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Guantanamo-Tagebuch
23.01.2015

Häftling 760 beschreibt seine Hölle

Als erster Gefangener des umstrittenen Lagers hat Mohamedou O. Slahi einen Bericht über die Hölle im US-Gefängnis Guantanamo veröffentlicht.
2 Bilder
Als erster Gefangener des umstrittenen Lagers hat Mohamedou O. Slahi einen Bericht über die Hölle im US-Gefängnis Guantanamo veröffentlicht.
Foto: Shane T. McCoy/US Navy/Archiv (dpa)

Mohamedou O. Slahi hat als erster Gefangener einen brisanten Report über das umstrittene Lager Guantanamo Bay veröffentlicht. Zehn Jahre nach der Niederschrift erscheint es nun.

Die Weltmacht foltert nicht. Davon war Mohamedou Olud Slahi ausgegangen. Das glaubte er auch noch, als er von den Amerikandern aus seinem Heimatland Mauretanien über Jordanien nach Afghanistan entführt worden war. Dass er sich geirrt hatte, spürte er bald am eigenen Leib im Gefangenen-Camp Guantanamo. Kälte-Kammern, sexuelle Belästigung, Schlafentzug, Dauerverhöre oder Dauerlärm – davon erzählt der seit 13 Jahren zu unrecht eingesperrte US-Gefangene in seinem „Guantanamo-Tagebuch“, das nun zehn Jahre nach der Niederschrift auf Deutsch erschienen ist. Und der Gefangene 760 erzählt sachlich, ohne Groll die Geschichte, wie die US-Behörden aus einem Vorzeigemigranten einen Vorzeigeterroristen machen wollten. Das Buch ist ein erschütterndes Zeitdokument und so brisant, dass die US-Regierung die Veröffentlichung verhindern wollte.

Guantanamo-Häftling berichtet über schreckliche Folter im US-Gefängnis

„Die Zelle – oder besser gesagt die Box – wurde bis zu einer Temperatur heruntergekühlt, dass ich praktisch die ganze Zeit vor Kälte zitterte. Ich durfte kein Tageslicht sehen, ganz gelegentlich wurde mir ein Hofgang zugestanden, allerdings nachts, damit ich nicht in Kontakt mit anderen Häftlingen kam. Ich lebte buchstäblich in Angst und Schrecken. Siebzig Tage lang wurde mir der Genuss des Schlafs vorenthalten.“

1970 in Mauretanien geboren, kommt Slahi 1988 durch ein Stipendium nach Deutschland, wo er Elektrotechnik in Duisburg studiert. Der hochintelligente Mann, der vier Sprachen spricht und angeblich den Koran auswendig kennt, ist die große Hoffnung seiner Familie auf wirtschaftlichen Wohlstand und seit dem Tod seines Vaters das Familienoberhaupt. Anfang der 1990er Jahre schließt er sich der Al Quaida an, um während zweier Kurzaufenthalte in Afghanistan gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Zu dieser Zeit unterstützten die USA die Al Quaida und andere Gegner der UdSSR mit Waffen.

Slahi beendet sein Studium in Deutschland, arbeitet als Ingenieur und zieht im Jahr 2000 kurz nach Kanada, um mehr Geld zu verdienen. Dort gerät er ins Visier der amerikanischen und kanadischen Behörden. Nachdem sie sein Zimmer verwanzt haben, will er 2000 wieder nach Mauretanien ziehen. Bei der Einreise in den Senegal, verhaften ihn die Behörden im Auftrag der USA. Er wird verdächtigt, einen Anschlag auf den Flughafen von Los Angeles geplant zu haben. Als die Ermittler keine Anhaltspunkte für seine Beteiligung finden, bringen sie ihn nach Mauretanien.

