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Natur
31.07.2017

Die Insekten werden immer weniger

Die Hummel ist darauf angewiesen, Blumen mit ausreichend Nektar zu finden.
2 Bilder
Die Hummel ist darauf angewiesen, Blumen mit ausreichend Nektar zu finden.
Foto:  Gerry Broome (dpa)

Dass es viel weniger Insekten gibt, spüren bis jetzt vor allem die Vögel. Aber schon bald könnte es uns alle treffen.

"Diese Sammlung ist einmalig für die Bundesrepublik", betont Axel Ssymank vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). Sie reiche nicht nur Jahrzehnte zurück, sondern sei stets mit dem gleichen Fallentyp nach der gleichen Methodik zusammengetragen. "Wir können für weit über 100 Standorte 30 Jahre zurückgehen." Ähnliche Langzeitreihen suche man in Deutschland vergeblich, betont auch Wolfgang Wägele vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn. "An keinem Institut oder Forschungszentrum wurde das gemacht. Ein 30 Jahre währendes Projekt – das kann sich einfach keine Universität finanziell erlauben."

Viele Menschen nehmen den Insektenschwund nicht wahr

Viele Fakten über den Insektenschwund, der inzwischen als ausgemacht gilt, sind daher nur schwer wissenschaftlich zu beweisen. Aber es gibt starke Indizien: Früher war die Windschutzscheibe des Autos nach jeder Fahrt im Sommer verklebt von Insekten – heute kaum mehr. Am Sommerflieder tummelten sich tausende Bienen, Hummeln und Schwebfliegen – heute haben etliche Kinder noch nie eine Schwebfliege gesehen. Lag man als Kind abends bei offenem Fenster mit Licht im Bett, kreisten bald Dutzende Motten um die Lampe – heute oft keine einzige.

Viele Menschen nehmen den Schwund nicht wahr. Da greift das sogenannte Shifting-Baseline-Syndrom: Der Mensch ist nur eingeschränkt fähig, Wandel wahrzunehmen, weil sich seine Referenzpunkte verschieben. Ein alter Mensch mag sich noch an Schwärme von Schmetterlingen erinnern – für einen jüngeren aber ist der Mangel zum Normalwert geworden, an dem er sich orientiert. Das Fatale: Wer Wandel nicht bemerkt, erachtet es kaum als dringlich, etwas zu unternehmen.

Umso wichtiger sind konkrete Zahlen. In den Fallen der Krefelder Forscher werden fliegende Insekten gefangen und in Alkohol konserviert. Von etwa April bis Oktober werden sie alle ein bis zwei Wochen geleert. An weit über 200 Standorten sind so Insekten über lange Zeiträume und über die gesamte Vegetationsphase gesammelt worden.

Ssymank wertet derzeit einen Teil der Funde aus. Sein Zwischenfazit: "Es gibt starke Rückgänge, dieser Trend ist eindeutig." Im Wahnbachtal im Bergischen Land südöstlich von Köln wurden über die Saison in sechs Fallen 1989 noch 17.291 Schwebfliegen 140 verschiedener Arten gefangen. Im Jahr 2014 waren es 2732 Tiere von 103 Arten. Die Artenvielfalt sei um 30 bis 70 Prozent zurückgegangen, die Zahl gefangener Schwebfliegen um 80 bis 90 Prozent, sagt Ssymank. Dass die Fallen – wie 70 Prozent der Sammelstellen – in einem Schutzgebiet lägen, zeige die Dramatik der Lage.

Warum es weniger Insekten gibt, ist unklar

Eine Analyse aus dem Orbroicher Bruch bei Krefeld beweist, dass die Masse flugaktiver Insekten zwischen 1989 und 2013 dort um fast 80 Prozent zurückging. "Wenn du ein insektenfressender Vogel bist, der in diesem Gebiet lebt, sind vier Fünftel deines Futters weg binnen eines Vierteljahrhunderts", erklärte der britische Insektenforscher Dave Goulson kürzlich im Fachjournal Science. Dass der Insektenschwund real ist, daran besteht kein Zweifel. Auch entomologische Sammlungen zeigten deutlich, dass sich etwas mächtig verändert hat, so Ssymank. "Man kann aus ihnen ablesen, dass viele Arten, die man in der jeweiligen Gegend heute gar nicht mehr sieht, da früher überall rumgefleucht sein müssen."

