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Schriftsteller
14.12.2018

Großer Melancholiker: Autor Wilhelm Genazino (75) ist tot

Wilhelm Genazino (22. Januar 1943 - 12. Dezember 2018). 
Foto: Arne Dedert, dpa

In seinen Romanen bot Schriftsteller Wilhelm Genazino Leseglück in glücksfernen Zeiten. Nun ist der Büchnerpreisträger im Alter von 75 Jahren in Frankfurt gestorben.

Er verstand etwas von Melancholie. Sie war ihm schon als Kind „eine Art und Weise geworden, die Welt zu betrachten, ohne von ihr begeistert zu sein.“ Wilhelm Genazino, der am liebsten Schwarz trug, schwarzer Anzug, schwarzes Hemd, hat der Literatur einen sehr eigenen Typus des Großstadtmenschen geschenkt.

Intelligente Streuner, zaudernde Akrobaten im Wartesaal des Lebens, Anti-Helden, deren Scheitern auf höchstem Reflexionsniveau immer auch etwas Sanftes, Versponnenes, Widerspenstiges, ja Heiteres hat: Genazinos männliche Protagonisten, meist Akademiker, leben ein Verlegenheitsleben in Gelegenheitsjobs, verstrickt in Beziehungsprobleme. Sie streuen Sand ins Getriebe von Erfolg, Logik und Zielstrebigkeit und haben „kein Talent zu einem sogenannten normalen Leben“, wie es in „Wenn wir Tiere wären“ heißt. Diesen Figuren beim Problematisieren, Verwahrlosen und beredten Ausharren beiwohnen zu können, ist ein schmerzhaftes Vergnügen für den Leser. Unerschöpflich schien Wilhelm Genazinos Schaffenskraft, wenn es darum ging, brotlose Königswege des unvollendeten Lebens aufzuzeichnen.

Wilhelm Genazino zog die Schreibmaschine dem Computer vor

Der Lebensraum der Genazino-Romanfiguren war der Lebens- und Erfahrungsraum des Autors: Frankfurt am Main, die Stadt, in der der 1943 in Mannheim geborene Genazino seit Jahrzehnten lebte und schrieb. Sätze schrieb, die so nur Genazino schreiben konnte. Sätze wie „Die Gründe fürs Schweigen vermehren sich rasend“, „Ich wollte nicht der Mensch sein, der ich war“ oder „Mein Hauptanliegen war die allgemeine Lebensersparnis.“ Genazino schrieb seine Bücher auf der Schreibmaschine. Mit Computern konnte er nichts anfangen. Dem Zeitgeist begegnete er mit seinem gedehnten Blick der begründeten Melancholie. „Es bedarf heute einer gediegenen, fast schon wehrhaften Melancholie, um den Übergriffen der Unterhaltungsindustrie standzuhalten“, schrieb der vielfach ausgezeichnete Genazino. Unter anderem, bezeichnend, erhielt er 2013 auch den Kassler Literaturpreis für grotesken Humor.

Wilhelm Genazino war ein meisterhafter Beobachter des Alltags. Details wie eine Hose, die an einem Bügel auf dem Balkon verwittert, eine schlafende Ente, die auf einem Bein steht, ein Kind, das aus einem Kinderwagen schaut, verwandelte der Schriftsteller in wundervolle Schlüsselmomente von Literatur. „Wenn man lange genug irgendwo hinschaut, verschwindet das Banale“, sagte er einmal in einem Interview mit unserer Redaktion. „Die Dinge haben immer Bedeutung, sie sammeln wie eine Batterie eigenen Lebensstoff an.“

Genazino war ein Stadtgänger, ein Flaneur, der Beobachtungen sammelte und auf Zetteln notierte, die er immer bei sich trug und dann in seinem Werktagebuch abheftete. Dort, in Dutzenden Leitzordnern, die der Autor erst kürzlich als Vorlass an das Marbacher Literaturarchiv übergab, sammelte sich das Rohmaterial für seine Romane, die selten über 200 Seiten dick wurden und sehr eigene, eben Genazino-typische Titel tragen. „Die Obdachlosigkeit der Fische“, „Die Liebesblödigkeit“, „Das Glück in glücksfernen Zeiten“, „Bei Regen im Saal“, und zuletzt, erschienen im Frühjahr 2018, „Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze“. 2017, auf einer Literaturveranstaltung unserer Redaktion in der Augsburger Stadtbücherei, sagte der 74-Jährige, er habe „großes Vergnügen, Titel zu machen. Ich habe weit mehr Titel als Romane.“

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Wilhelm Genazino (75) starb nach kurzer, schwerer Krankheit

Dabei ist das Werk Genazinos, der zunächst als Journalist unter anderem für Pardon gearbeitet hatte, umfangreich. Über seinen 1965 erschienen Erstling „Laslinstraße“ mochte er nicht mehr sprechen. Die „Abschaffel“-Trilogie, in der er Ende der 1970er Jahre ein Angestelltenleben ausleuchtete, machte ihn bekannt. In „Die Liebe zur Einfalt“ schrieb er berührend über seine Eltern. Verlässlich im Zweijahrestakt veröffentlichte der 2004 mit dem Büchner-Preis, ausgezeichnete Genazino neue Bücher für eine immer größere Lesegemeinde. Mit den Romanen „Ein Regenschirm für diesen Tag“ (2001) und „Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman“ (2003) war Genazino auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Neben Romanen verfasste der Frankfurter Flaneur auch viele Essays, er glänzte als Bildbetrachter, schrieb über Melancholie, Komik und Poesie; auch Theaterstücke und Hörspiele gibt es aus seiner Feder.

In Augsburg sagte Wilhelm Genazino vergangenes Jahr: „Ein Roman ist ein dem Leben ähnlicher Vorgang. Ein Schriftsteller lebt, weil er schreibt.“ Am Mittwoch ist Wilhelm Genazino, der eine Tochter hinterlässt, nach kurzer Krankheit 75-jährig in Frankfurt gestorben, wie sein Verlag Hanser mitteilte. Auch wenn er nicht mehr schreiben wird: Sein Werk lebt weiter.

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