzimmer: Zimmertür, Bett, Schrank, Schreibtischstuhl, Schreibtisch ... Sollst du dir nun Begriffe wie Ball, Füller, Teddy, Taschentuch, Schere merken, gehst du im Kopf die Route ab, legst an jeder Stelle einen der Begriffe ab und denkst dir dazu eine Minigeschichte aus. Beispiel: „Ein Ball kommt durch deine Zimmertür geflogen und platzt auf deinem Bett, weil dort der offene Füller lag. Sofort stürmt Teddy aus dem Schrank, springt auf den Schreibtischstuhl und zückt ein Taschentuch, in das er dann auf dem Schreibtisch mit der Schere ein lustiges Muster schneidet.“ Du kannst dir auch eine Route durch die ganze Wohnung oder deine Schule legen. Je mehr Routenpunkte du hast, desto mehr Begriffe kannst du dir merken. Die Welt ist voller Routenpunkte. Ich habe mittlerweile eine Route mit 5000 Punkten erarbeitet. Dazu habe ich auch Freunde gebeten, mir deren Wohnungen anschauen zu dürfen.
6. Tipp Hast du Probleme, dir Jahreszahlen zu merken? Dann wende mal die Zahlentechnik an. Dazu denkst du dir Bilder für die Ziffern von 0 bis 9 aus, die an die Form der Zahl oder einen Gegenstand erinnern. 0 = Ei, 1 = Baum, 2 = Schwan, 3 = Dreirad, 4 = Schaf (Vierbeiner), 5 = Hand, 6 = Würfel, 7 = sieben Zwerge, 8 = Achterbahn, 9 = Luftballon mit Schnur. Willst du dir nun etwa merken, dass Kolumbus 1492 Amerika entdeckt hat, baust du aus den Zahlenbildern eine Geschichte: Kolumbus sitzt auf einem Baum (1), beobachtet ein Schaf (4), das einen Luftballon (9) an einen Schwan (2) bindet.
7. Tipp Wenn du lernst und dich stark konzentrierst, ist es auch wichtig, dass du deinem Gehirn auch mal nach fünf oder zehn Minuten eine kurze Pause gönnst.
8. Tipp Jonglieren hilft beim Lernen. Dabei verwendest du beide Hände und somit sind beide Gehirnhälften im Einsatz und bilden neue Verknüpfungen. Denn die linke Hand wird von der rechten Gehirnhälfte gesteuert und die rechte Hand von der linken Hirnhälfte. Ebenfalls eine gute Entspannungsübung fürs Gehirn: Male mit den Händen eine liegende Acht in die Luft. Oder: Forme mit der linken Hand ein Peace-Zeichen und gleichzeitig mit der rechten Hand eine Faust mit abgespreizten Ringfinger und Daumen (Telefonhörer). Und dann formst du mit rechts ein Peace-Zeichen und mit links den Telefonhörer und wieder andersherum.
Info: Noch mehr Tipps und Tricks zum Thema Gedächtnistraining findest du in dem Buch „Das Gummibärchen im Spinat“ (Campus, 14,95 Euro). Christiane Stenger hat sie in spannende Detektivgeschichten verpackt.
Die Diskussion ist geschlossen.