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Design
26.05.2017

Der Monobloc: Ein Stuhl für alle und überall

Damaskus, Syrien: Ein Stuhl ist ein Stuhl – und der Monobloc reiht sich würdig ein.
8 Bilder
Damaskus, Syrien: Ein Stuhl ist ein Stuhl – und der Monobloc reiht sich würdig ein.
Foto: Michael Schreiner

Der Monobloc gilt als hässlich, billig und banal. Aber es muss ja gute Gründe dafür geben, warum die ganze Welt damit möbliert ist.

Was der Kaffeebecher fürs Gehen ist, ist er fürs Sitzen: der Plastikstuhl. Ein Massenartikel, weltweit verbreitet, allgegenwärtig, anonym, austauschbar – und billig. Der weiße Kunststoffstuhl ist ein, vielleicht sogar das Symbol der Globalisierung und in jedem Fall das meistverbreitete Möbelstück auf dem Planeten. Ein geniales Produkt mit miesem Image, wie die Tütensuppe oder die Konservendose.

Der Monobloc - ein Stuhl aus einem Guss

Ein Wegwerfartikel, der bei Sturm auch schon mal von selbst wegfliegt. Inkarnation des Billigen, Banalen, Hässlichen. Weiter entfernt von Exklusivität, Stil und Luxus als auf einem Plastiksessel kann man sich nicht platzieren – ein Thron der Armut. Designer haben den gewöhnlichen Erfolgsstuhl mit der fächerförmig durchbrochenen Rückenlehne als eine Art Straßenbastard gerne verachtet und ignoriert. Menschen, die im Urlaub romantische Bilder vom Ferienstrand machen, geben Obacht, dass nur ja kein Plastikstuhl mit aufs Foto kommt. Wer heute auf seiner Terrasse oder im Garten noch Plastik-stühle statt Teakholzmobiliar stehen hat, muss extrem unempfindlich gegenüber dem Zeitgeist sein.

Der „Monobloc“, wie der Stuhl auch heißt, weil er aus einem Guss ist, hat allen ästhetischen Vorbehalten zum Trotz vor rund 30 Jahren seinen Siegeszug um die Welt angetreten. Man schätzt, dass über eine Milliarde dieser universellen Stühle existieren – nicht nur in weiß, sondern in allen Farben, von tannengrün bis knallgelb (Zum Vergleich: vom Thonet Stuhl Nr. 14, einem Kulturklassiker, sollen weltweit über 100 Millionen verkauft worden sein, für indoor, versteht sich). Ob auf den Straßen von Hanoi und Damaskus, in den Gassen von Tanger oder vor einer Flensburger Imbissbude: Die Menschheit sitzt und lümmelt und hockt und döst auf dem Massenartikel Monobloc. „Wie ein Virus hat er sich verbreitet“, sagt die Kuratorin Heng Zhi vom Vitra Design Museum in Weil am Rhein, das dem Alltagsobjekt unter dem Titel „Monobloc – Ein Stuhl für die Welt“ eine kleine Ausstellung widmet, die europaweit heftig beachtet wird, als gäbe es dort einen bisher unbekannten Picasso zu sehen.

Ein rätselhaftes Ding ist der Plastikstuhl. Ohne ihn gäbe es keine gewöhnliche mitteleuropäische Freiluftgastronomie. Tausende von Existenzgründern säßen ohne ihn im Schlamassel. Ohne den Plastikstuhl, der ein demokratisches Medium der Gleichheit ist, wären die Straßen in den Metropolen Asiens kahl und leer. Gibt es überhaupt jemanden, der noch nicht darauf Platz genommen hat? Das Allerweltsmöbel steht bereit im Strandcafé, beim Freiluftkonzert, auf der Sonnenterrasse eines Campingplatzes, in einer Garküche in Bangkok, im Kleingarten bei Freunden, im Wohnzimmer in Kairo , im Freiluftkino in Augsburg.

Der Billigstuhl ist eines der unscheinbarsten Massengüter

Die Vorteile des Billigstuhls, der zu den unscheinbarsten Massengütern der Zivilisation gehört, sind augenfällig. Er ist leicht, abwaschbar, wetterfest, unempfindlich, stapelbar, günstig, praktisch und recyclebar. Und ja, auch das: bequem. Mit seinen geschwungenen, wie Henkel aus der Rückenlehne herausgebogenen Lehnen, der breiten Sitzfläche, der organisch abgerundeten Kante unter den Kniekehlen. Stabil wie ein Ohrensessel ist der Monobloc nicht – es kann schon mal sein, dass seine Winkelprofilbeine versagen und einknicken, wenn sich ein zu gewichtiger Mensch hineinfallen lässt. Experten vermuten, dass heute oft schlechte Billigkunststoffe und immer dünnere Materialstärken den Plastikstuhl schwächen. Es gibt unendlich viele Spielarten und Variationen des Monoblocs, es sollen bis zu 500 sein. Es gibt keine Markennamen im Reich des Weltstuhls, sondern hunderte Hersteller dieses ewigen Provisoriums. Aber es gibt nur einen Urahn, der in Weil am Rhein im Zentrum der Ausstellung thront.

