Gustav Klimt: Ein Spaziergang auf den Spuren des Malers
Gustav Klimt würde heute seinen 150. Geburtstag feiern. Nicht nur Wien feiert mit dem berühmten Maler. Auch Google widmet Klimt ein eigenes Doodle.
„Der Kuss“ von Gustav Klimt gilt in diesem Jubiläumsjahr der ganzen Welt. Zum 150. Geburtstag des Malers ziert er die Plakatwände und Litfaßsäulen Wiens - und die Startseite der Internet-Suchmaschine Google.
Die Suche nach dem Original führt von der Innenstadt Wiens durch kunstvoll angelegte Blumenbeete hinauf in Prinz Eugens Oberes Belvedere mit seiner prächtig verspielten Barock-Fassade. Drinnen nimmt die Jugendstil-Sammlung von Gustav Klimt die Besucher gefangen. Und mittendrin, umgeben von einer Traube detailverliebter Kunstbetrachter, in voller Größe und Schönheit: „Der Kuss“. Unzählige Male auf Abbildungen dargestellt und – als das heute wohl berühmteste Bild eines Liebespaares – längst zur Ikone geworden.
Dabei hat Gustav Klimt nicht ein Paar gemalt wie Romeo und Julia, in jugendlich-ekstatischer Leidenschaft. Auf diesem Bild geht es fast verhalten zu. Ist doch in dem vom Künstler festgehaltenen Augenblick eher eine Umarmung erkennbar, bei der die Angebetete mit geschlossenen Augen ihren Kopf erwartungsvoll nach hinten beugt, während ihr Geliebter seinen Mund langsam ihren roten Lippen nähert. Sind dies, so fragt sich jeder mit dem Klatsch der damaligen Zeit Vertraute, am Ende nicht gar Gustav Klimt und seine Geliebte Emilie Flöge selbst? Eine Meinung, die sich immer stärker durchsetzt und auch der Innigkeit gerecht wird, mit der sich der Künstler seiner Muse nähert.
Zu freizügig, urteilten die prüden Zeitgenossen über Klimts Werk
Auch wenn die Wiener ihren wichtigsten Künstler heute über alle Maßen schätzen und verehren – Klimts Zeitgenossen lagen Klimt keineswegs zu Füßen: „Zu nackt, zu freizügig, zu erotisch!“, lautete das Verdikt der prüden bürgerlichen Szene für Klimt und seine Kollegen. Doch die pfiffen auf die Vorhaltungen der Mehrheit ihrer Landsleute und suchten selbstbewusst einen Neuanfang.
Schnell gründeten sie mit der „Wiener Secession“ unmittelbar am Publikumsmagneten „Nasch-Markt“ ein Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst. Es sollte, wie jeder an der Fassade noch heute nachlesen kann, dem Ziel dienen, Architektur und Skulptur, Malerei, Grafik und Dekor miteinander zu vereinen, wie es im Wien jener Jahre nur in Ansätzen üblich war. In der Tat ein entschlossener Aufbruch in die Moderne, architektonisch gekrönt von einer leuchtend goldenen Kuppel aus dicht ineinander verschlungenen Lorbeerblättern, die schon von weither den immer zahlreicher erscheinenden Besuchern seit mehr als hundert Jahren den Weg weist.
In diesem „Tempel der Kunst“ ist Klimts Beethovenfries, eines seiner Hauptwerke, zu sehen. Im Jubiläumsjahr kommt man ihm von einem hohen Podest aus so nah wie sonst nie. Als 34 Meter lange Wandmalerei hat er die 9. Sinfonie Ludwig van Beethovens zum Thema und stellt mit dem abschließenden Kuss an die ganze Welt den Eros als geheimnisvollen Kern des menschlichen Lebens dar.
Frauen zählten für Gustav Klimt zu seinen größten Leidenschaften
Für den Lebemann Gustav Klimt zählten Frauen zeitlebens zu seinen größten Leidenschaften. Um die Modelle seiner Frauenporträts ranken sich in Wien bis heute zahlreiche Geschichten und Geschichtchen. Bis hin zu Gerüchten um intime Beziehungen, die zuweilen nicht folgenlos blieben. Drei Kinder hat der unverheiratete Maler zu Lebzeiten als seine eigenen anerkannt. Einige weitere machten nach seinem Tod Ansprüche geltend. Ein heikles Kapitel in der erfolgreichen Künstlerbiografie und eine wahre Fundgrube für die damalige, an solchen Skandalen interessierte Wiener Regenbogen-Presse.
Wie sehr Klimt tatsächlich besessen war von der Welt der Weiblichkeit, zeigen seine in der Albertina ausgestellten Zeichnungen. Kaum hat der Besucher die hohe steinerne Eingangstreppe hinter sich gelassen, geht eine berauschende Sinnlichkeit aus von einfühlsamen Aktstudien, in denen zugleich die Vielschichtigkeit von Klimts zeichnerischem Schaffen zum Ausdruck kommt: in sensiblen Figurenstudien, monumentalen Werkzeichnungen und ausdrucksstarken Allegorien.
Gustav Klimt: Von Wien zum 150. Geburtstag gefeiert
Wien wäre nicht Wien, wenn es nicht um das Klimt-Jubiläum eine Fülle weiterer Attraktionen zu bieten hätte: auf den Bühnen der Stadt wie der Staatsoper, dem Ronacher und der Volksoper, alle fast täglich ausverkauft, sei es mit der „Madame Butterfly“, dem Musical „Sister Act“ und der „Fledermaus“. Oder in den vielen anderen Museen wie dem Naturhistorischen Museum oder dem Dritte-Mann-Museum mit der Original-Zither. Und nicht zuletzt dem Museum für Volkskunde, in dem sich auch die Textilmustersammlung der Modeschöpferin Emilie Flöge befindet, die als Geliebte und Muse Gustav Klimts ihren eigenen Beruf stets beibehielt.
Und auch Google feiert Gustav Klimt heute - mit einem eigenen Doodle.
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