Happy Birthday, Ringo Starr! Der Schlagzeuger der Beatles wird 75
Ringo Starr wird 75. Noch immer hebt der Schlagzeuger der Beatles nach jedem Konzert zwei Finger. Dahinter versteckt sich eine Botschaft.
Durchschnaufen: Wenn Richard Starkey alias Ringo Starr nach jedem Konzert zwei Finger hebt, um damit seinem Wunsch nach „Frieden und Liebe“ Ausdruck zu verleihen, hat das etwas Rührendes. Auch wenn es für Fans hochkarätiger Popmusik eher peinlich wirkt. Ringo macht das allerdings nicht nur heute zu seinem 75. Geburtstag, sondern jedes Jahr. Wobei die „Peace and Love“-Botschaft bei dem ehemaligen Beatles-Schlagzeuger recht naiv wirkt. Es waren doch der 1980 erschossene John Lennon und seine Frau Yoko, die die Friedenssehnsucht weltweit zum Ausdruck brachten, und nicht Ringos Lieder.
Zum runden Geburtstag soll um 12 Uhr mittags jeweiliger Ortszeit sich jedermann aufstellen und „Peace and Love“ fordern. Aber ob der Schlosser oder Straßenkehrer in Liverpool dafür Zeit hat?
Ringo Starr lernte Paul McCartney in Hamburg kennen
So kann man als Ringo Starr freiwillig und langfristig in eine Ecke abgedrängt werden, in der das Arbeiterkind aus besagtem Liverpool eigentlich nichts zu suchen hat. Denn er war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt. Paul McCartney erkannte das, als er Ringo in Hamburg 1962 kennenlernte, der da noch bei Rory and the Hurricanes den Takt angab.
Für die Beatles war er ideal: akkurat bei den Einsätzen, mit Gefühl für Timing, zudem kein von Ehrgeiz zerfressener Musiker. Für die Egos waren John Lennon und Paul McCartney zuständig, die neben dem Gitarristen George Harrison halt noch einen brauchten, der funktioniert. So einen wie Ringo, dessen Spitzname an Westernhelden erinnerte, die in ihrem Pferdesattel kultmäßig daherkamen. Ringo funktionierte nicht im Sattel, aber auf dem Drummer-Hocker. Schon auf den frühen Schwarz-Weiß-Bildern ist er ikonografisch als neugieriger Pilzkopf mit der größten Nase erkennbar. In den schrägen Dick-Lester-Filmen „A Hard Day’s Night“ und „Help!“ war der lustige Ringo deshalb gut aufgehoben.
Was Ringo in den Beatles-Song- Kanon einbrachte, das kann sich durchaus hören lassen. Weniger sein nettes „Octopus’s Garden“ als der von ihm gesungene Dauer-Mitgröler „Yellow Submarine“ und sein „With a Little Help from My Friends“. Die Hilfe hätte er auch gebrauchen können, als es Krach gab mit den Beatles und Studio-Diktator Paul McCartney Drum-Passagen des „Weißen Albums“ selbst einspielte.
Ringo Starr: „Die Welt dreht sich weiter, ob mit oder ohne Beatles."
Aber Ringo kehrte für kurze Zeit zurück in das Haifischbecken der wohl zerstrittensten Band der Welt. Und irgendwie wirkten die Komplimente McCartneys für seinen Trommler immer schaler. Die Fans aber liebten ihn, weil er nie dran dachte, sich auf seinem anschließenden Solo-Trip intellektuell zu gebärden. Ein Hit wie „It Don’t Come Easy“, der zu seinem Live-Repertoire zählt, war ein simpler, hitparadentauglicher Gegenentwurf.
Nach dem letzten Countdown der Band setzte der Gelegenheits-Schauspieler auf Hollywood-Glamour und heiratete in zweiter Ehe die Amerikanerin Barbara Bach. Bald war bei beiden eine (erfolgreiche) Alkoholentziehungskur fällig.
Rückblickend sagt Ringo: „Die Welt dreht sich weiter, ob mit oder ohne Beatles. Ich glaube nicht, dass wir sehr wichtig waren für die Welt. Wir haben wunderbare Musik gemacht. Das ist alles. Yeah.“ Seine Anhänger sehen das genauso.
Im Oktober tourt Ringo Starr durch die USA
Yeah, der Schlachtruf, der von Liverpool aus die Welt erobert hat, kommt heute wie von einem anderen Stern. Aus einer Zeit, in der noch nicht eingespeiste Sample-Sounds die Drummer simulierten. Mitte der 1960er Jahre waren Pop- Schlagzeuger richtige Stars. Ging es um junge Frauen, hatten die Rhythmus-Gitarristen das Nachsehen. Ringo stammt aus der Ära, auch der Surftyp Dennis Wilson von den Beach Boys und vor allem Keith Moon von The Who, der es nicht nur wild mit den Trommeln, sondern auch mit den Mädchen und den Gin-Flaschen trieb und schon 1978 die Schlagzeugstöcke endgültig abgeben musste.
Ringo geht, dem Alter zum Trotz, noch immer zur Freude aller Beatles-Süchtigen auf Tour. Im Oktober wird er mit seiner Band durch die USA reisen, 22 Konzerte stehen auf dem Plan. Alter schützt nicht vor Müdigkeit. Und nicht vor dem Fingerzeichen, das Frieden und Liebe fordert.
Sein jüngstes Album war das erinnerungsselige „Postcards from Paradise“. Was auch eine Anspielung ist auf die wunderbaren Ansichtskarten, die über Jahre hinweg die Beatles ihrem Ringo aus aller Welt geschickt haben. Wie schön, dass es noch keine SMS gab.
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