Diese Keimzelle des Massensitzes hat einen poetischen Namen: „Fauteuil 300“, Sessel 300. Erschaffen hat ihn 1972 der französische Ingenieur und ehemalige Knopffabrikant Henry Massonnet mithilfe des Designers Pierre Paulin, mit dem er befreundet war. Der Urtyp des günstigen Stuhls aus dem Kunststoff Polypropylen konnte damals im Spritzgussverfahren binnen zwei Minuten gefertigt werden. Polypropylen ist der Stoff, aus dem auch Bierkisten gemacht werden. Auf einer umgedrehten leeren Bierkiste kann man zwar auch sitzen – doch der Monobloc ist dagegen wie ein Luxussessel aus dem Schloss von Versailles. Die ersten Modelle Massonnets waren damals übrigens vergleichsweise noch sündhaft teuer – 300 Francs, etwa 100 D-Mark kostete das Stück. Heute findet man ihn schon für den Preis von zwei Halben Bier, manchmal kostet er auch über 10 Euro, selten über 20.

Inzwischen dauert die Herstellung eines Monoblocs weniger als eine Minute. Zwei bis drei Kilogramm Kunststoffgranulat werden erhitzt und in eine Form gespritzt. Dann greift sich ein Roboter den fertigen Sessel und stapelt ihn. Eine Maschine kann also 50 bis 60 neue Stühle pro Stunde auf den Erdboden stellen. Inzwischen ist der Monobloc über den Zenit, er wird langsam zu einem Relikt vergangener Zeiten. Das hat auch Heng Zhi bemerkt, die von überraschend großen Schwierigkeiten berichtet, für die Ausstellung mal eben auf die Schnelle einen Schwung ordinärer Plastikstühle zu besorgen. Den 50 Stühle hohen Stapel musste das Museum online ordern – „extra teure für 17 Euro das Stück“.

Oft ist der Monobloc geächtet als Designsünde

Wer Monobloc sagt, muss auch Jens Thiel sagen. Der ist so etwas wie der oberste Ehrenretter und Erforscher des Plastikstuhls. Man könnte den in Berlin lebenden Wirtschaftswissenschaftler auch als Privatforscher bezeichnen, dessen Leben so eng mit dem Monobloc verbunden ist, wie es der nackte verschwitzte Oberschenkel auf dem weißen Plastik ist. Thiel hat den Monobloc, den er „für das beste Möbel der Welt“ hält, aus der Monotonie geholt, er hat ihm eine Würde, eine Geschichte gegeben – auch mit einer seit 2004 betriebenen eigenen Internetseite, die es zu Kultstatus brachte, inzwischen aber stillgelegt ist. Thiel sagt in Interviews gerne schöne Sätze zu dem unscheinbaren Stuhl, auf dem er auch zu Hause gerne sitzt, „selbstverständlich pur, ohne Sitzpolster!“. Für Jens Thiel ist der Plastikstuhl „die Krone der Effizienz unserer Industriegesellschaft“. Und: „Er ist ein Basic. Der Monobloc ist ein bisschen wie ein weißes T-Shirt.“

Zu allem kombinierbar, möchte man da ergänzen – und fällt vom Stuhl, wenn man realisiert, wie viele Kommunen den Plastikstuhl verboten und verbannt haben! Der Monobloc sitzt vielerorts auf der Anklagebank, ist geächtet als Designsünde, als Verschandelung, als Entwerter und ästhetische Katastrophe. Viele historische Stadtkerne sind per Satzung zu No-Go-Areas für den Monobloc geworden. Auf dem evangelischen Kirchentag übrigens saßen die Massen jetzt wieder auf unheimlich korrekten Papphockern.

Eine Ausstellung über dieses besondere Möbel findet noch bis 9. Juli im Schaudepot des Vitra Design Museums in Weil am Rhein statt: „Monobloc – Ein Stuhl für die Welt“. Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr. Infos: www.design-museum.de

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