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Luther in der Literatur
24.04.2017

Jeder Zoll ein deutscher Mann

Früh geriet der Reformator in den schmutzigen Wettstreit von Anhängern und Gegnern. Nicht nur Heinrich von Kleist und Stefan Heym ragen aus den Niederungen heraus

Martin Luther ist ein Winzling. Mit schwarzer Kappe, im schwarzen Talar misst er gerade einmal 7,5 Zentimeter. So läuft das Mönchlein als Playmobil vom Fließband. Die Nachfrage nach der Spielfigur im 500. Jubiläumsjahr der Reformation bewegt sich auf eine Million zu, ungeachtet dessen, dass der kleine Mann kaum Ähnlichkeit mit dem großen Vorbild hat. Immerhin hält er seinen Markenkern in Händen, einen Federkiel und die Bibel.

Dass Luther, der die Tradition des Kirchenlieds neu belebte, der die Bibel aus dem Griechischen, Lateinischen und Hebräischen ins Deutsche übersetzte, der die Geschichte der deutschen Sprache und Literatur bis heute inspirierte, dass dieser Mann aus Eisleben selbst zu einer Figur der Literatur werden würde, wird keinen wundern. Hunderte von Dramen, Epen und Gedichten rücken den Reformator ins Zentrum. Schier unübersehbar scheint die Zahl all jener mit Luther befassten, heute oft kaum mehr bekannten Autorinnen und Autoren. Nun liegt eine hervorragende Sichtung vom 16. bis ins 21. Jahrhundert vor – kritisch, vergleichend und kurzweilig zu lesen. Autor ist Prof. Norbert Mecklenburg.

Der Kölner Germanist stellt der Luther-Literatur eine ernüchternde Diagnose: Die Quantität obsiegt bei weitem über die Qualität. Dies zumal im sowieso in die Drastik verschossenen 16. Jahrhundert, in dem Befürworter und Gegner die Figur Luthers mit einem gerüttelt Maß an polemischen Kraftakten hin und her zerrten. Der Reformator versank im schmutzigen Wettbewerb der Autoren, wird mit Lob zugeschüttet und mit Dreck beworfen, zum Schutzheiligen ausgerufen und von Scharfrichtern gemeuchelt. Die Literatur erweist sich als billige Währung des reformatorischen Pro und Kontra, und dies sollte sich im Lauf der Jahrhunderte wenig ändern. Auf der Strecke blieb weithin Luthers religiöse Botschaft, sein geistiges Profil.

Der Heroisierung antwortet insbesondere in den Anfängen, da „des Luthers sach“ 1517/18 durch die Publikation seiner Thesenschriften schlagartig ins öffentliche Scheinwerferlicht gelingt, die Verhäuslichung. Die Widersacher fantasieren sich vor allem in die Eheschließung des ehemaligen Mönches mit der ehemaligen Nonne Katharina von Bora, ja sie treiben ihre säuischen Gedanken bis in die Pornografie.

Simon Lemnius publiziert 1539 seinen berüchtigten „Mönchshurenkrieg“, in dem der geile, gehörnte Ehemann Luther auf das nymphomanische Monster Katharina trifft. Der Satiriker Thomas Murner lässt den Reformator kurzerhand ins „scheißhus“ werfen... Luther reagiert auf solche Schmähgesänge meist mit Ignoranz, gelegentlich auch in drastischem Lutherdeutsch: „Scheispoet“, „Arshummel“. Alles längst vorbei? Mitnichten. Noch ein Rolf Hochhuth („Der Stellvertreter“) befleißigt sich in seiner schäbigen Luther-Farce „9 Nonnen auf der Flucht“ der „Porno-Posse“ (Mecklenburg).

Was aber hebt sich aus solchen literarischen Niederungen heraus? Wo weichen die Glorifizierungen Luthers, wo die Empörungskurven einer nachhaltigen Betrachtung? Anders gefragt: Welche Autoren lohnen die Lektüre?

Norbert Mecklenburg empfiehlt mit guten Gründen: Heinrich von Kleists Erzählung „Michael Kohlhaas“, dazu ein Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer, auch das Drama „Luthers Hochzeit“, das Thomas Mann lange beschäftigt, aber nie geschrieben hat; des Weiteren Dieter Fortes 1970 uraufgeführtes Theaterstück „Martin Luther & Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung“, das die Reformation mit zynischen Geschäften und dem Augsburger Bankhaus Fugger koppelt, schließlich den Roman „Ahasver“ von Stefan Heym.

Greifen wir drei dieser Beispiele heraus. Kleist erzählt den tragischen Fall des Rosshändlers Michael Kohlhaas, der nach erlittenem Unrecht aufbegehrt gegen die Obrigkeit und das „Geschäft der Rache“ in die eigene Hand nimmt. Kohlhaas trifft in Wittenberg auf (den fiktiven) Luther, Aufruhr prallt auf Obrigkeitsgläubigkeit. Das zieht beiderseits diffizile Revisionen nach sich, die Mecklenburg scharfsinnig herausarbeitet. Fazit: Kohlhaas ist „die beste erzählerische Gestaltung Luthers, die wir haben“.

C. F. Meyer gab dem nationalen Luther-Bild des 19. Jahrhunderts sowie folgenden Luther-Jubiläen (etwa des Kriegsjahrs 1917) die allenthalben zitierte Formel „Und jeder Zoll ein deutscher Mann“ an die Hand. Solcher Verzerrung steht Meyers geschichtliche Reflexion „Luther“ in seiner Versdichtung „Huttens letzte Tage“ (1871) entgegen: „Er trug in seiner Brust den Kampf verhüllt,/Der jetzt der Erde halben Kreis erfüllt.“

Luthers fanatischer Judenhass, auf den sich neben den Nazis auch deutsche Theologen beriefen, rückt Stefan Heym ins Zentrum eines seiner erfolgreichsten Romane: „Ahasver“ (1981). Der Autor zieht die Linie von Luther bis in die Anfänge des Christentums und stellt den Antisemitismus als Geburtsfehler der christlichen Religion dar. Dieses Buch, so Mecklenburg, gebe „über Luther und das Christentum zu denken wie kein anderes Werk aus der 500 Jahre langen Geschichte literarischer Lutherbilder“.

Metzler Verlag, 313 Seiten, 59,95 ¤.

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