Erster Guantanamo-Häftling veröffentlicht brisanten Report

Dann kommt der 11. September 2001 und Slahis Leben verändert sich schlagartig. Am 20. November wird er zu einer Vernehmung aufs Polizeirevier geladen – an diesem Tag sieht er seine Mutter zum letzten Mal. Seine Gefängnis-Odyssee beginnt: Jordanien, Afghanistan, Kuba. Endstation am 4. August 2002: Guantanamo. Seine Familie vermutet ihn zu diesem Zeitpunkt noch im Gefängnis von Nouakchott in Mauretanien. Einen Anwalt hat er nicht zu Gesicht bekommen. Vorm Internationalen Roten Kreuz wird er versteckt.

Die Anzahl der Verhöre kann Slahi bei seiner Ankunft im Gefangenen-Campt auf Kuba fast schon nicht mehr zählen. Die der Beschimpfungen ebenfalls nicht. Weitere Vernehmungen und Demütigungen folgen. Er beteuert immer wieder seine Unschuld, die FBI-Agenten verlangen, dass er kooperiert und gesteht. Er fragt, weshalb er festgehalten wird. Er bekommt keine Antwort.

Im Jahr 2003 übernimmt das Militär die Verhöre. Was Slahi zu dem Zeitpunkt nicht weiß: Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat für ihn, Guantanamos „Kriminellen Nummer Eins“, den „Sondervernehmungs-Plan“ unterschrieben. Was Slahi ab dem Zeitpunkt spürt: körperliche und seelische Folter.

„Kaum war ich aufgestanden, zogen die beiden (Namen zensiert) ihre Blusen aus und fingen an, alle möglichen zotigen und dreckigen Sprüche von sich zu geben. Das machte mir zunächst nicht so viel aus. Was mich wirklich verletzte, war, dass sie mich dazu zwangen, in absolut entwürdigender Art und Weise bei einem Dreier mitzumachen.“

USA versuchte Veröffentlichung des "Guantanamo-Tagebuchs" zu verhindern

Um seine Ruhe zu haben, legt Slahi falsche Geständnisse ab, die seinen Peinigern aber gefallen. Er gesteht, einen Angriff auf den CN-Tower in Toronto geplant zu haben, obwohl er das Gebäude überhaupt nicht kennt. 2005 stellt Slahi einen Antrag auf Haftüberprüfung und schreibt in ein paar Monaten seine Erlebnisse handschriftlich nieder. 466 Seiten, 122000 Wörter auf Englisch – die Grundlage dieses Buches.

Die besondere Brisanz: Die USA versuchten, die Veröffentlichung zu verhindern. Sechs Jahre lang zogen Slahis Anwälte vor Gerichte – am Ende mit Erfolg. Zum ersten Mal berichtet nun ein Gefangener über die Hölle von Guantanamo. Die US-Regierung ließ einige Passagen schwärzen. Dennoch wird deutlich, welch menschenverachtende Szenen ihm widerfahren sind – und ihm womöglich noch widerfahren. Obwohl ein US-Richter im Jahr 2009 die Freilassung des 44-Jährigen anordnete, befindet sich Slahi noch immer in Guantanamo. Die Obama-Regierung, die das Guantanamo-Lager schließen wollte, hat Berufung gegen den Richterspruch eingelegt.

Larry Siems, Herausgeber des Guantanamo-Tagebuchs, hat den Autor nie getroffen. Er musste das Buch ohne Rücksprache mit Slahi lektorieren. Siems fügte Fußnoten ein, in denen er Schwärzungen deutet oder auf Verhörprotokolle verweist, die sich mit Slahis Aussagen decken. Im Vorwort kündigte er bereits an: Sollte der Gefangene 760 eines Tages frei kommen, wird „Das Guantanamo Tagebuch“ ungeschwärzt erscheinen. Mit allen Details aus der Haft-Hölle.

„Sie, liebe Leser, werden nie das Ausmaß an körperlicher und vor allem seelischer Qual ermessen können, das Menschen in meiner Situation aushalten mussten, egal wie sehr Sie sich anstrengen, sich in eine andere Person hineinzuversetzen.“

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