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Begegnung
13.11.2018

„Ich wollte dableiben, wo alle weggehen“

Eine Fahrt über das Land mit Lukas Rietzschel, der einen wichtigen Roman über die Nachwende-Zeit schrieb

Über Nacht war Lukas Rietzschel durch sein Romandebüt „Mit der Faust in die Welt schlagen“ als Talkshow-Gast und bei der Literaturkritik zum „Ost-Versteher“ und Erklärer der „aufgeheizten Bundesrepublik“ geworden. Den Landstrich um Görlitz an der Neiße hatte er sich für sein Buch ausgesucht – um die Geschichte zweier Brüder zu erzählen, die in den Nachwendejahren langsam zu Nazis werden. Und den Landstrich um Görlitz wird er an diesem Vormittag im Auto auch abfahren – und dabei von den Stationen seines Lebenslaufs erzählen. Sein Debüt war der Versuch, „das Abrutschen einer Gesellschaft zu beschreiben und warum man sich von einer Gruppe, dem Staat, seiner Geschichte und seinen Idealen entfernt“ – so erläutert Rietzschel sein Debüt.

Landschaft fliegt vorüber. Rietzschel, Jahrgang 1994, war in Kamenz (Kreis Bautzen) aufgewachsen, einst Lessingstadt, zu DDR-Zeiten Militärstandort mit Flugplatz. Sein Roman beschreibt genau diese Zeit nach dem Ende der DDR, als sich Eltern und Großeltern mit der neuen Zeit arrangieren mussten und die Kinder allein gelassen waren mit einer um sich greifenden Ungewissheit. Es verschwinden Betriebe, Arbeitsplätze, Schulen, Biografien. Die neue Freiheit bringt Orientierungslosigkeit. Es fehlt der Halt.

„Wer mit offenen Augen geschaut hat, hat auch leere, umherschleichende Menschen gesehen. Diese Eindrücke, Geschichten und Erlebnisse haben mich begleitet“, sagt Rietzschel. Zwischenstopp in Demitz-Thumitz. Der Ort ist umringt von Steinbrüchen, in denen Granit abgebaut wird. In der Fachoberschule für Gestaltung bekam das „Arbeiterkind“ Rietzschel seinen ersten Kontakt mit Kunst, Literatur und Kulturgeschichte: „Es gab in einem Atelier Ton, Pinsel, Leinwände, auf denen wir uns nach der Schule austoben konnten.“ Und noch ein wichtiges Ereignis fiel in diese Zeit: der erste Liebeskummer. Vor lauter Schmerz ließ sich Lukas auf einen Rat aus dem Internet ein: Bei abgewiesener Liebe solle man zu Tolstois „Anna Karenina“ greifen. Der nach eigenen Worten damals „ungeübte Leser“ verschlang den „alten Russen“; „Krieg und Frieden“ legte er nach. Dieser Lektüre folgten Romane von Autoren wie John Steinbeck oder Truman Capote. Thomas Manns Buddenbrooks legte er zur Seite: „Was interessiert mich eine adlige Familie mit Geldproblemen? Bei Steinbeck ging es um Arbeiter und Ungerechtigkeit, bei Capote um Alleinsein in der Landschaft. Das war nah dran an mir“. Schließlich begann er selbst, Geschichten zu schreiben.

Der 177er Bus fährt vorbei, mit dem es für Rietzschel früher zur Schule nach Demitz-Thumitz ging. Rietzschel checkt per Handy Nachrichten. 50 Lesungen stehen für ihn bis Mai an, dabei ist sein Buch erst im September beim Ullstein-Verlag erschienen. Auf der Frankfurter Buchmesse versagte nach zwei Tagen seine Stimme, weil er Interviews im Halbstundentakt gab. „Aber jeder Hype sagt über die Hypenden mehr aus als über den Gehypten. Was ich gerade erlebe, offenbart, wie wenig man über diesen Osten und die DDR weiß.“

Das stillgelegte Schamottewerk in Thonberg bleibt beim Fahren links liegen. Die Sprengung des Schornsteins beschreibt Rietzschel in seinem Roman. Die Werksuhr ist stehen geblieben und zeigt seit langem, Tag und Nacht, 20.08 Uhr. Solarmodule auf einem Feld glänzen in der Sonne. Neue Welt trifft alte Welt.

Nach dem Studium in Kassel hat sich Rietzschel für die Rückkehr in die Heimat entschieden. „Ich wollte dableiben, wo alle weggehen – und helfen, Begegnungsräume und Kulturangebote zu schaffen.“ Er mischt im Literaturhaus Görlitz und in der Kommunalpolitik mit – weit weg von den Künstlerblasen Leipzig und Berlin. „Dort Gesicht zu zeigen, ist einfach. Hier war man bislang in der Unterzahl, wenn die AfD demonstrierte“.

Momentan bleibt Rietzschel zum Schreiben wenig Zeit. Sein zweiter Roman wartet noch auf die letzten Zeilen. Wie der Erstling wird er in der ostsächsischen Provinz der Nachwendezeit spielen. Nach vier Stunden endet die Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart. „Ich muss aufpassen, dass ich als Schriftsteller und nicht als Ost-Versteher wahrgenommen werde. Aber Kunst ist ein Brennglas, bildet Gesellschaft und ihre Verfehlungen ab. Vielleicht sollten Politiker häufiger ein Buch lesen“, sagt Lukas Rietzschel. Miriam Schönbach, dpa

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