Ungewiss ist die Ursache des Rückgangs. "Die Liste der Faktoren ist lang", sagt Ssymank. Den Krefelder Daten zufolge sind offene Landschaften stärker betroffen als Wälder, Täler stärker als Bergregionen. Das weise auf einen Einfluss der Landwirtschaft auf benachbarte Flächen hin und darauf, dass über Luft oder Wasser übertragene Faktoren eine Rolle spielen, die das Bergland weniger erreichen. "Außerdem lässt sich erkennen, dass sich das Problem in den letzten rund 20 Jahren offenbar deutlich verschärft hat", sagt Ssymank.

"Da müssen neue Faktoren hinzugekommen sein." Der Insektenkundler reiht auf: Ackerflächen reichen heute oft bis an Straßen, es gibt kaum bunt bewachsene Randstreifen, und die Felder sind riesig. "Gerade bei Insekten, deren Raupen andere Bedürfnisse haben, kann schnell Schluss sein mit dem Überleben, wenn in 500 Metern Umkreis passender Lebensraum fehlt."

70 Prozent aller Nahrungspflanzen müssen bestäubt werden

Stickstoffdünger mindert das Wachstum von Pflanzen, die nährstoffarme Böden mögen. Gras lässt er rascher wachsen. Das wird in der Folge früher und häufiger gemäht – und viele Blühpflanzen schaffen es nicht zur Samenreife. Damit fehlen Futterpflanzen, wie Ssymank erklärt. Hinzu kämen Insektizide: Früher seien sie erst bei drohender Gefahr aufgebracht worden, heute werde das Saatgut von vornherein mit giftigen Stoffen präpariert. "Die Substanzen werden nur langsam abgebaut, zudem gibt es akkumulierende Effekte mit anderen Wirkstoffen wie Halmverkürzern", erläutert Ssymank. Maiskörner würden heute mit Pressluft in den Boden geschossen, dabei ein Teil der giftigen, wasserlöslichen Beize abgerieben. "Nur fünf Prozent schützen die Pflanze, der Rest gelangt in die Umwelt." Neonikotinoide verursachten schon in winzigsten Mengen Verhaltensänderungen bei Bienen, so Ssymank. "Das ist nicht gleich tödlich, aber wenn eine Biene ihren Stock weniger gut findet, stirbt sie langfristig auch."

Nun ja, mag mancher denken. Schmetterlinge sind ja hübsch und Hummeln auch. Ein paar zu haben, reicht doch. Und den Rest kennt und braucht eh kein Mensch. Oder? Wägele vergleicht das Zusammenspiel von Artenvielfalt und Ökosystemen mit einem bösartigen Tumor: "Anfangs merkt man wenig, dann drückt es irgendwo, und irgendwann ist es nicht mehr heilbar." 70 Prozent aller Nahrungspflanzen seien darauf angewiesen, dass ein Tier sie bestäubt, darunter fast alle Obst- und Gemüsesorten, sagt Ssymank. "Kakaobäume zum Beispiel werden nur von kleinen Mücken bestäubt – ohne die hätten wir keine Schokolade." Die herbstlichen Laubberge in Wäldern würden vorwiegend von Insekten abgebaut. Die Reinhaltung von Gewässern hänge maßgeblich von Insektenlarven ab. Mit den Insekten schwänden viele Vögel. Die Gefahr für Massenvermehrungen einzelner Arten steige, weil regulierende Fressfeinde wegfielen.

Experten fordern: Der Artenschwund muss erfasst werden

Viele Folgen lassen sich noch nicht erahnen. "Das wirklich Erschreckende ist, dass wir so wenig wissen", betont Martin Sorg vom Entomologischen Verein. Um Risiken zu erkennen, müssten wir viel mehr wissen, vor allem, so Sorg, über die artenreichsten Insektengruppen: "Das sind Unsummen von Individuen solcher Gruppen, die in einem Gebiet unterwegs sind – aber über ihre Funktion wissen wir oft kaum etwas."

Was fehlt ist Geld, sagen die Forscher – und der politische Wille. "Was ist wirklich relevant?", fragt Wägele. "Wenn wir den Artenschwund nicht erfassen und unsere Nachkommen in 100 Jahren immense Probleme haben, weil wir eine Entwicklung nicht rechtzeitig erkannt haben? Oder wenn wir eine Galaxie erst in 100 Jahren entdecken statt jetzt gleich?"

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